Ob als Juror bei "Let’s Dance" oder als Teilnehmer von Kochsendungen: Jorge González ist aus dem deutschen Fernsehen kaum noch wegzudenken. Aber auch abseits des Showgeschäfts blickt der Kubaner auf ein bewegtes Leben zurück.

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"Hola Chicas!" Diese Begrüßung wurde zum Markenzeichen von Jorge González, der am Dienstag, dem 11. August, 53 Jahre alt wird. Der Kubaner mit deutschem Pass ist ein Tausendsassa und Paradiesvogel. Mit hochhackigen Schuhen, kunterbunter Kleidung, aberwitzigen Frisuren und seinem lustigen Akzent hat er seinen festen Platz in der deutschen TV-Landschaft gefunden.

Ob als Juror in Casting-Shows wie "Germany's Next Topmodel" und "Let’s Dance", als Teilnehmer an unterschiedlichsten TV-Formaten, ob als Werbefigur oder Modedesigner, Buchautor oder Sänger: Jorge González schlüpft in die unterschiedlichsten Rollen.

Hinter der schrillen Fassade stecke aber mehr, erzählte González einst der "Süddeutschen Zeitung", die Leute seien oft überrascht: "Neben der medialen Figur gibt es auch den Jorge, der was im Kopf hat." Als er den Job als Laufsteg-Coach bei Heidi Klum antrat und im deutschen Fernsehen durchstartete, hatte González die 40 Jahre bereits geknackt und ein bewegtes Leben hinter sich. Grund genug also, zurückzublicken.

Jorge González wird in Sancti Spiritus geboren

Die Geschichte des Jorge Alexis González Madrigal Varona Vila, wie der TV-Star mit vollem Namen heißt, beginnt am 11. August 1967 in der kubanischen Kleinstadt Sancti Spiritus. Dort erblickte Jorge das Licht der Welt. Die Mutter arbeitete als Floristin, der Vater war als Logistiker in der Zuckerrohr-Verarbeitung tätig. Über Kuba herrschte damals Diktator Fidel Castro, der junge Jorge bemerkte bereits im Kindesalter, dass er seinen Platz in dessen kommunistischem Regime nicht finden wird.

Denn bereits in jungen Jahren wurde González klar, dass er homosexuell ist. Während die meisten Jungen auf Kuba auf eine Karriere als Baseball-Profi oder Boxer hofften, träumte Jorge von einer Laufbahn als Balletttänzer, spielte mit Puppen und den High Heels seiner Mutter. Sein Vater Gudelio war davon nicht begeistert, Homosexualität war auf Kuba zu dieser Zeit ein Tabu.

"In Kuba war Homosexualität so ungefähr das Schlimmste, was einem passieren konnte. Job und Studium waren gefährdet, man wurde permanent schikaniert, es war ein Leben wie im Käfig", erzählte González der "Welt".

Abschlussarbeit über Uran im Kuh-Urin

Bereits als Schüler beschloss er, das Land zu verlassen. Er büffelte hart für gute Noten, die ihn im Alter von elf Jahren schließlich auf ein Elite-Internat führten. Dort legte er den Grundstein für ein Studium im Ausland, ab 1985 studierte er mit Stipendium in Bratislava an der Universität Jan Komensky in der damaligen Tschechoslowakei.

Wer González heute bei seinen oft überdrehten TV-Auftritten sieht, würde nicht unbedingt denken, einen Wissenschaftler mit Diplom vor sich zu haben. Doch González schloss sein Studium der Nuklear-Ökologie ab. Seine Diplomarbeit schrieb er über die Uran-Konzentration im Urin von Tieren, wofür er Proben von Kühen untersuchte.

Fast wäre das Studium aber aus anderen Gründen gescheitert. Nach der "Samtenen Revolution" in der Tschechoslowakei, die 1990 zum Rücktritt der kommunistischen Regierung führte, forderte Fidel Castro alle kubanischen Studenten auf, in die Heimat zurückzukehren. González weigerte sich und musste untertauchen. Dies gelang überraschenderweise, obwohl er damals bereits als Model im tschechoslowakischen Fernsehen in einem Coca-Cola-Werbespot zu sehen war.

"Ich war jetzt ein Abtrünniger der Revolution, denn ich hatte gearbeitet, was den kubanischen Studenten verboten war, und dann auch noch für den kapitalistischen Feind, für die 'rote Dose'", erzählte González dem "Express".

Jorge hat eine enge Verbindung zu Vater Gudelio

Sein Diplom in Nuklear-Ökologie bekam González wenig später dennoch. Seine Familie sah der 1,84 Meter große Kubaner in den nächsten acht Jahren aber nicht, da er nicht nach Kuba reisen durfte. Was keine einfache Situation war, denn seine Familie und die Heimat waren und sind González überaus wichtig.

Seine Mutter, die vor einigen Jahren an Krebs erkrankte und verstarb, pflegte er bis zu ihrem Tod. Mit seinem Vater, der im September 99 Jahre alt wird, verbindet ihn eine sehr enge Beziehung. Längst hat sich Gudelio González damit arrangiert, dass sein Sohn schwul ist. Dies ist kein Problem mehr, ganz im Gegenteil. "Es ist toll, wie Jorge es geschafft hat, in einem fremden Land Fernsehkarriere zu machen. Wenn ich zu Besuch hier bin, erlebe ich, wie die Menschen ihn auf der Straße um Autogramme bitten", sagte Papa González der "Mopo".

Hund Willie wird aus einer Mülltonne gerettet

Regelmäßig postet Jorge González auf Instagram Bilder mit seinem Vater, auch Hund Willie taucht häufig auf den Bildern auf. González rettete den verletzten Welpen vor vielen Jahren aus einer Mülltonne auf Mallorca. Seitdem sind die beiden unzertrennlich.

Generell ist González ein großer Tierfreund, gemeinsam mit Willie posierte er auch schon für die Tierschutzorganisation PETA. Nie auf Jorges Instagram-Account ist hingegen sein Lebenspartner zu sehen. Seit 2004 ist der TV-Star mit einem Unternehmer verlobt. Über dessen Identität ist nichts weiter bekannt, seinen Lebensgefährten hält Gonzalez komplett aus der Öffentlichkeit heraus. Seit Jahren wird gerätselt, wann die beiden heiraten.

Nach Hamburg, wo die beiden gemeinsam wohnen, zog Gonzalez bereits Anfang der 90er Jahre nach seinem Studium. Er arbeitet als Model-Coach, Choreograf, Stylist und VIP-Styling-Berater, unter anderem für Barbara Becker und Esther Schweins.

Der Durchbruch im deutschen Fernsehen gelang dann 2009 mit den Auftritten bei "Germanys Next Topmodel". "Ich habe vom Casting erfahren und meinen Lebenslauf dorthin geschickt. Die haben dann sofort ein Video mit mir gemacht und das Heidi geschickt. Die wollte mich. So bin ich in die Sendung gekommen", erzählte er der "SZ".

Und seitdem ist das deutsche Privatfernsehen ohne die kubanische Frohnatur kaum noch vorstellbar.

Verwendete Quellen:

  • jorgegonzalez.de: Biographie
  • Sueddeutsche.de: "Jorge, der hat auch was im Kopf"
  • Welt.de: "Der überdrehte Clown in Higheels ist nur Fassade"
  • Express.de: "Sein schweres Doppelleben: Jorge Gonzalez nach Model-Job für den Feind untergetaucht"
  • Mopo.de: "Papa Gudelio: Mein schwuler Sohn macht mich stolz"
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