Nach dem Show-Dschungel ist vor der Dschungel-Show: RTL verlängert am Sonntagabend seine Show mit dem ohnehin schon unnötig langen Namen "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" noch um "Das Nachspiel". Dort bekommen die Dschungelcamper und ihre Zänkereien noch einmal ein zweites Leben eingehaucht. Fazit: Ist auch mal gut jetzt.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Nun gehört es zur gesellschaftlichen Tradition, dass man gemeinsam geschlagene Schlachten im Nachgang noch einmal Revue passieren lässt.

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So treffen sich nach einem Fußballspiel noch einmal die Experten des Landes, um Blutgrätschen und Doppelpässe zu analysieren, in Elefantenrunden erklären sich Parteien, egal wie eine Wahl ausgegangen ist, regelmäßig zum eigentlichen Sieger und Opa darf am sonntäglichen Kaffee-Tisch mal wieder vom Krieg erzählen.

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RTL kennt diese Tradition und lädt wenige Tage nachdem Evelyn Burdecki zur Dschungelkönigin gekrönt wurde, noch einmal zum gemeinsamen … Ja, zu was eigentlich?

Die Dschungel-Gladiatoren haben im Namen der Fernsehunterhaltung ihre Pflicht getan, ihr Honorar in Euro und Bildschirmzeit erhalten und könnten nun eigentlich wieder ihrer eigentlichen Berufung nachgehen, so sie denn eine haben.

Das "interaktuelle Jahr" der Evelyn Burdecki

Aber RTL wäre nicht RTL, wenn der Sender nicht auch noch die letzten Marktanteile aus dem erfolgreichen Fäkalien-Futter-Format quetschen würde. Also trommelt man noch einmal die jüngste Camp-Besetzung zusammen und simuliert ein bisschen Relevanz oder wie Moderatorin Sonja Zietlow dem Zuschauer gleich zu Beginn einzureden versucht: "Der Patient hat noch Puls."

Wer nach zwei Wochen nicht mehr so ganz auf der Pfanne hat, wer da noch vor kurzem durch den australischen Show-Dschungel getigert ist, für den noch einmal die ganze Truppe mit Vor- und Zunamen: Domenico de Cicco, Sibylle Rauch, Thommi Piper, Gisele Oppermann, Leila Lowfire, Doreen Dietel, Chris Töpperwien, Sandra Kiriasis, Bastian Yotta, Peter Orloff, Felix van Deventer, und natürlich Evelyn Burdecki.

Man mag von Burdecki halten, was man mag, aber die Blondine hat sich mit ihrem dusseligen Charme und ihrer charmanten Dusseligkeit einen Wiedererkennungs- und Unterhaltungswert geschaffen. RTL weiß das und macht, was man in so einer Situation als betreuender Sender eben am besten macht: Man gibt ihr so viel Redezeit wie möglich.

Also darf Burdecki so oft es geht losplappern. Über ihr Schlafverhalten im Camp weiß die Dschungelkönigin zum Beispiel Folgendes zu berichten: "Wenn du so wenig schläfst, kriegst du auch nicht so gut Luft." Später wird sie außerdem über ihre Studiumspläne erzählen: "Ab heute fängt das interaktuelle Jahr von Evelyn Burdecki an."

Doreen Dietel und Giselle Oppermann mögen sich immer noch nicht

Doch da man eine wie Evelyn Burdecki nur einmal in 13 Staffeln findet, liegt der Schwerpunkt der Show wie üblich nicht in der Sprachakrobatik der Königin, sondern in den Streitigkeiten ihrer Untertanen. Um auch genügend Gründe für veritable Auseinandersetzungen zu provozieren, geht RTL nicht gerade subtil vor.

Jeder Dschungelcamp-Bewohner bekommt zunächst all die Lästereien, die über ihn so stattfanden, präsentiert, ehe er oder sie auf die Konkurrenz losgelassen wird. Mit dem Gehörten im Gepäck sollte es doch mit ein bisschen medienwirksamen Streit hinhauen – und das tut es auch.

