- Sebastian Fitzek gehört zu den erfolgreichsten deutschen Autoren - er schreibt seit 2006 Bücher, hauptsächlich Thriller, aber auch Kinderbücher und Kurzgeschichten.
- Nun hat er mit Comedy-Autor Micky Beisenherz zusammengearbeitet: Das gemeinsame Buch "Schreib oder stirb" erscheint am 30. März.
- Im Interview mit unserer Redaktion spricht Fitzek über die Corona-Pandemie, erläutert die Frage, warum eher Frauen als Männer Kriminalliteratur lesen und verrät, warum er niemals ein Buch über Wladimir Putin schreiben würde.
Ein unbekanntes Virus überfällt die Welt. Die Menschen geraten in Panik, Hamsterkäufe werden getätigt, Verschwörungstheorien in Umlauf gebracht, Gesichtsmasken müssen getragen werden, die manche als "Maulkorb" bezeichnen, es herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände und Ausgangssperren, viele gehen davon aus, dass die Medien unter der Kontrolle der Regierung stehen. Das neuartige Virus rafft einen Menschen innerhalb kurzer Zeit dahin, die Symptome sind fürchterlich.
Nein, dabei handelt es sich nicht um eine Beschreibung der Coronavirus-Pandemie, sondern um die Pandemie, die durch die "Manila-Grippe" ausgelöst wird. Die "Manila-Grippe" gibt es nicht, sie existiert nur in einem Buch von
Herr Fitzek, waren Sie nach Ihrem Buch "Noah" in irgendeiner Art und Weise überrascht von der Corona-Pandemie?
Sebastian Fitzek: Ja, natürlich war ich extrem überrascht und nicht darauf vorbereitet! Ich dachte, die Geschichte würde Fiktion bleiben und hätte mir das auch gewünscht. Ich möchte in meinen Büchern Leid nicht eins zu eins abbilden. Die Realität inspiriert mich, aber von Corona habe ich - wie so viele - die Schnauze voll, ich habe auch gerade eine Infektion hinter mir. Jetzt bin ich - wie so viele - der Hoffnung, dass wir das endlich überwinden und sich weniger Leute infizieren. Und vor allem weniger Leute daran sterben.
Wir schlittern ja gerade von einer Krise in die nächste. Schreiben Sie jetzt ein Buch über
Nein! Nein, nein, nein, nein, nein! Natürlich bewegt mich das persönlich sehr und es wäre vielleicht naheliegend, meine Sorgen und Gedanken zu verarbeiten. Aber ich habe ein Problem mit True Crime. Wenn Leute zu mir sagen: "Den Mord, den du beschrieben hast, hat es ja gar nicht gegeben", dann sage ich: "Zum Glück!" Ich nehme den Mord nur als Ausgangspunkt, als Katalysator, damit man sich mit dem Leben beschäftigt, das es zu verteidigen gilt. Aber bei Putin ist es real, Menschen leiden und sterben. Hier könnte ich meine Ängste nicht in einem Buch bearbeiten, dann in ein Bücherregal einsortieren und sagen: "Zum Glück geht dieser Kelch an mir vorüber." Das ist das Gleiche wie bei Corona. Bei beidem hoffe ich, dass die Realität ein Happy End schreibt - und zwar so schnell wie möglich.
Sie schreiben seit 2006 Bücher, auf Ihrer Homepage sind 35 aufgelistet. Es sind Kinderbücher dabei, Kurzgeschichten und Kooperationen mit anderen Autoren. Wie schafft man so ein Pensum?
Ich brauche zwischen neun und zehn Monaten für ein Buch. Ich wollte schon immer etwas Lustiges schreiben und dachte mir zu Beginn der Corona-Pandemie: Gerade jetzt ist es wichtig, etwas zum Lachen zu haben. Also habe ich eine Idee ausgearbeitet, an der ich schon seit Jahren gesessen hatte, nämlich "Der erste letzte Tag". Das wurde ein Überraschungserfolg - vor allem bei Leserinnen und Lesern, die normalerweise nichts mit Fitzek am Hut haben. Gerade Männer sagten: "Ich habe um deine Psychothriller immer einen Bogen gemacht, aber bei diesem Buch konnte ich endlich mal lachen." Spannungsliteratur wird ja häufiger von Frauen als von Männern gelesen.
Warum ist das so?
