Offen und ehrlich: Modedesigner Harald Glööckler gibt in einer neuen Dokusoap Einblick in sein Privatleben. In "Herr Glööckler sucht das Glück" begleitet ihn ein Kamerateam von RTLZWEI bei seinem Neustart in Berlin. Der beginnt mit einem emotionalen Abschied von 35 Jahren Beziehung.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Harald Glööckler ist zurück im Fernsehen. Doch bevor wir über die TV-Rückkehr des Modedesigners sprechen, widmen wir uns einem anderen Herrn der Fernsehgeschichte. Herr Rossi heißt er und entstammt dem Kopf des italienischen Trickfilmers Bruno Bozzetto. In den 1960ern und 1970ern entstanden zahlreiche Filme, die den adrett gekleideten Mann unter dem Titel "Herr Rossi sucht das Glück" durch verschiedene Abenteuer führten.

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Dass Herr Rossi das Glück suchen musste, lag an seiner Gesamtsituation. Als Arbeiter in einer Fischkonservenfabrik führte Herr Rossi ein karges und freudloses Dasein, das im Intro so zusammengefasst wurde: "Andere können alles haben, können sich an Feinstem laben und von eben diesen Gaben möcht' Herr Rossi auch was haben." Die Chance auf diese Gaben bekommt Herr Rossi, als er eines Tages Besuch von einer Fee erhält, die ihm eine Trillerpfeife schenkt, mit der er durch Zeit und Raum reisen kann, um sein Glück zu finden.

Ende der Beziehung nach 35 Jahren

Die Ausgangslage bei Harald Glööckler ist dann aber doch eine gänzlich andere. Die Welt des Designers ist, soweit man das von außen beurteilen kann, von Überfluss geprägt. Seine Kollektionen sind extravagant, nicht umsonst heißt sein Modelabel Pompöös. Auch die Einblicke in seinen Lebenswandel, die Glööckler bisher gewährt hat, zeugen nicht gerade von Zurückhaltung und wenn man es so interpretieren möchte, kann man das zweite ö im Nachnamen, das sich Harald Glöckler, wie der Designer eigentlich heißt, gönnt, auch als Zeichen des Überflusses deuten.

Zwei verschiedene Welten also und doch teilt Harald Glööckler das Schicksal von Herrn Rossi und zwar auf zwei Arten. Denn zum einen ist auch Glööckler trotz des Luxus offenbar nicht glücklich, zum anderen bekommt auch er die Chance, daran etwas zu ändern. Nur ist es bei Glööckler keine Fee, sondern RTLZWEI und die Trillerpfeife ein Kamerateam, das ihn bei der Suche nach diesem Glück begleitet. Und so scheint es nur logisch, dass Glööcklers TV-Comeback "Herr Glööckler sucht das Glück" heißt und sich auch die Titelmelodien ähneln.

In sechs Folgen taucht RTLZWEI in Glööcklers Glückssuche ein und die startet, wie man eine Glückssuche eben am besten angeht: mit einem Neuanfang. Denn "im Februar 2023 endet Harald Glööcklers große Liebe und damit sein ganzes altes Leben", erklärt der Off-Sprecher und meint damit Glööcklers Trennung von seinem langjährigen Lebensgefährten Dieter Schroth nach 35 Jahren. Und dieser private Neuanfang ist nicht der einzige: "Auch beruflich plant der Modezar neue Projekte", heißt es aus dem Off.

Neustart für Harald Glööckler in Berlin

"Ich möchte alles das ausleben, wozu ich Lust habe, viele Dinge machen, die ich vorher nicht mehr gemacht habe. Große Events machen, reisen gehen, shoppen gehen, Menschen kennenlernen", antwortet Glööckler auf die Frage, wie denn sein neuer Lebensabschnitt aussehen soll, und er dürfte damit nicht allzu weit weg von den Träumen des Herrn Rossi liegen. Doch während der sich nach einem Leben in Ruhe und Frieden sehnt, sucht Glööckler auch noch die Liebe, wie er ergänzt: "Flirten, vielleicht auch einen oder mehrere Männer kennenlernen."

Und wo könnte man all das am besten verwirklichen? In Berlin natürlich. Deshalb zieht Glööckler in ein luxuriöses Penthouse in der Hauptstadt. "Ein fulminanter Neuanfang mit vielen Möglichkeiten Und diese Wohnung ist dazu einfach der Schlüssel", formuliert es Glööckler und resümiert noch einmal die vergangenen 35 Jahre. Die Erkenntnis, dass die Beziehung nicht mehr funktioniere, habe ihn sehr deprimiert. Zuerst sei es Liebe gewesen, dann habe er sich eingeengt gefühlt, ehe es zum Schluss eine Partnerschaft aus Gewohnheit gewesen sei, der er nun ein Ende gesetzt habe.

Tatsächlich sind es genau diese Momente, in denen sich Glööckler öffnet, die am interessantesten in der Dokusoap sind, denn hier kann man hinter die glamouröse Fassade Glööcklers blicken, die manch einen vielleicht vom Menschen dahinter ablenkt. Diese Teilhabe sei es auch, die er seinen Fans mit der Dokusoap ermöglichen möchte – aber nach seinen Regeln, so Glööckler: "Das finde ich wichtig, dass man ein schönes Miteinander hat, das von Freundlichkeit geprägt ist, von Offenheit und Respekt gegenüber dem anderen."

Glööckler zeigt viel - aber nicht alles

Und diese Offenheit zeigt Glööckler in vielen Momenten. Zum Beispiel, als es ihm an dem Tag, an dem er den Antrag auf Auflösung seiner Partnerschaft stellen möchte, so schlecht geht, dass er bei einer Ärztin erst eine Infusion und dann etwas gegen seine Wassereinlagerungen unter den Augen bekommt. Andere Prominente hätten wahrscheinlich nicht so viele Blicke hinter die Kulissen erlaubt. Vollkommene Transparenz gibt aber auch Glööckler nicht und so muss das Kamerateam in dem Moment, in dem er die Presse über seine Trennung informiert, dann doch draußen bleiben.

"Ich habe mich selbst verloren in der Beziehung."

Harald Glööckler über seine Trennung von Dieter Schroth

Auch das Telefonat, in dem er seinen Noch-Partner über die Auflösungspläne in Kenntnis setzt, bleibt intim; erst als sich Glööckler nach dem Gespräch emotional wieder gefasst hat, erklärt der Designer die Lage. "Ich habe mich selbst verloren in der Beziehung", zieht Glööckler ein Fazit und will nun nach vorne blicken. Das tut der Doku auch gut, denn nur dabei zuzusehen, wie sich Glööckler die Nägel machen lässt, wäre doch reichlich langweilig und für den Designer auch nur ein Glück auf Zeit.

Und so verspricht Glööckler dem Kamerateam und damit auch dem Zuschauer für die nahe Zukunft eine Eröffnungsparty und eine Pompöös-Gala. Vorerst darf man immerhin noch Zeuge eines Geschäftstermins werden. Am Ende von Folge eins entsteht so ein erstes Bild, das Glööckler als emotionalen, offenen Menschen zeigt, der seinen Schutzschild herunterlassen, aber gegenüber dem Kamerateam auch mal schnippisch werden kann. Das Glück hat er bei all dem natürlich noch nicht gefunden, aber dafür hat er ja auch noch fünf Folgen Zeit.

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