Woher kommt die seit Jahrzehnten anhaltende Faszination für Boygroups? Diese Frage haben Jay Khan und Prince Damien von Team 5ünf im Gespräch mit unserer Redaktion beantwortet. Am 20. Oktober ist das zweite Album "Für die Ewigkeit" der Band erschienen. Im Interview sprechen die beiden Popschlager-Sänger über ihre Liebe zu Boybands, die Trennung von Ex-Gründungsmitglied Marc Terenzi und verraten, welche TV-Formate die beiden ehemaligen "Dschungelcamp"-Teilnehmer reizen würden.

Ein Interview

Der Boygroup-Hype scheint auch heute noch ungebrochen – das hat kürzlich das *NSYNC-Comeback gezeigt. Wie erklären Sie sich diese nicht abebben wollende Begeisterung für Boybands?

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Jay Khan: Erst vor wenigen Monaten war ich in L.A. und habe mich mit einigen Leuten aus der Musikbranche über *NSYNC unterhalten. Für mich war klar, dass die Band irgendwann zurückkommen wird – und zwar in Originalbesetzung mit Justin Timberlake. So ist es dann auch gekommen, auch wenn vorerst nur von einer Singleveröffentlichung die Rede ist. Dennoch freue ich mich sehr über das Comeback. *NSYNC auf der Bühne ist nämlich absolute Champions League im Boyband-Kosmos.

Spielt hier die Nostalgie eine Rolle und dass Fans sich zurück in die 90er-Jahre zurückversetzt fühlen?

Prince Damian
Prince Damian ist bei "Team 5ünf" dabei. © picture alliance / Ralf Succo / SuccoMedia

Prince Damien: Ich glaube, dass alle Menschen, die den Boyband-Hype während der 90er- und 00er-Jahre miterlebt haben, durchaus eine gewisse Nostalgie verspüren, ihre Idole von damals heute wieder erleben zu dürfen. Die heutige Tiktok-Generation hat diese Zeit damals zwar nicht erlebt, kennt aber die Musik von Bands wie *NSYNC, weil es in der App zum Beispiel Dance Challenges mit den entsprechenden Songs gibt. Somit gibt es eine neue, antrainierte Fan-Base, die gewissermaßen durch Tiktok geschaffen wurde. Deshalb denke ich, dass der Boyband-Hype nicht abebben wird – immerhin handelt es sich hierbei um die Stimme einer Generation und vielen Erinnerungen, die die Fans von damals damit verbinden.

Jay Khan: Ich denke, die Menschen haben verstanden, dass das Boyband-Genre eine Musiksparte für sich ist. Was früher gerne salopp als Teenie- oder Plastic-Pop verpönt war, ist mittlerweile ein absolut etabliertes Musikgenre, das bis heute ein musikalisches Zeitalter prägt. Meiner Meinung nach wird der Hype um Boybands nicht abnehmen – im Gegenteil: Ich kann mir auch vorstellen, dass es bald etwas wie Boyband-Festivals oder, in Anlehnung an Ü-30-Partys, Boyband-Partys geben könnte.

Verborgene Juwele statt bekannte Boybands

Mit "Für die Ewigkeit", in Anlehnung an "Everlasting Love" von Worlds Apart, geht das zweite Team 5ünf-Album an den Start. Wer sucht die Songs aus, die für das Album neu interpretiert werden?

Jay Khan: Als Produzent übernehme ich die Songauswahl und hole mir jedoch immer und gerne Feedback von den anderen, da mir deren Meinung wichtig ist. Das Schöne ist: Es gibt ein recht üppiges Repertoire in Sachen Boyband-Songs. Natürlich hat die breite Masse eher die Backstreet Boys oder Take That auf dem Radar, aber es ist auch schön, auf verborgene Juwele zu stoßen, wie etwa auf "Everlasting Love" von Worlds Apart. Auch "I.O.I.O." von B3 ist solch ein Juwel – sicherlich zählt der Track nicht zu den glorreichsten Boyband-Hits – dennoch war er ein absoluter Gassenhauer.

Nach welchen Kriterien werden die Songs ausgewählt?

Jay Khan: Man sucht sich zunächst Titel aus, die nicht nur bekannt sind, sondern auch in einen Popschlager-Kosmos passen – denn in diesem befinden wir uns mit Team 5ünf. Blicken wir auf Lieder wie "Love is Everywhere" von Caught in the Act oder eben "Everlasting Love", lässt sich festhalten: Das sind Schlagersongs. Wenn dann eine Wunschliste an Titeln zusammengestellt wurde, geht es ins Studio, ehe es zu dem Moment der Wahrheit kommt: Denn es braucht Freigaben von den Verlagen der Originalsongs. Unsere Lieder sind keine reinen Cover, sondern sogenannte Werksänderungen. Und so muss man an dieser Stelle hoffen, dass der entsprechende Verlag oder Songwriter wie Gary Barlow (Leadsänger von Take That, Anm. d. Red.) ihre Genehmigung geben. Glücklicherweise hat es mit der Freigabe der Songs, bis auf wenige Ausnahmen, fast immer geklappt.

