In der neuen Folge von “Die Pochers” spricht Oliver Pocher in einem wilden Themen-Mix ausführlich über Themen, über die man nicht sprechen darf. Dafür füllen sie erstaunlich viel Sendezeit.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die gute Nachricht in dieser Woche von "Die Pochers": kein Wort über die Trennung des Promi-Paares. Weder ein Seitenhieb noch ein verbitterter Kommentar oder ein zweideutiges Seufzen. Nicht einmal das mittlerweile separierte Privatleben von Amira und Oliver Pocher spielt eine Rolle. Der Grund dafür ist der Krieg in Israel, an dem auch dieser Podcast nicht vorbeikommt und der dafür sorgt, dass Oliver Pocher zu einem fast 40-minütigen Monolog ansetzt.

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Seine Meinung zu dem Terror-Angriff der Hamas ist klar: "Das ist einfach ekelhaft und widerlich", sagt er in dieser Woche. "Da gibt es keine zwei Meinungen zu."

"Es wird nachhaltige Konsequenzen haben", "Gewalt wird immer gegen Gewalt schaffen" und "Da werden noch Unschuldige sterben", weiß Pocher. Soweit der breite gesellschaftliche Konsens. Dann nimmt er sich die Solidaritätsbekundungen für Palästina vor. Sei es in Berlin auf der Straße, sei es aus der muslimischen Welt. Die ziemlich prägnante Zusammenfassung: "Arschloch bleibt Arschloch, Terrorist bleibt Terrorist."

Oliver Pocher ist in Fahrt

Obwohl Amira Pocher am Anfang noch erklärt hatte, dies sei ein hochkomplexes Thema, fliegt im Laufe des Podcasts einiges durcheinander. Oliver Pocher ist in Fahrt, und wenn Pocher Tempo aufgenommen hat, teilt er wenig subtil aus. Zuerst ist die Rapperin Nura dran, unter anderem bekannt aus der Amazon-Prime-Serie "Die Discounter".

Vor dem Anschlag der Hamas war sie zu Gast in der ProSieben-Show "Duell um die Welt". Kurz danach sollte sie in Klaas Heufer-Umlaufs Sendung "Late Night Berlin" auftreten, wurde aber kommentarlos ausgeladen. Sie hatte einen Tag nach dem Massaker im Gaza-Streifen auf ihrem Instagram-Account ein Bild gepostet, wo sie vor einem "Free Palestine"-Plakat posiert.

Oliver Pocher sieht das differenziert. Er fragt sich, ob man ihr nicht auch die Gelegenheit geben sollte, sich zu äußern und zu erklären. "Lad' sie ein, red' mit ihr drüber, Punkt", so seine Schlussfolgerung. Man müsste ihr schließlich die Gelegenheit geben, sich klar davon zu distanzieren.

Das tat die Rapperin noch am selben Tag. Das Bild sei aus dem Video zu ihrer Single und sei vor den Anschlägen produziert worden. Sie entschuldigte sich in einem weiteren Post und erklärte, dass sie bei Leid keinen Unterschied mache zwischen Herkunft, Geschlecht, Sexualität oder Religion. "Krieg jedoch ist nie eine Lösung und für das, was aktuell passiert, stehe ich nicht als Befürworterin."

Joko Winterscheidt "muss Außenminister werden"

Pocher ist da schon längst weiter und verweist auf ein Thema, das in dem Podcast "Die Pochers" seit Wochen immer wieder hoch köchelt: politische Korrektheit und die sogenannte Woke-Culture. Zunächst trifft es Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Deren "PC-Nummer" sei eigentlich schuld daran, dass Rapperin Nura nicht mehr in der Show auftreten konnte.

Das beste Beispiel sei Joko Winterscheidt bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises. Dort hatte er für seine von Amazon produzierte Umwelt-Dokumentation "The World's Most Dangerous Show" einen Preis erhalten und sich so staatstragend verhalten, dass Pocher witzelt: "Der muss Außenminister werden."

Nicht ganz zu Unrecht wirft er ihm Scheinheiligkeit vor. "Amazon ist ja jetzt nicht gerade als das Umweltunternehmen Nummer eins bekannt." Und fügt hinzu: "Deine Sendung heißt 'Duell um die Welt', du bist zigmal um die Welt geflogen, um Bungee zu springen in Ecuador. Das macht man wegen des Image. Dann geh' in die Politik und macht das komplett."

Mehr nach dem Geschmack der Pochers ist Comedian Felix Lobrecht. Der hatte in einem Interview mit der "Welt" erklärt, dass Netflix in seiner Verfilmung des Romans "Sonne und Beton" aus einer arabischen Gang deutsche Lesben machen wollte. Schuld daran ist natürlich die "Woke-Welle". Das Stichwort für Amira Pocher, die nach fast 40 Minuten Podcast aufwacht.

Es wird geschimpft über erzwungene Diversität in Film und Serie, über "Schneewittchen und die sieben Zwerge", die schwarze Arielle von Disney und und und. Es fehlt nur noch, dass Markus Söder und Hubert Aiwanger Hand in Hand ins Studio hupfen, um eine Ode an den Schweinebraten anzustimmen, den sie sich nie, aber auch wirklich nie, von irgendwelchen angegrünten Veganern verbieten lassen wollen.

So viele Themen, über die man nicht sprechen kann, es aber trotzdem tut

Vielleicht erklärt sich so die wirre Schlussfolgerung Oliver Pochers am Ende, die große Klammer zu Hamas, Cancel-Culture und Migration: "Aber wenn man diese Themen nicht mehr ansprechen kann, das war 'ne arabische Großfamilie, hier gibts den Terror, wenn man Fakten verdreht …“ Ja, was denn dann? Braucht man dann einen Podcast mit enormer Reichweite und spricht über all das, was man angeblich nicht thematisieren darf? Nein: "Man muss seine eigenen Grenzen dicht halten.“ Ah ja. Gegen wen jetzt? Schwarze Arielles? Woke Veganer? Die sieben Zwerge???

An dieser Stelle hat Amira und Oliver Pocher wohl die Komplexität der Themen überfordert. Dann doch lieber noch ein wenig lästern über den Partner von Sylvie Meis, David Beckham, der seine Frau in seiner Netflix-Doku vorführt, oder Claudia Obert, "das Filetsteak an der Single-Börse" und ihr Paarungsverhalten im "Sommerhaus der Stars“. Dazu hat auch Amira Pocher mehr beizutragen. Der Podcast heißt schließlich immer noch "Die Pochers". Wenn ihr Noch-Ehemann über Politik reden möchte, kann er ja, genau, Außenminister werden.

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