Was für eine Partywoche. Erst die Spacenight von Ursula Karven, dann die inzwischen als Kult-Party der Wiesn-Saison geltende "Madlwiesn" von Janina Hell und Felicitas Karrer, den Macherinnen von "Frauen100". Disclaimer: "Frauen100" ist sowas wie die feministische Außenpolitik von Annalena Baerbock, nur ohne die PR-Fiaskos.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Seit einigen Jahren treffen sich auf Einladung von Hell/Karrer handverlesene Frauen aus unzähligen Branchen, Bereichen und Ecken zu verschiedenen Anlässen, um dem zuweilen lediglich als selbstbeweihräucherndes Buzzword ausgelebten Credo "Female Empowerment" zur Abwechslung mal tatsächliches Leben einzuhauchen. Da prosten sich dann quer durch das Schützenfestzelt Nicola Cavanis (tuschel, tuschel: die neue von Mats Hummels) und Doro Bär (tuschel, tuschel: wäre aktuell wohl die bessere Verkehrsministerin) zu, die im wahren Leben berufssituativ bedingt wohl eine Überschneidungswahrscheinlichkeit hätten, die sich etwa im Bereich "Dieter Bohlen hält Festrede auf Stefan Raab" einpendeln würde.

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Ich habe bei "Frauen100" auch schon Julia Klöckner (war mal Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, CDU) im freundschaftlichen Plausch mit Christine Lamprecht (war mal Bundesministerin der Verteidigung, SPD) gesichtet, die sich in Plenarsaal oder Talkshow gegenseitig eher mit professionellem Dissonanz-Abstand begegnen würden. "Frauen100", das jedenfalls steht fest, baut Brücken, überwindet Grenzen und dekonstruiert Distanzen. So gesehen wäre es im Prinzip nicht schlecht, wäre "Frauen100" Außenminister, aber das ist eine andere Geschichte.

Mamawiesn

Vielleicht liegt es daran, dass ich gerade meinen neuen Podcast "Ich bin dann mal preg" gelauncht habe - ich hatte ihn an dieser Stelle vor zwei Wochen mal ganz kurz erwähnt - aber irgendwie landet während der 2024er Edition der "Madlwiesn" so ziemlich jedes Gespräch irgendwann beim Thema Nachwuchs. Also, ich gehe mal einfach davon aus, es liegt an dem Podcast "Ich bin dann mal preg" und nicht daran, dass ich aktuell aussehe wie:

  • a) Eine Gynäkologin
  • b) 10 Monate ohne Schlaf
  • c) Die Supernanny
  • d) Schwanger
  • e) Soeben dem Wochenbett entstiegen

Egal, ob es berühmte Sängerinnen, erfolgreiche Moderatorinnen oder fantastische Schauspielerinnen sind - jede hat ihre Geschichte im Zusammenhang mit Kindern zu erzählen und als passionierte Nicht-Schunklerin ist auf meiner Tanzkarte natürlich für jeden DNA-Transfer-Gedankenaustausch Platz. Es ist ja eigentlich auch ein schönes Gefühl, dass "Frauen100"-Events inzwischen eine Art Klassentreffen alter Freunde geworden sind, die sich so sehr vertrauen, dass sie sich auch intimste Geschichten anvertrauen. Ich unterhalte mich jedenfalls den gesamten Abend immer wieder über das Thema Kinderwunsch. Die einen versuchen es schon lange, es klappt aber nicht.

Ich empfehle selbstlos den Podcast "Ich bin dann mal preg", der überall verfügbar ist, wo es Podcasts gibt, und bei RTL Plus. Die anderen haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie trotz Kindern weiter Karriere machen wollen und nicht 24/7 als Vollzeitmutter operieren. Wieder andere fühlen sich inzwischen zu alt für Kinder oder noch viel zu jung, andere haben nicht den richtigen Partner und sind darüber trauriger als man denken würde. Eine sinniert, ob sie ein zweites Kind bekommen soll, eine über Adoption, die nächste klagt ihr Leid, wie lange es gedauert hat, wieder halbwegs schlank zu werden. Das Thema Schwangerschaft, Kinder und Erziehung jedenfalls steht hoch im Kurs an diesem Abend, auch wenn vornehmlich die Champagnergläser kreisen und zu bayrischem Liedgut der traditionellen Wiesn-Stimmung gefrönt wird.

