Mag Bester Film auch die wichtigste Kategorie bei den Oscars sein, so steht doch in diesem Jahr bei Filmfans eine andere im Mittelpunkt. Kann mit Sandra Hüller eine Deutsche den Award als Beste Hauptdarstellerin holen?

Dieser Meinungsbeitrag stellt die Sicht von A. Klingler, V. Thissen, T. Porzner, P. Scheiner, J. Münz und P. Kämpf dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die Filmwelt liebt sie: Sandra Hüller hat durch ihr intensives Spiel in "Anatomie eines Falls" oder "The Zone of Interest" Fans und Kritiker für sich eingenommen. Dementsprechend war sie für alle wichtigen Filmpreise nominiert und gewann unter anderem den Europäischen Filmpreis. Doch wie stehen ihre Chancen bei den Oscars? Nach Einschätzung unserer Redaktion hat sie vor allem zwei ernsthafte Konkurrentinnen.

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Anita Klingler:

Beste Hauptdarstellerin: Emma Stone / Lily Gladstone

Allein schon dafür, wie häufig Emma Stone in "Poor Things" jemandem kreativ eine zimmert, hätte sie den Oscar verdient. Ebenso verdient, und zwar nicht nur aus Diversitätsgründen, hätte ihn die einer breiteren Öffentlichkeit bisher weitgehend unbekannte Lily Gladstone für ihre Darstellung der Mollie Burkhart in "Killers Of The Flower Moon".

Beste Nebendarstellerin: Da’Vine Joy Randolph

Eindeutig: Da’Vine Joy Randolph. Bissig, einfühlsam, lustig, ernst: Diese Frau vereint als Mary Lamb in "The Holdovers" einfach alles.

Vicky Thissen:

Beste Hauptdarstellerin: Emma Stone

Im Gegensatz zur Kategorie Bester Hauptdarsteller gibt es bei den Schauspielerinnen einen offeneren Zweikampf. Emma Stone und Lily Gladstone räumten die meisten Preise ab. Was gegen Emma Stone sprechen könnte, ist ausgerechnet ihr eigener Erfolg. Denn die 35-Jährige gewann den Oscar als Beste Hauptdarstellerin bereits 2016 für "La La Land" und die Academy ist als eher "zurückhaltend" bekannt, wenn es darum geht, Schauspieler oder Schauspielerinnen mit mehr als einem Oscar auszuzeichnen. Dennoch ist die Leistung von Stone in "Poor Things" herausragend. Sie spielt die verschiedenen Entwicklungsstufen ihrer erschaffenen Figur vom tollpatschigen Säugling bis hin zur ausgewachsenen Feministin so eindringlich, dass man trotz der teils skurrilen Szenen anerkennen muss, dass sie die bessere feministische Rolle als ihre nicht nominierte Kollegin Margot Robbie in "Barbie" gespielt hat.

Beste Nebendarstellerin: Da‘Vine Joy Randolph

Da’Vine Joy Randolph hat einen ähnlichen Siegeszug hinter sich wie Cillian Murphy und bisher alle wichtigen Preise in dieser Kategorie abgeräumt. Dabei hat sich die Darstellerin aus "The Holdovers" immer wieder gegen starke und namhafte Konkurrentinnen durchgesetzt. Der Oscar scheint der 37-Jährigen nicht mehr zu nehmen zu sein.

Thomas Porzner:

Beste Hauptdarstellerin: Emma Stone

Mein Herz schlägt natürlich für Sandra Hüller und es wäre mehr als eine Sensation, wenn nach Luise Rainer, die 1937 und 1938 als einzige Deutsche bisher überhaupt Oscars als Beste Hauptdarstellerin gewinnen konnte, wieder ein Goldjunge in den Händen einer Schauspielerin nach Deutschland käme. Verdient hätte sie's! Wer kann schon behaupten, in zwei oscarnominierten Filmen eines Jahrgangs so beeindruckend mitgewirkt zu haben?
Ich fürchte hier wird zwischen den "Golden Globe" Gewinnerinnen Emma Stone und Lily Gladstone entschieden, wer die oscarreifste Leistung abgeliefert hat. Wenn es nach darstellerischer Leistung geht, hat für mich Emma Stone die Nase vorn, Gladstones Rolle war mir dagegen nicht facettenreich genug.

Beste Nebendarstellerin: Da’Vine Joy Randolph

Hier bin ich nach dem Ausschlussverfahren vorgegangen, übrig blieben nur America Ferrera und Da’Vine Joy Randolph. Letztere war schon bei den Golden Globes erfolgreich, daher tippe ich auch auf den Oscar für die "Holdovers-Köchin". Schließlich spielt das Thema Diversity bei der Wahl auch immer eine (Neben-)Rolle 😊.

Philipp Scheiner:

Beste Hauptdarstellerin: Sandra Hüller

Es gehört viel Mut und noch mehr Gefühl dazu, um einen minutenlangen Monolog so unheimlich ergreifend rüberzubringen. Vor der Kamera hat sie ihr Innerstes gezeigt und damit "Anatomie eines Falls" noch viel besser gemacht. Außerdem: Wie cool wäre eine deutsche Siegerin?

Beste Nebendarstellerin: Da'Vine Joy Randolph

Auch wenn ich "The Holdovers" insgesamt eher langatmig und überbewertet finde, hat Da'Vine Joy Randolph den Oscar hier wirklich verdient. Sie ist Herz und Seele des Films und irgendwie auch das einzig wirklich Liebeswerte.

Julian Münz:

Beste Hauptdarstellerin: Sandra Hüller

Ja, Emma Stone spielt die Wandlung vom Frankenstein-Monster zur Frau in "Poor Things" brillant. Und ja, den Film mit Sandra Hüller habe ich ehrlich gesagt noch nicht mal gesehen. Aber egal – allein schon dafür, wie Hüller bei US-Late-Night-Moderator Jimmy Kimmel kürzlich für ihr Heimatbundesland Thüringen warb, möchte ich ihr den Oscar am liebsten persönlich in die Hand drücken. "There’s a lot of forest going on" – besser hätte es auch Goethe nicht auf den Punkt gebracht.

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Patricia Kämpf:

Beste Hauptdarstellerin: Emma Stone

Wie grandios wäre es, wenn Sandra Hüller, die Deutsche, für "Anatomie eines Falls" den Oscar bekommen würde? Sogar Ex-US-Präsident Barack Obama hat sich schon als Hüller-Fan geoutet. Trotzdem glaube ich, dass Emma Stone für "Poor Things" eine Goldtrophäe mit nach Hause nehmen darf. Ihre Rolle in dem Film ist so durchgeknallt und passt so perfekt zu der 35-Jährigen, dass das gar nicht anders geht. Es wäre allerdings schon ihr zweiter Oscar nach "La La Land". So jung und schon zwei Oscars? Vielleicht hat Sandra Hüller doch eine Chance.

Wer sich tatsächlich einen Goldjungen sichert, können Sie in der Nacht von Sonntag auf Montag auf Joyn und ProSieben oder bei uns im Live-Ticker zu den Oscars 2024 mitverfolgen.

(Aufgezeichnet von dh)
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