Die Boyband-DNA

Wer ist der typische Team 5ünf-Fan?

Prince Damien: Ich glaube, Team 5ünf hat eine ganz neue Fan-Base erschaffen. Nicht alle Menschen, die unsere Musik hören, haben früher Boybands gehört. Meine Großmutter zum Beispiel mag unsere Lieder sehr, kennt aber die Originale nicht, weil sie immer Schlager gehört hat. Umso schöner ist es, dass sie jetzt den Popschlager von Team 5ünf hört und dadurch echte Boygroup-Klassiker kennenlernt. Und dann wären da natürlich noch die waschechten Boyband-Fans von damals. Früher standen sie vor der Bühne der Backstreet Boys und heute vor unserer.

Jay Khan: Natürlich können wir nicht alle Boyband-Fans gleichermaßen abholen, das ist uns bewusst. Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass es nicht allen Fans gleichermaßen gefällt, die Songs ihrer Idole auf Deutsch zu hören. Dafür finden wiederum andere Boyband-Fans unser Konzept umso cooler. Im Zusammenspiel mit den Schlager-Fans entsteht da eine bunt gemischte Fan-Base, über die wir uns sehr freuen.

Wie viel Boyband-DNA steckt in Ihnen?

Jay Khan: Losgelöst von meiner eigenen Boygroup-Vergangenheit mit US5 lebe, atme, esse, trinke und schlafe ich Boybands 24/7. Somit trage ich keine Boygroup-DNA in mir, sondern würde sagen, ich bin Boygroup-DNA. Für mich ist das fast schon ein Lebensmotto und es wird auch bis an mein Lebensende so sein. Ich glaube, dass auch bei meiner Beerdigung mindestens ein Boygroup-Song gespielt wird.

Prince Damien: Als US5 bekannt geworden sind, habe ich mit dem Tanzen begonnen. Damals habe ich die Choreografie aus dem Musikvideo von "Maria" nachgetanzt. Durch das Tanzen bin ich also zu einem echten US5-Fan geworden. Umso glücklicher bin ich, heute mit einem meiner damaligen Idole zusammen Musik zu machen und in einer Boyband zu sein. Insofern hat sich hier ein Kreis geschlossen. Eine weitere Boyband-Verbindung ist, dass ich 2019 im Musical "The Band" mitgespielt habe, in dem Take-That-Songs performt wurden.

Trennung von Marc Terenzi

Im Frühjahr wurde die Trennung von Gründungsmitglied Marc Terenzi bekannt gegeben. In einem Statement hieß es damals, es habe bis dato keine Reaktion von ihm gegeben. Gab es inzwischen eine Aussprache?

Jay Khan: Ich persönlich bin kein Freund davon, dreckige Wäsche in der Öffentlichkeit zu waschen. Mit Marc hat es damals in der Zusammenarbeit einfach nicht funktioniert. Das ist schade, weil Marc und ich in den vergangenen 20 Jahren immer starke Verbindungspunkte miteinander hatten. Natürlich war die Situation damals enttäuschend, frustrierend und schade, ein klärendes Gespräch hat es aber nie gegeben. Für mich persönlich ist eine Aussprache aber nicht wirklich notwendig. Ich brauche keine offizielle Entschuldigung. Wir sind erwachsene Menschen, es hat einfach nicht geklappt und die Gründe für die Trennung wurden klar dargelegt.

Also besteht auch weiterhin kein Kontakt zwischen Ihnen und Marc Terenzi?

Jay Khan: Nein, es gibt keinen Kontakt.

Als Prince Damien im Juli als neues Bandmitglied verkündet wurde, haben Sie in einem Instagram-Post erzählt, dass er schon bei der Gründung von Team 5ünf auf Ihrer Wunschliste stand. Warum kam er trotzdem erst so spät zur Band?