Cathy Pocher und Olli Hummels

Auf demselben Oktoberfest, wo sich Frauen aus mannigfaltigen Richtungen bei "Frauen100" zusammenfinden, um sich auszutauschen, zuzuhören und zu unterstützen, findet sich abseits des Schützenfestzeltes glücklicherweise immer noch genug Raum für Gossip, D-Prominenz, Peinlichkeiten und Promigerüchte. Also, glücklich jetzt nicht für alle, die noch bis drei zählen können, sondern für die zahlreich auf Gratis-Content hoffenden Redakteurinnen von Klatschmagazinen, die aus beruflichen Gründen während des Oktoberfests zwei Wochen lang täglich in den großen Promi-Zelten herumlungern, um vielleicht eine kotzende Leni Klum, einen betrunkenen Thomas Gottschalk, eine kleidungsderangierte Verona Pooth, eine knutschende Toni Garrn, einen pöbelnden Till Lindemann oder wenigstens einen Spieler des FC Bayern abzupassen, der sich mit einer jungen Influencerin vergnügt, die nicht seine Frau ist.

Stichwort Mats Hummels. Die Ex-Frau von Ex-Nationalspieler und Ex-BVB-Star Mats Hummels, Cathy Hummels, suchte sich während dieses Oktoberfestes ungewöhnlichen Geleitschutz. An ihrer Seite nämlich ausgerechnet: Oliver Pocher. Der als Ex-Mann von Amira Aly bekannt gewordene ehemalige Zeuge Jehovas zeigt sich charmant und zuvorkommend. Nachdem er mit Sandy Meyer-Woelden bereits eine weitere Ex-Flamme einer deutschen Sportlegende geehelicht hatte, fragt sich der stets schon durch eine winzige Instagram-Story durchelektrisierte Boulevard natürlich: Ist Cathy Hummels die nächste?

Offen für eine neue Beziehung scheint sie jedenfalls zu sein, denn das Politmagazin "Promiflash" will erfahren haben, dass Cathy Hummels "bereit ist, für den richtigen Mann ihren Namen abzulegen". Je nachdem, welcher Name Oliver Pocher dann so gefallen würde, könnte sie dann beispielweise Sandy Hummels heißen. Oder Amira Hummels. Oder Annemarie Hummels. Wahrscheinlicher, als dass Cathy Hummels und Oliver Pocher sich zeitnah selbst zum neuen Klatschmagazin-Traumpaar küren, ist jedoch vermutlich (auch wenn ich der journalistischen Qualitätsoffensive bei "Promiflash" nicht zu nahetreten möchte), dass Oliver Pocher ihr bei drei, vier Maß Bier noch mal ausführlich erklärt hat, wo der Unterschied zwischen "Dr." und "Arzt" liegt. Also, beispielsweise mit dieser einfachen Eselsbrücke: Dr. Oetker ist kein Arzt.

DJ U-Karve

Kommen wir zu einer ganz anderen Party in einer ganz anderen Stadt. Meine Wahlheimat Berlin hat viele Vorteile gegenüber München. Einer ist, dass hier - mal abseits von der Wiesn vielleicht - die cooleren Partys stattfinden. Zum Beispiel die zum 60. Geburtstag von Ursula Karven. Ein Anagramm von Ursula Karven ist übrigens "Klau raus Nerv", was jetzt keinen direkten Newswert hat, dafür aber ein cooler Titel für Karvens erstes Album als DJ wäre. Karven nämlich hat sich im vergangenen Jahr ausführlich mit der Kunstform Discjockey auseinandergesetzt und, im Gegensatz zu zahlreichen anderen Promis, die sich gerne mit einem fetten Kopfhörer hinter zwei Turntables stellen, eine unschuldige und unbeteiligte Vinylplatte zerkratzen und sich deshalb ebenfalls DJ nennen, dieses partystimmungsaufhellende Handwerk wirklich erlernt.

