Sie denken, ein Kindergeburtstag sei laut? Dann haben Sie noch nie "Die Festspiele der Reality Stars" gesehen. Am Freitagabend traf man sich dort zur Winteredition mit dem Who's Who der deutschen Realitystarszene und machte daraus einen Kindergeburtstag in extralaut.
Gerade erst hat man sich vom diesjährigen RTL-Dschungelcamp-Ersatz erholt, da schenkt Sat.1 auch schon nach. Nicht, dass man darum gebeten hätte, aber der Sender hat sich entschieden, den "Festspielen der Reality Stars" eine Fortsetzung zu spendieren.
Erst im vergangenen September hatte man 20 Reality Stars in Nonsens-Spielchen gegeneinander antreten lassen, bis sich am Ende
Diesmal sollte es eine "Winter-Edition" geben und für die hat man personell aufgestockt. 30 Realitystars sollen nun "die hellste Kerze" unter sich ausmachen. 30 Realitystars? Wo sollen die denn alle herkommen?
Hätte man diese Frage vor nur zehn bis fünfzehn Jahren gestellt, wäre es tatsächlich eng geworden. Aber 2021 kriegt Sat.1 problemlos die Hütte voll. In der ersten Episode am Freitagabend hat man das Studio nach zehn Stars abgeriegelt, die restlichen 20 dürfen dann in den Ausgaben zwei und drei ran.
Zum Auftakt sollen diese zehn "Promis" die Stimmung am heimischen Bildschirm heben:
Wer angesichts dieser Namen keine Trash-TV-Gänsehaut, sondern Fragezeichen in den Augen hat, dem sei gesagt: Die meisten dieser Promis sind Wiederholungstäter in Trash-TV-Formaten wie "Das Sommerhaus der Stars", "Promi Big Brother" oder "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!".
Eva Benetatou hat "eine leicht veränderte Situation"
Auf und vor dem Bildschirm ist man also Leiden gewohnt und natürlich hat man sich diesmal wieder Niedrig-Niveau-Spielchen ausgedacht. Damit man irgendwann senderseitig sagen kann: "So, das war's jetzt, Feierabend!", hat man sich so etwas wie ein Regelwerk überlegt.
Und das geht so: Gespielt wird rundenweise und in jeder dieser Runden gilt es für die ganze Bagage, Aufgaben zu erledigen. Pro Runde scheidet ein Teilnehmer aus und bekommt zum Ausstand von Mario Basler eine Torte ins Gesicht geworfen. Manchmal kann Fernsehen so einfach sein.
Unter diesen Vorzeichen geht es ins erste Spiel, bei dem die Realitystars mit einem Pfeilhelm auf eine Zielscheibe mit Namen geschossen werden, um den ersten Verlierer zu ermitteln.
Das ist weniger lustig, als es klingt, bringt aber zwei Erkenntnisse: Zum einen darf
Eierlauf und Selfie-Schießen
Bei den weiteren Spielen geht es dann schwangerenfreundlicher zu, denn da muss vor allem geraten werden. Welche Filme haben Joey Heindle und Thorsten nachgestellt, welche Antworten haben die anderen Kandidaten auf Fragen wie "Wie viele von euch haben keinen Schulabschluss?" gegeben oder welchen Stuss hat man denn früher so in anderen Trash-TV-Shows gesagt?
Dazwischen gibt es Gelegenheit, sich zwischen Eierlauf und Selfie-Schießen ein bisschen die Füße zu vertreten.
Auf der Haben-Seite der "Festspiele der Reality Stars steht dabei, dass man sich mit den Spielen ein bisschen Mühe gegeben hat. Die sind zwar nicht der Höhepunkt der Originalität, unterscheiden sich aber immerhin ein wenig vom sonstigen Show-Einerlei. Das gleiche gilt für die Kulisse, die das Motto der Show auch visuell umsetzt: laut.
"Die Festspiele der Reality Stars" oder Schrei. Mich. Nicht. An!
Denn "die Festspiele der Reality Stars" sind ein fast dreistündiger Schrei- und Lärmwettbewerb, bei dem man zwischendurch unbedingt mal die Stumm-Taste drücken muss, um nicht völlig bekloppt zu werden.
Und so passt es zur Show wie die Ohrstöpsel in den Gehörgang, als
In seinen besseren Momenten kann man dabei ein munter-saloppes Durcheinander feststellen, vor allem dann, wenn Olivia Jones das Geschehen mit spitzer Zunge kommentiert.
Wenn zum Beispiel Diana Herold jammert, dass sie gar nicht gerne Kollegen nominiert, antwortet Jones: "Wenn du dir die Promi-Meute hier anguckst, das ist doch nicht schwer!"
Ein paar Bodyshaming-Sprüche
In ihren schlechteren Momenten sind die "Festspiele" aber gar nicht mehr so lustig, weil es entweder zu laut, zu anzüglich oder einfach zu daneben ist. Etwa, wenn Olivia Jones ein paar Bodyshaming-Sprüche zu viel raushaut.
"Willi, wuchte mal deine Schwungmasse runter!", muss sich Willi Herren anhören und
Das kann man unter "im Eifer des Gefechts" abtun, da ohnehin eine sehr ausgelassen-chaotische Stimmung herrschte, ein dummer Spruch ist aber immer noch ein dummer Spruch.
Dazwischen kann, wer Trash-TV mag, bei den "Festspielen der Reality Stars" seinen Spaß haben, am besten, wenn man nicht mehr allzu gut hört. Und so passt es am Ende völlig ins Konzept, dass Aaron Königs den Titel in einem Schrei-und-Horch-Wettkampf gewinnt.
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