Ob Wacken, Rock am Ring oder Parookaville - Großveranstaltungen sind noch bis mindestens Ende August untersagt. Festival-Veranstalter konzentrieren sich jetzt auf die Events in 2021 und locken mit digitalen Erlebnissen.
Das Coronavirus beeinflusst seit einigen Wochen alle Lebensbereiche. Mit dem aktuellen Verbot für Großveranstaltungen stehen jetzt die Sommer-Festivals vor dem Aus.
Um die Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 zu verlangsamen, müssen Musikfans in den nächsten Monaten auch auf große Konzerte verzichten.
Festival-Absagen sind Enttäuschung für Veranstalter und Fans
Betroffen ist unter anderem das für den Zeitraum vom 30. Juli bis 1. August 2020 geplante Wacken Open Air. "Wir stehen vor einer Situation, wie wir sie in 30 Jahren noch nicht erlebt haben", erklärt Festival-Mitgründer Holger Hübner.
"Unser gesamtes Team hat in den letzten Monaten intensiv an dem Festival gearbeitet. Umso mehr sind wir alle enttäuscht, dass wir in diesem Jahr kein Wacken Open Air mit unseren Besuchern und den Bands feiern dürfen."
Die Veranstalter zeigen sich betroffen, tragen die Entscheidung der Bundesregierung jedoch mit. "Die Gesundheit und Sicherheit aller Besucher, Künstler, Mitarbeiter, Gewerke, Sicherheits- und Rettungskräfte, Behördenmitarbeiter sowie aller weiterer Teilnehmer hat stets höchste Priorität für uns", betont Wacken-Mitgründer Thomas Jensen.
"In der aktuellen Situation sehen wir uns als Veranstalter daher in einer noch weiter reichenden Verantwortung und folgen den Anweisungen der Experten."
Auch das Parookaville-Festival wurde nach dem Verbot von Großveranstaltungen abgesagt. "Einerseits sind wir über die Absage sehr traurig, nachdem unser Team in Weeze seit Monaten mit Vollgas an der sechsten Edition von Deutschlands größtem Electronic Music Festival gearbeitet hatte", erklärt Bernd Dicks, Mit-Initiator und -Veranstalter der Parookaville GmbH. "Wir hätten im Juli gerne unsere verrückte Stadt wieder für 210.000 Bürgerinnen und Bürgern geöffnet."
Andererseits bringt die Untersagung von Großveranstaltungen zu einem recht frühen Zeitpunkt Planungssicherheit und Handlungsfähigkeit, die die Veranstalter dringend benötigen. "So können wir den Schaden klein halten und uns schon jetzt auf ein noch besseres Festivaljahr 2021 vorbereiten", betont Dicks.
Keine Festival-Alternativen in 2020
Für Veranstalter, Künstler und 175.000 Fans, die am ersten Juni-Wochenende 35 Jahre Rock am Ring und 25 Jahre Rock im Park feiern wollten, ist diese alternativlose Entscheidung ebenfalls enttäuschend. Gemeinsam mit der Live-Musikbranche richten sich daher alle Hoffnungen auf die Zeit nach dem Ende des Ausnahmezustandes.
Die Veranstalter haben die Neuansetzung der Jubiläumsfestivals von Rock am Ring und Rock im Park jetzt für das zweite Juni-Wochenende 2021 terminiert.
Ein Jubiläum fällt auch für das Juicy Beats Festival in Dortmund ins Wasser. "Wir können unseren 25. Geburtstag nicht feiern, was sehr schade ist", sagt Pressesprecher Jan Kempinski. "Es bedeutet aber auch, dass wir jetzt noch mehr Zeit haben, uns auf 2021 zu konzentrieren." Ein Alternativangebot in diesem Jahr ist nicht geplant.
Ticketabwicklungen in Arbeit
Die Festival-Veranstalter bitten ihre Besucher jetzt um Geduld. "Hinsichtlich aller weiteren offenen Fragen zum Wacken Open Air 2021 und den Optionen bezüglich der gekauften Tickets werden wir uns so bald wie möglich äußern, bitten hierfür aber um etwas Geduld", heißt es beispielsweise seitens der Wacken-Presseabteilung.
Gleiches gilt für beliebte Festivals wie Southside, Hurricane, Deichbrand, M'era Luna oder Elbjazz. Der Veranstalter FKP Scorpio hat die Events in Folge der Corona-Pandemie abgesagt.
"Für viele Musikfans sind unsere Festivals lang herbeigesehnte Höhepunkte des Jahres, die in dieser noch nie dagewesenen Ausnahmesituation dennoch ganz klein scheinen", erklärt FKP Scorpio-Gründer und CEO Folkert Koopmans. "Jetzt ist es wichtig, Solidarität zu zeigen, denn die Gesundheit von uns allen ist das Wichtigste. Unsere Gäste können sich sicher sein, dass wir sie schnellstmöglich und umfassend über weitere Schritte informieren werden."
Bei Parookaville konzentrieren sich die Verantwortlichen bereits auf die Abwicklung der bisherigen Kartenbestellungen. "Wir bieten allen Ticketinhabern eine Möglichkeit, schon bald die begehrten Tickets für Parookaville 2021 vorab zu kaufen", verrät Bernd Dicks.
Der Termin steht mit dem 16. bis 19. Juli 2021 bereits fest. "Das hat in der Community für viel Jubel gesorgt, da zahlreiche Kategorien bei uns extrem gefragt sind. Alternativ steht natürlich auch eine Erstattung des Ticketpreises zur Auswahl, wir hoffen aber auf großen Zuspruch unserer Gäste für das kommende Jahr."
Digitale Angebote werden ausgeweitet
In der Zwischenzeit sind Online-Erlebnisse gefragt. "Wir haben bereits vor der Absage an digitalen Angeboten gearbeitet, um den Fans die Wartezeit auf das Festival zu verkürzen", betont ein Wacken-Sprecher. "Sicherlich werden wir darauf weiter aufbauen."
Mit Rückblicken wollen die Parookaville-Veranstalter jetzt den vielen Fans die Zeit zu Hause verschönern. Seit Beginn der Kontaktbeschränkungen im März werden Highlights aus 2019 im Re-Stream gezeigt.
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