Und das nicht, um in "Gala" und "Bunte" fortan mal mit etwas zu glänzen, das den endlosen Schmuckdesignerinnen der Branche die Coolness abgräbt, sondern weil sie über ein generationsübergreifendes musikhistorisches Erlebnisportfolio verfügt: "Was die jungen Menschen heute gar nicht mehr wissen, ist, dass wir schon Punk live miterlebt haben und Rap und auch auf den ersten Love Parades mitgelaufen sind!"

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Dieses umfangreiche Genrewissen wird oft ignoriert, wenn jüngere DJs für ein etwas älteres Publikum auflegen: "Ich habe mich bei Einladungen so oft geärgert, weil dann da nur ABBA und Michael Jackson gespielt wurde, in der Hoffnung, dass die reiferen Menschen dann dazu tanzen können." Seither trägt Ursula Karven immer einen DJ-Stick in ihrem Geldbeutel bei sich, um auch spontan jederzeit auflegen zu können. Und sollte jetzt jemand denken: Ist 60 echt das richtige Alter, um noch für fancy Stimmung auf dem Tanzflur sorgen zu können? Sven Väth wird im Oktober ebenfalls 60.

In Berlin ist jetzt jedenfalls kein Dancefloor mehr sicher, auf dem nicht nur 19-Jährige das Tanzbein schwingen und der DJ deswegen hauptsächlich Rentner-Hits á la "Griechischer Wein" durch die Soundanlage quält. Ursulas schon jetzt legendäre Spacenight übrigens kam als Mottoparty daher. Auch ein genialer Schachzug von Neo-DJane Ursula Karven, entwickelt aus vielen Jahren Partybeobachtungen: "Wenn die Leute sich verkleiden und sich darauf einlassen, fällt dieses ständige Bewertungskriterium weg und alle wollen einfach Spaß haben." Sehr viel Spaß sogar teilweise, jedenfalls tuschelt man bis heute darüber, welches (hoffentlich wenigstens offiziell liierte!) Promipaar während der Party einen durchaus hörbaren Kopulationsakt auf der Damentoilette hingelegt hat. Ursula Karven zumindest war an diesem womöglichen Partysexskandal nicht beteiligt. Sie hat ein wasserdichtes Alibi: Sie stand am DJ-Pult und hat nichts von Udo Jürgens gespielt.

Ansonsten tummelten sich neben der A-Promi-Riege unseres Landes zahlreiche spacefuturistische Glitzeroutfits. Ein Abend wie eine Symbiose aus Studio 54 und Star Wars. Haufenweise Lichtschwerter, Storm Troopers und eine Prinzessin Leia. Dazu Riccardo Simonetti in einem Anzug, so Silber glänzend wie 300 frisch polierte Bundesliga-Meisterschalen, Starkünstlerin Mia Florentine Weiss in einem offenbar ausschließlich aus LED-Lichtern bestehenden Traumkleid, Medienunternehmerin Andrea Steingart mit einer gigantischen Sonnenbrille und dann noch ich, die sich mal wieder erfolgreich heimlich bei den Schönen und Reichen reinschleichen konnte, mit einer Uma Thurman Gedächtnisperücke - in filmkunstkontakarierendem Weiß. Übrigens nicht die erste Mottoparty von Ursula Karven. Zu ihrem 50. Geburtstag lud sie zu einer Barfuß-Party. Ob damals Til Schweiger anwesend war, ist unklar. Bei der Entscheidung Barfuß oder Lackschuh aber wäre ich jederzeit ganz auf der Seite von Ursula Karven.

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