Jay Khan: Team 5ünf war ein ganz klares Corona-Baby. Als das Band-Konzept damals feststand, galt es also, die Mitglieder zu finden, was gar nicht mal einfach war. Immerhin gilt es, auf der Bühne, Gesang, Tanz und Choreografie zu kombinieren. Prince stand für mich ab Sekunde eins – auch wegen seiner Leistung im Musical "The Band" – ganz oben auf meiner Wunschliste. Er ist ein positiver Mensch, extrem musikalisch, tänzerisch versiert, ein guter Sänger und steht für ein gutes Image. Ich habe ihn also damals ganz frech bei Instagram angeschrieben und gefragt, ob er Lust auf das Projekt hat. Insgesamt gab es drei Anläufe meinerseits – und auch wenn es bei den ersten beiden Versuchen nicht funktioniert hat, war ab Sekunde eins die Tür geöffnet.

Er war also grundsätzlich empfänglich für das Projekt?

Jay Khan: Absolut. Aber irgendwie hatte es nie so recht gepasst. Meine dritte Anfrage an ihn kam dann kurz nach der inoffiziellen Trennung von Marc. Damals war ich wirklich frustriert und hatte schon gar nicht mehr mit einer Zusage gerechnet, doch plötzlich ging alles sehr schnell und Prince war dabei, was mich wirklich sehr glücklich gemacht hat. Denn Prince hat Team 5ünf ein neues Leben geschenkt. Ich hatte damals keinen alternativen Kandidaten, es gab keinen Plan B. Wäre Prince jetzt nicht bei uns, wäre die Wahrscheinlichkeit groß, dass es Team 5ünf nicht mehr geben würde.

Prince Damien: Ich war schon bei der ersten Anfrage total begeistert von dem Projekt. Damals war das Timing schlichtweg nicht gut. Ich kam gerade aus dem "Dschungelcamp" und mein Terminkalender war entsprechend gefüllt, sodass ich leider ablehnen musste. Bei der zweiten Anfrage war ich noch immer angetan von dem Projekt, verschiedene Stellschrauben sollten hier aber wieder der Grund sein, Jays Anfrage erneut abzulehnen. Dann kam die dritte Anfrage und ganz ehrlich: Wenn ein Mann dreimal vor deiner Tür steht mit Blumen und Pralinen, kannst du einfach nicht mehr Nein sagen (lacht). Für mich stand fest, dieses tolle Projekt anzunehmen. Wer kann außerdem schon von sich sagen, Teil einer Boyband zu sein?! Und weil ich wusste, dass sich durch die Zusammenarbeit mit Jay für mich persönlich ein Kreis schließen würde, war es mir ein echtes Anliegen, der Band beizutreten.

Dschungelcamp, Let's Dance und Co.

Eine weitere Gemeinsamkeit, die Sie miteinander verbindet, ist die Teilnahme am "Dschungelcamp". Jay war zudem 2022 bei "Promi Big Brother" zu sehen. Gibt es weitere Reality-Formate, die Sie reizen würden?

Prince Damien: Schwierige Frage. Für mich wäre die Auswahl verschiedener Shows ohnehin schon limitiert, weil viele Formate eine Beziehung voraussetzen und ich aktuell in keiner Beziehung bin. Wobei es fraglich ist, ob ich das überhaupt wollen würde. In den Dschungel würde ich direkt nochmal einziehen, das war die Experience meines Lebens und eine tolle Zeit. Aber auch Tanz-Shows wie "Let's Dance" finde ich interessant. Ich kann zwar tanzen, aber nicht Standardtanz. Ich würde also jede Menge lernen und mich einer tollen Challenge stellen.

Jay Khan: Für mich sind Reality-Formate immer ein sehr zwiespältiges, tendenziell auch gefährliches Thema. Ich habe es positiv und negativ erlebt – die letzte Erfahrung verlief glücklicherweise positiv. Schlussendlich begibt man sich immer in ein gewisses Risiko: Einerseits zeigt man sich zwar real im TV, man ist aber dennoch Teil einer inszenierten Produktion, in der viel geschnitten wird und Kontexte zusammengeklebt werden. Man weiß außerdem nie, auf wen man trifft und welche Symbiosen, Energien und Dynamiken sich ergeben. Insofern kann ich sagen, dass ich mit dem "Dschungelcamp" und "Promi Big Brother" bei den sogenannten Müttern des Reality-TV teilgenommen habe.

Gab es auch Anfragen weiterer Formate?

Jay Khan: Ich wurde so ziemlich für jedes andere Reality-Format schon mehrfach angefragt, eine Teilnahme ist für mich aber ausgeschlossen. Dann gibt es ja noch die neue Generation von Reality-TV von "Temptation Island" bis hin zu "Ex on the Beach". Aus der Ferne sind diese Formate unterhaltsam anzuschauen, daran teilzunehmen, stünde aber ebenfalls nicht zur Debatte. Insofern halte ich es ähnlich wie Prince: Tanz-Shows wie "Let's Dance" oder Musik-Formate wie "The Masked Singer" finde ich spannend.

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