- Das Verschwinden einer Hausfrau führt die Kommissare Brix und Janneke in die Abgründe einer kaputten Familie.
- "Finsternis" steigert den Schrecken im Alltag ganz langsam: Dabei zeigt sich der Frankfurter "Tatort" von dem amerikanischen Serien-Hit "Breaking Bad" inspiriert. (Achtung: Spoiler!)
Uwe Preuss als seltsamer Chemielehrer
Im Mittelpunkt von "Finsternis" steht Ulrich Gombrecht, der ambivalente Ehemann der vermissten Maria. Gespielt wird die schwierige Rolle überzeugend von
Uwe Preuss kam 1961 in Dresden zur Welt. Der Sohn eines Projektingenieurs und einer Technischen Zeichnerin wuchs in der DDR und in Brasilien auf. Vor seiner Ausreise nach Westberlin und seinem Schauspielstudium war Preuss Kantinenleiter bei der Bauarbeiterversorgung, Lagerist in einer Stahlgießerei, Kistenbauer in einem Dampfsägewerk und Finanzbuchhalter. Er spielte an verschiedenen Theatern und ist regelmäßig im Fernsehen zu sehen.
In der Amazon-Serie "Deutschland" war er der Leiter des Auslandsnachrichtendienstes der DDR, Markus Fuchs. Krimifans kennen ihn auch als Hauptkommissar Henning Röder aus dem Rostocker "Polizeiruf 110". Dort war er seit 2010 der Vorgesetzte der Kommissare Alexander Bukow (
Der Horror im Normalen
Zu den Stärken von "Finsternis" gehört, wie der Horror sich ganz allmählich in die Alltäglichkeit der Figuren und ihrer Geschichte einschleicht. Das geschieht auch durch die Bilder, wie Regisseurin und Drehbuchautorin Petra Lüschow erklärt:
"Der Film beginnt fast wie ein Horrorfilm, um dann den Horror im Normalen zu suchen – das Licht leuchtet nicht aus, die Figuren verschwinden durchaus auch mal im Schwarz, zum Ende kehren wir für das Finale in die Finsternis zurück. Die leichte Stilisierung, die dadurch kommt, dass wir zur Coronazeit gedreht haben, so dass viele Orte so leer wirken, hat uns dabei direkt in die Hände gespielt. Das betrifft etwa die Tankstelle, wo auch kein Auto gefahren ist, weil ja Ausgangssperre war, die leeren Hörsäle, das leere Theater (die Statisten wurden aus den bekannten Gründen auf ein Minimum reduziert)."
Es gehe ihr, so Petra Lüschow, "um den Blick in den Abgrund des Normalen, so wie ich das bei Patricia Highsmith oder dem Regisseur Claude Chabrol schätze. Beide erzählen ja häufig über Gewalt und wie sie die Gesellschaft im Griff hält." Sie und Kameramann Jan Velten wollten den Figuren "zudem sehr nahekommen, ihrer Verstrickung, ihren Manipulationen, ihren Verdrängungen".
Wie lässt man eine Leiche verschwinden?
Am Ende von "Finsternis" stellt sich heraus, dass Maria Gombrechts Leiche mit Hilfe von Chemikalien aufgelöst wurde. "Berühmt" geworden ist diese Form des Spurenverwischens mit einer inzwischen legendären Szene in der amerikanischen Serie "Breaking Bad". Darin lösen der Chemielehrer (und Drogenhändler) Walter White und sein Komplize Jesse eine Leiche mit Hilfe von Flusssäure auf, der flüssigen Form von Fluorwasserstoff.
Die Chemiker Falk Harnisch und Tunga Salthammer haben sich mit "Breaking Bad beschäftigt und schrieben dazu 2013 in der Zeitschrift "Chemie in unserer Zeit", ihnen scheine die Methode verbesserungswürdig.
Umweltfreundliches Autoversenken
Umweltbewusste Produktion wird auch im Fernsehgeschäft immer wichtiger. Eine Reihe deutscher Produktionsfirmen, ARD-Sendeanstalten und das ZDF haben eine Selbstverpflichtungserklärung zum Klimaschutz entwickelt und unterschrieben, der zufolge sie sich seit dem 1. Januar 2022 verpflichten, ökologisch und umweltbewusst zu produzieren. Werden gewisse Mindeststandards eingehalten, bekommt eine Produktion – wie zum Beispiel oft im Abspann der SWR-"Tatorte" zu sehen – das Label "Green Motion".
Deshalb weist der Hessische Rundfunk ausdrücklich darauf hin, dass in "Finsternis" das rote Auto von Maria Gombrecht "bevor es im Main versenkt wurde, komplett leergeräumt und alle Leitungen verschlossen wurden, damit keine Gefahr für die Umwelt besteht".
Wolfram Koch im vertrauten Theater
Die Theaterszenen wurden im Schauspielhaus Frankfurt gedreht – für Wolfram Koch, den Darsteller des Kommissar Brix, kein unbekannter Ort: Koch studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, arbeitet bis heute oft am Theater und steht regelmäßig in Frankfurt auf der Bühne.
Für seine Rolle als König Richard III unter der Regie von Jürgen Bosse wurde er 2018 für den Faust-Theaterpreis nominiert, in der aktuellen Spielzeit ist er in Bosses Inszenierung von "Jedermann (stirbt)" zu sehen. Dabei handelt es sich um die deutsche Erstaufführung von Ferdinand Schmalz' Aktualisierung des Klassikers "Jedermann". Wolfram Koch spielt die Titelrolle, den skrupellosen Banker Jedermann.
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