Österreichs Ski-Superstar Marcel Hirscher steht vor einem spektakulären Comeback. Der siebenmalige Weltmeister wird allerdings nicht mehr für den ÖSV an den Start gehen. Er möchte stattdessen für das Geburtsland seiner Mutter antreten.
Österreichs Ski-Superstar
"Natürlich bedauern wir seine Entscheidung, einen Nationenwechsel zur Niederländischen Skivereinigung zu beantragen, sehr, aber schlussendlich haben wir diese auch mitgetragen", sagte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer in einer Mitteilung.
Hirscher würde zunächst in unterklassigen Rennen starten
Der Vorstand des alpinen Weltverbandes FIS entscheidet bei seiner nächsten Sitzung über den Wechsel. Geht dieser, wie erwartet, durch, solle Hirscher dann zunächst bei unterklassigen FIS-Rennen im Riesenslalom und Slalom an den Start gehen.
"Marcel Hirscher möchte sporadisch wieder in das Renngeschehen einsteigen. Wir hätten ihn auch gerne in Österreich mit Unterstützung des österreichischen Skiverbandes am Start gesehen, aber wir respektieren seine Entscheidung", sagte Scherer dann in einer Online-Medienrunde.
Hirscher wolle aktuellen ÖSV-Kaderathleten keinen Startplatz wegnehmen, hieß es als Erklärung. Weltcup-Einsätze seien aufgrund einer zu hohen Startnummer auf absehbare Zeit aber nicht realistisch, wie Rennchef Anton Giger von Hirschers Skifirma Van Deer-Red Bull Sports in der Medienrunde sagte. Hirschers Comeback soll sich auf eine Saison begrenzen, Saisonhöhepunkt ist die Heim-Weltmeisterschaft in Saalbach.
Startet der Dominator noch mal im Weltcup?
Hirscher hatte von 2011 bis 2019 achtmal in Serie den Gesamtweltcup gewonnen, so oft wie kein anderer. Danach war er zurückgetreten. Der zweimalige Olympiasieger und siebenmalige Weltmeister will laut Medienberichten im Sommer in Neuseeland ein Trainingscamp absolvieren und dort die nötigen FIS-Ranglistenpunkte sammeln, um dann im neuen Winter vielleicht doch noch im Weltcup fahren zu können.
67 Weltcupsiege und insgesamt 138 Podestplätze hat Hirscher bisher in seiner Vita. Mit sieben WM-Titeln und vier Silbermedaillen ist er der erfolgreichste WM-Teilnehmer der Geschichte. Zudem holte er je sechsmal die kleine Kristallkugel im Slalom und Riesenslalom.
Der ÖSV habe sich sehr bemüht, Hirscher im Falle einer Rückkehr "bestmögliche und auch individuelle Rahmenbedingungen zu bieten und konnten ihm diese auch in einem persönlichen Austausch näherbringen", hieß es. Aber als Wertschätzung für seine bisherigen Leistungen für den Skisport habe man seinem Wunsch nach einem Verbandswechsel einstimmig entsprochen.
"Dieses neue Projekt lässt sich am besten als Niederländer realisieren", so Hirscher. Über seine Beweggründe fünf Jahre nach seinem Abschied sagte er: "Ich möchte wieder Wettkämpfe bestreiten - einfach, weil es mir Spaß macht."
Neureuther über Hirscher-Comeback: "Wenn es einer packen kann, ..."
Neureuther glaubt nicht, dass das Comeback Hirschers eine Marketing-Aktion ist. "Wenn der Marcel am Start steht, dann will er auch abliefern", betonte der erfolgreichste deutsche Weltcup-Athlet. Der 40-Jährige erinnerte daran, dass Hirscher auch nach dessen Rücktritt stets Skitests vorgenommen habe, "deswegen ist er körperlich nach wie vor in einer guten Verfassung".
Der Garmisch-Partenkirchener sei aber gespannt, wie schnell Hirscher wieder in den Slalom-Rhythmus komme, denn diese Sportart sei sehr trainingsintensiv. "Man muss viele Tore fahren, um das richtige Timing hinzubekommen. Aber wenn du mit 35 Jahren ein Comeback gibst, dann bist du dir dieser Dinge bewusst. Dann hast du Lust auf die Herausforderung und packst voll an", meinte Neureuther.
Maria Höfl-Riesch traut Marcel Hirscher Rennsiege zu
Auch die dreimalige Olympiasiegerin
Der zweimalige Ski-Olympiasieger Markus Wasmeier lobte den Typen Hirscher: "Der Sport braucht Extravaganz und keine 'braven' Athleten. Marco Odermatt zum Beispiel ist ein mega, mega Skifahrer, aber er ist bodenständig und wenn einer der größten Skifahrer wie Marcel Hirscher ein Comeback startet, ist das großartig. Das ist cool für den Sport", sagte Wasmeier. Hirschers Konkurrenzfähigkeit betrachtet Wasmeier aber mit Skepsis: "Mit dem Alter wird man sicher nicht schneller - schneller müde vielleicht. Es ist auf alle Fälle kein Wunschkonzert. So ein Comeback ist keine Selbstverständlichkeit."
Nicht das einzige spektakuläre Ski-Comeback
Kommt Hirscher zurück, wäre es das zweite spektakuläre Comeback. Im März hatte der gebürtige Norweger Lucas Pinheiro Braathen bereits verkündet, wieder im Weltcup zu starten. Der Slalom-Spezialist fährt nun für Brasilien, das Heimatland seiner Mutter. Der 24-Jährige war im vergangenen Oktober im Streit mit dem norwegischen Verband zurückgetreten.
Auch mit dem Youngster ist Neureuther befreundet. "Die zwei tun dem Skisport wahnsinnig gut", sagte der Oberbayer. Auf die Frage, ob er nicht selbst auch Lust auf ein Comeback verspüre, witzelte der langjährige Slalom- und Riesenslalom-Star Neureuther: "Ich werde jetzt Abfahrer, und zwar für Jamaika." (dpa/sid/phs/ms/hau)
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