James Blunt? Das ist doch der Softie, der immer Schmalzballaden singt! Das stimmt nicht ganz. Hinter der Fassade des vermeintlichen Schnulzenbarden versteckt sich ein Komiker, der sich und seine Musik wenig ernst nimmt. Im Interview verrät er, was Justin Bieber bei ihm arbeitet, warum er Deutsche witziger findet als Briten und dass er keine Ahnung hatte, was er bei der TV-Show "Circus Halligalli" überhaupt gesungen hat.

Mehr News zu Stars & Unterhaltung

James Blunt, vor Kurzem haben Sie in einem Tweet geschrieben, dass Sie an einem Solo-Sextape arbeiten, das Sie bald veröffentlichen wollen. Können Sie uns einen Vorgeschmack darauf geben?

James Blunt: Es soll eine Überraschung sein. Aber es ist kreativ. Viel mehr als das. Es zeigt auf jeden Fall, was für eine unglaublich mutige Person ich bin. (lacht)

Sind Sie es wirklich selbst, der ihre verrückten Tweets schreibt?

Nein, Justin Bieber schreibt sie für mich.

James Blunt Andreas Maciejewski
James Blunt Andreas Maciejewski: James Blunt (links) nach dem Interview mit Redaktionsmitglied Andreas Maciejewski. © Sabrina Kammerer

Ich spiele das Spiel einmal mit. Wie viel bekommt Justin Bieber denn von Ihnen?

Ich bezahle ihm einen fairen und großzügigen Lohn.

James Blunt: Justin Bieber ist ein richtig cooler Kerl

Sind Sie zufrieden mit seiner Arbeit?

Er macht es ganz okay, könnte aber besser werden. Manche Tweets sind gut, manche schlecht.

Ist Justin Bieber ein richtig cooler Kerl?

Definitiv! Wir waren sogar schon einmal zusammen in einer Band. Zusammen mit Ellen DeGeneres.

Jetzt wird es ja immer abstruser. Wieso haben Sie zusammen mit den beiden in einer Band gespielt?

Wir haben einfach nur Cover-Songs von Lady Gaga gemacht.

Dann kommen wir auf Ihren Twitter-Account zurück. Warum ist der so satirisch?

Ich mache das schon immer, seit Jahren. Irgendwann später erst haben es die Leute mitbekommen. Ich hatte früher aber einen anderen Namen auf Twitter. Er lautete: Dirty little Blunt. (lacht) Meine Plattenfirma wollte aber, dass mich die Fans leichter finden. Also haben sie den Twitter-Namen in @JamesBlunt geändert. Ich denke zwar, dass es langweilig ist. Aber es ist mein Name.

James Blunt: "Niemand will fröhliche Songs"

Sie sind offensichtlich ein ganz witziger und lebensfroher Mensch. Warum sind Ihre Songs dann immer so traurig?

Trübsal verkauft sich einfach. Traurige Songs machen Geld und fröhliche Songs … niemand will fröhliche Songs.

Was ist dann mit Pharrell Williams' Nummer-1-Hit "Happy"?

Das sehe ich nicht so. Ich denke, der Song hat eine dunkle, melancholische Seite. Nur der Titel lautet "Happy". Das ist dasselbe wie bei meinem Song "You're beautiful". In Wahrheit sagt er aus: Ich werde nie mit dir zusammen sein.

Wieso glauben Sie, dass die Menschen auf traurige Songs stehen?

Weil sie das nachempfinden können. Es gibt so viel Elend auf dieser Welt. Wenn ich jetzt singen würde: Schaut euch mein teures Auto oder meine wundervolle Uhr an, dann würden die Leute mit einem "Leck mich" darauf reagieren. Außerdem habe auch ich schlechte Tage. Die Leute können sich damit identifizieren. Ich singe nicht nur über meine Hoffnungen, sondern auch über meine Ängste. Nicht nur über meine Erfolge, sondern auch über meine Misserfolge. Mir wird deswegen oft vorgeworfen, zu soft zu sein. Dazu sage ich nur: Kommt einfach mal hoch auf die Bühne und sagt das noch mal vor 10.000 Menschen. Das machen sie aber nicht.