Um sich für den großen Zoff zwischen Bastian Yotta und Chris Töpperwien aufzuwärmen, dürfen dabei zunächst Gisele Oppermann und Doreen Dietel ihre gegenseitigen Antipathien noch einmal auf den Herd stellen.

Da der Topf aber nicht so recht köcheln will, legt Daniel Hartwich noch einmal Brennholz nach: "In welcher Beziehung ist denn Doreen ein Vorbild für dich?", will der Moderator ganz nach alter Provokateursschule wissen und Gisele liefert: "In keiner. Meine Familie, mein Vater, meine Mama, das sind Vorbilder. Sie könnte zwar meine Mama sein, wahrscheinlich vom Alter her, aber sie ist nicht mein Vorbild."

Und schon legt auch Dietel ihre Zurückhaltung ab und es entspinnt sich ein gar nicht mal so interessanter Streit über den Stellenwert von Teamplay in der Show. "Herrlich, mit Rücksicht auf die Kollegen vom Promi-Dinner beenden wir das an der Stelle", grätscht Hartwich irgendwann dazwischen – wohl in dem Wissen, dass man noch zwei größere Streithähne auf der Einwechselbank sitzen hat.

Wenn zwei sich streiten, freuen sich alle drei

Zwar liegt das Kriegsbeil zwischen Bastian Yotta und Chris Töpperwien laut Yotta "in Australien begraben und dort soll es auch bleiben", doch trotzdem haben sich die beiden beim Aufeinandertreffen im Studio noch Einiges zu sagen.

Was, das sei hier nur beispielhaft wiedergegeben, um die Dimensionen dessen zu erahnen, was RTL und die Beteiligten unter guter Unterhaltung verstehen.

Zietlow: Bastian, du hast dich sehr konsterniert gegeben, dass er nach eurer Versöhnung "Piss-Yotta" gesagt hat und so weiter. Du hast dich bei ihm ja entschuldigt für die "Mops-Fickerei", sag' ich jetzt einfach mal. Aber kaum warst du draußen, hast du ein Foto auf Instagram gepostet, hat man mir gesagt, wo er hinter dem Mops ist und da steht ein "Wer Böses dabei denkt".

Yotta: Was ging voraus, liebe Sonja?

Zietlow: Das Porno-Angebot von seinem Manager.

Yotta: Genau.

Töpperwien: Das hätte ich übrigens angenommen an deiner Stelle, weil dann hättest du mal wirklich deine Männlichkeit beweisen können.

Zietlow: Das Angebot kam ja nicht von ihm, sondern von seinem Manager und du hast ja schon ein paarmal mit deiner Schwanzlänge geprahlt. Ist das nicht schmeichelnd?

Yotta: Es ist nicht schmeichelnd, weil man hat im Dschungelcamp sehr deutlich gesehen, dass ich meine Freundin über alles liebe und ich würde niemals eine andere Frau f***en außer meine Frau.

Ist auch mal gut, jetzt

So weit, so unnötig, aber Daniel Hartwich ahnt die Hintergründe des Ganzen: "Könnte es nicht auch sein, dass ihr euch dankbar sein müsstet, weil ihr ohne euren Streit ein bisschen weniger bekannt wäret?"

Ja, eine berechtigte Frage, Hartwich unterschlägt dabei aber, dass zu dem ganzen Streit auch noch eine dritte Partei gehört, die mit den Quoten, die so ein Gezänk generiert, sicher ganz gut leben kann.

Maden essen, Kakerlaken lutschen, Yotta, Currywurst-Chris, Heulsusen-Gisele, Evelyn "The Brain" Burdecki, Miracle Morning, Zickenkrieg und Porno-Angebot: Wer nicht schon vor RTLs "Nachspiel" langsam aber sicher genug von all dem Dschungel-Wahnsinn hatte, bei dem dürfte spätestens nach dieser Show der Kanal voll sein.

Denn als dann ganz am Ende auch noch die schwangere Freundin von Dschungelcamper Felix van Deventer RTL das Geschlecht des gemeinsamen Kindes gesteckt hat, um daraus für den ahnungslosen Felix eine medienwirksame Überraschung zu basteln, spätestens da hat RTL den Bogen überspannt. Irgendwann ist auch mal gut.

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