Mit seinem Film "Die Queen" aus dem Jahr 2006 verhalf Stephen Frears der Schauspielerin Helen Mirren zu einem Oscar. Im exklusiven Interview beim Filmfest Bremen spricht der Regisseur über seine Sicht auf den aktuellen König, dessen Nachfolger und ob sich ein Film über sie lohnen würde.
Am vergangenen Mittwoch wurde Stephen Frears mit dem Bremer Filmpreis ausgezeichnet. Schauspieler
Herr Frears, herzlich willkommen in Deutschland. Ist es Ihr erster Besuch in Bremen?
Stephen Frears: Ja, in Bremen war ich noch nie. Ich war aber schon in Hamburg, Berlin und München.
Sie sind hier, um den Bremer Filmpreis abzuholen. Dieser wird Ihnen unter anderem für Ihren "unermüdlichen Innovationsgeist" verliehen. Verraten Sie uns bitte Ihr Erfolgsgeheimnis.
Ich weiß nicht. Ich glaube, ich bin wie ein verwöhntes Kind. Ich habe getan, was ich tun wollte. Aber ich habe immer interessante Geschichten, interessantes Material gefunden. Und ich habe mit sehr guten Autoren zusammengearbeitet, die mir viel beigebracht haben.
Sind Sie denn mit der Trophäe, ein goldener Mops, einverstanden oder hätten Sie als der Regisseur von "Die Queen" schon einen goldenen Corgi erwartet?
Oh, es ist ein Hund. Das wusste ich nicht. Aber ja, natürlich freue ich mich darüber.
Auf welchen Ihrer Filme werden Sie am häufigsten angesprochen: "Die Queen" oder "High Fidelity"?
Aus irgendeinem Grund habe ich eine Reihe von Filmen gemacht, die ziemlich beliebt sind. Die Menschen mögen "Die Queen", die Menschen mögen "Gefährliche Liebschaften", die Menschen mögen "Philomena". Aber sie mögen auch "Mein wunderbarer Waschsalon". Ich hatte sehr viel Glück.
Haben die Deutschen andere Favoriten als das Publikum in Ihrem Heimatland oder in anderen Ländern?
Wenn Sie Deutscher sind, wissen Sie da mehr als ich.
"Einen Film über den König zu machen, wäre schaurig."
Bestimmt würden sich nicht nur hierzulande viele Menschen für einen Film über
Nein, nein (lacht). Als wir "Die Queen" gemacht haben, hatte es niemand zuvor gemacht. Die Amerikaner werden nur englische Filme über die königliche Familie unterstützen. Doch sie sind keine interessanten Leute. Auch die Königin war keine furchtbar interessante Frau. Ihr Titel war interessant. Und ich vermute, dass sie ihr Amt ziemlich gut ausgeführt hat. Aber die Idee, einen Film über den König zu machen, wäre schaurig. Ich kenne ihn mein ganzes Leben lang.
Müsste man vielleicht warten, bis William und
Nun, ich finde keinen von ihnen interessant. Vielleicht hätte man einen Film über Harry machen können, doch dann ist er abgehauen. Camilla könnte interessant sein. Sie war einfach eine ziemlich konventionelle englische Oberschichtsfrau. Sie scheint Charles glücklich gemacht zu haben – und das ist schön. Sie sehen, ich bin nicht wirklich ein Royalist.
In Ihrem Film spielte
… und sie war brillant. Einfach brillant. Ich meine, ich erkenne an, dass die Queen eine ziemlich bewundernswerte Frau war. Und ich verneige mich vor ihr dafür.
Halten Sie den Kontakt zu den Schauspielerinnen und Schauspielern, mit denen Sie zusammengearbeitet haben, aufrecht?
Zu manchen schon. Ich weiß, dass Hugh Grant heute Abend nach Bremen kommen und die Laudatio halten wird. Also wird es schön sein, ihn zu sehen. Manchmal bringt er mich zum Lachen. Auch Steve Coogan, Judi Dench und Kate Winslet sehe ich hin und wieder.
"Ein Jahrzehnt der Hölle"
Steve Coogan spielt auch in Ihrer neuen BBC-Serie "Brian and Maggie" mit, die Sie nach Bremen mitgebracht haben. Es geht um das letzte TV-Interview von Margaret Thatcher. Warum übt die frühere britische Premierministerin (1979-1990) noch heute eine Faszination auf viele Menschen aus?

Es ist ein Film, den ich bereits vergangenen Jahr gemacht habe. Also ist er nicht wirklich neu [die Deutschland-Premiere "Brian and Maggie" fand im Rahmen des Bremer Filmpreises statt; Anm. d. Red.]. Frau Thatcher hatte einen enormen Einfluss in Großbritannien. Ich meine, die Leute reden immer noch pausenlos über sie. Ich war nie ein Befürworter von ihr, also war es für mich ein Jahrzehnt der Hölle. Aber sie war eine sehr starke Frau. Und in diesem Sinne ein markanter Kontrast zu vielen heutigen Politikern. Aber ihre Politik empfand ich als grauenhaft.
Wie denken Sie über die deutsche Filmindustrie? Und welchen Darstellerinnen und Darstellern trauen Sie eine internationale Karriere zu?
Ich weiß nicht genug darüber. Als ich jünger war, in den 70ern, war das deutsche Kino sehr, sehr gut. Ich kann aber nicht beurteilen, ob das heute immer noch so ist. Manchmal sieht man außergewöhnliche Filme. Aber ich weiß nicht genau, wer die deutschen Schauspieler sind. Ich erinnere mich an eine Schauspielerin, die in vielen Filmen von Rainer Werner Fassbinder zu sehen war. Das zeigt, wie veraltet ich bin (lacht). Wie hieß sie noch gleich?
Sie könnten Hanna Schygulla meinen, die in den 60ern und 70ern in vielen Fassbinder-Filmen mitwirkte.
Das könnte sein. Jedenfalls war die Schauspielerin, die ich meine, brillant. Und Fassbinder war brillant. Er verstand die Welt auf seine sehr klare Weise.
Über den Gesprächspartner
- Stephen Frears ist ein britischer Regisseur und Produzent. Seinen Durchbruch hatte er 1985 mit dem Film "Mein wunderbarer Waschsalon". Für "Die Queen" (2006) mit Helen Mirren als Königin Elizabeth II. und das Drama "Grifters" (1990) wurde Frears für den Oscar nominiert. Zu seinen bekanntesten Werken gehört zudem seine Verfilmung von Nick Hornbys "High Fidelity" aus dem Jahr 2000.