Sie haben bereits "schmerzhafte" Erfahrungen mit deutschem Humor gesammelt. Das haben Sie über Ihren mehrstündigen Aufenthalt bei "Wetten, dass..?" gesagt. Was unterscheidet den britischen vom deutschen Humor?

Ich denke, die Briten sind nicht besonders humorvoll.

James Blunt: Manko an "Wetten, dass..?" ist die Länge

Was ist dann mit Monthy Python?

In der Vergangenheit haben sie Humor bewiesen. Das war in den Siebzigern. Die Briten sind ziemlich seriös. Ich führe nie – wie hier gerade – ein witziges Interview in England.

Wie empfanden sie dann die Atmosphäre bei "Wetten, dass..?"?

"Wetten, dass..?" gibt es schon lange. Es steckt auch eine großartige Idee dahinter. Immer wenn ich die Show gesehen habe, hat sie mich unterhalten. Ich habe es auch immer genossen, dabei zu sein. Das einzige Manko aber ist: Heutzutage haben Kinder eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne. Wenn ich eine TV-Show machen würde, würde ich sie vielleicht 50 Minuten lang machen – und keine fünf Stunden.

Vergangenes Mal haben Sie "Heart to Heart" gesungen und sind danach recht schnell verschwunden. Haben Sie aus Ihren Fehlern gelernt?

(lacht) Ich bin doch da geblieben. Zwar nicht die ganze Show, aber schon ziemlich lange. Es war interessant. Wenn du einzelne Teile der Show genauer betrachtest, hat sie wirklich witzige Elemente.

Sie haben zusammen mit Robbie Williams ein BBC-Interview gegeben - und sich ein wenig über "Wetten, dass..?" lustig gemacht …

Ich habe immer gesagt, dass ich begeistert bin, dabei zu sein. Ich denke, die Übersetzung war wohl nicht richtig.

Ich habe das Interview gehört. Da wurde nichts falsch übersetzt.

Ich denke, wir haben nur ein wenig über die Aufmerksamkeitsspanne geredet.

Na gut, dann zu einem anderen Thema: Haben Sie mitbekommen, dass das Interview so viel Aufmerksamkeit in Deutschland bekommen hat?

Ja, das wurde mir mitgeteilt.

Was denken Sie darüber?

Cool!

James Blunt: "Hatte keine Ahnung, was ich gesungen habe"

Sie haben vor Kurzem auch die Show "Circus Halligalli" mit Joko und Klaas besucht. Was denken Sie über die beiden?

Sie waren sehr witzig. Ich war ein wenig nervös. Es ist schwierig, zu folgen, was in der Show überhaupt passiert. Mein Deutsch ist nicht so gut. Sie waren aber gute Gastgeber. Ich stieg aus dem Tourbus und wusste gar nicht, in welchem Land ich bin. Sie haben mir erklärt, was sie vorhaben und haben mich auch gefragt, ob ich damit einverstanden bin. Ich sagte okay und dachte mir: Wenigstens haben sie mich vorgewarnt.

Was halten Sie von dem Konzept der Show? Dort läuft es ein wenig – nennen wir es - anarchisch ab?

Ich habe nicht herausgefunden, was für ein Konzept sie hatten. Es wurde ständig von Thema zu Thema zu Thema gesprungen. Das war wohl die Idee dahinter.

Zum Schluss haben Sie deutsche Beschimpfungen über Joko und Klaas in einen Ihrer Songs eingebaut. Sie sprechen ja auch ein wenig Deutsch. Haben Sie verstanden, was Sie da singen?

Ich hatte keine Ahnung, was ich da gesungen habe. Das waren ganz schön komplizierte Wörter.

Vielen Dank für das Gespräch.

James Blunt ist ein britischer Singer-Songwriter. Seinen Durchbruch schaffte er mit der Ballade "You're beautiful". Neben mehreren Nummer-1-Hits sorgte er mit angeblichen Affären mit Prominenten wie Nicole Scherzinger für Aufmerksamkeit. Sein neues Album heißt "Moon Landing", das in Deutschland bereits Platin-Status hat.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.