Das ist eine sehr gute Frage. Ich beschäftige mich damit, seit ich Thriller schreibe. Eine der besten Antworten hat mir meine geschätzte Kollegin Melanie Raabe gegeben: Es mag vielleicht daran liegen, dass Frauen - leider - statistisch gesehen viel häufiger Opfer von Gewalt werden als Männer und daher ein größeres Bedürfnis haben, sich mit diesen Themen auseinander zu setzen. Das tut Kriminalliteratur: Sie setzt sich mit der absoluten Ausnahme auseinander. Es ist ja nicht die Regel, dass wir jeden Tag überfallen und entführt und gefoltert werden. Dieser Angst stellen wir uns lieber fiktional. Und können das Buch dann ins Regal stellen.
Lesen Sie hier die Rezension zu Sebastian Fitzeks und Micky Beisenherz' Buch "Schreib oder stirb".
Fitzeks neues Buch "Schreib oder Stirb": War zuerst die Idee oder Beisenherz da?
Nun hat Sebastian Fitzek ein neues Buch geschrieben, "Schreib oder stirb". Zum ersten Mal war
Was war bei "Schreib oder stirb" zuerst da: die Idee oder Micky Beisenherz?
Die Idee gab’s schon sehr lange. Micky und ich haben uns 2009 oder 2010 kennengelernt, als er in Berlin eine Radiosendung bei Kiss FM hatte, in der ich zu Gast war. Wir haben schnell gemerkt, dass wir humortechnisch auf einer Wellenlänge liegen. Außerdem lesen wir beide gerne Thriller und schreiben gerne. Und so kam schnell die Idee: Lass uns mal was gemeinsam machen. Zum Glück blieb es nicht bei Lippenbekenntnissen. Irgendwann habe ich ihm den ersten Entwurf zugeschickt und ihn gefragt, ob wir gemeinsam an einem Buch feilen wollen, das einen auf der einen Seite zum Lachen bringt und auf der nächsten Seite bleibt einem das Lachen vor Spannung im Halse stecken.
Wie haben Sie zusammengearbeitet - hat erst der eine geschrieben, dann der andere?
Micky hat meinen ersten Entwurf gelesen und dann haben wir über Endungen und Wendungen, Irrungen und Wirrungen und über Turning Points gesprochen - das hat die Geschichte verändert. Ich war auch nicht nur für die Spannung zuständig, sondern habe schon einen Grundhumor mitgebracht. Micky konnte daran andocken, konnte hier und da was verändern. Das ging wie beim Ping Pong hin und her. Wir haben auch überhaupt nicht gestritten, es war immer klar, welcher Gedanke der bessere war. Da waren wir uneitel.
Haben Sie die Story von "Schreib oder stirb" selbst erlebt? Hat Ihnen mal ein Verbrecher angeboten, Ihnen bei der Aufklärung eines Verbrechens zu helfen, wenn Sie ihm dafür einen Buchdeal an Land ziehen?
Nein, das nicht. Es gibt aber viele reale Personen in diesem Buch, die auch namentlich genannt werden. Mein Literaturagent Roman Hocke kommt vor, genau wie die Verlagsleiterin Doris Janhsen vom Droemer-Verlag.
Sie kommen auch selbst vor.
Das stimmt (lacht). Ich habe einen kleinen Cameo-Auftritt, bei dem ich nicht ganz so gut wegkomme. Das habe ich aber auch selbst geschrieben.
"Hoffe, dass die Realität ein Happy End schreibt - und zwar so schnell wie möglich"
Gibt es etwas, das "Schreib oder stirb" von anderen Büchern unterscheidet?
Das Fundament des Buches ist ein Blick hinter die Kulissen der Verlagswelt. Aber auch ein bisschen Schreibwerkstatt und die Frage: "Wie entwirft man einen Plot?" Es ist etwas anders als das, was ich bisher gemacht habe. Das Buch unterscheidet sich auch stilistisch, weil reale Figuren darin vorkommen. Es gibt viele lustige Krimis und Thriller, in denen tollpatschige Kommissare vorkommen, die in Fettnäpfe treten und skurrile Schenkelklopf-Situationen erleben. Reale Personen, die eine besondere Sichtweise auf die Dinge des Lebens haben, findet man selten. Gerade dadurch entsteht die Komik bei "Schreib oder stirb". Ich hoffe, dass uns das gelungen ist und dass sich das Buch auch dadurch von anderen unterscheidet, dass es trotz allem ein Thriller und keine Komödie ist.
"Schreib oder Stirb" von Sebastian Fitzek und Micky Beisenherz erscheint am 30. März 2022 im Droemer-Verlag
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