Auf Malaika Mihambo ist Verlass. Die deutsche Olympiasiegerin im Weitsprung von 2021 steht auch in Paris auf dem Treppchen. Doch eine Konkurrentin stiehlt ihr die Show. Dramatisch wird es beim Abgang Mihambos.
Der Traum vom Gold-Double ist geplatzt:
"Mir geht es jetzt besser", sagte sie knapp zwei Stunden später. Sie fühle sich aber "immer noch müde und erschöpft." Sie hatte sich bei ihrem EM-Sieg im Juni mit dem Corona-Virus infiziert, seitdem "hatte ich Probleme mit meiner Lunge beim Atmen. Ich musste die ganze Zeit irgendwelche Atemübungen machen, weil ich sonst den Wettkampf gar nicht überstanden hätte".
Sie berichtete von Hustenanfällen, die sie nachts nur schwer schlafen ließen. "Von daher bin ich unheimlich stolz auf meine Leistung. Das muss erstmal jemand schaffen, so gehandicapt an den Start zu gehen und da noch eine Silbermedaille rauszuholen."
Nach ihrer Ehrenrunde bekam Mihambo einen Reizhusten-Anfall und musste um medizinische Hilfe bitten, weil sie keine Luft mehr bekam. "Nach der Ehrenrunde habe ich wirklich keine Luft bekommen, es war zu viel", berichtete sie. "Seit Corona meine Lungen erwischt hat, brauche ich mehr Zeit zur Erholung. Mir fehlt die Luft nach dem Wettkampf."
"Das ist schlimm zu sehen. Das überfordert ihren Körper. Der Geist ist immer frisch, aber der Körper kriegt es nicht auf die Reihe", sagte TV-Experte
Der deutsche Verband hatte mitgeteilt, dass Mihambo Atemprobleme habe, bevor sie sich selbst äußerte. "Malaika hat Silber gewonnen und nicht Gold verloren", lautete die Einschätzung von Trainer Ulli Knapp über seine kampfstarke Athletin.
Tara Davis-Woodhall ist zu stark
Sie kämpfte, klopfte sich auf die Brust, sie atmete immer wieder tief ein und meditierte, um sich zu fokussieren – doch es half alles nichts, der Goldsprung blieb aus. Am Ende fehlten Mihambo 13 Zentimeter zu Platz eins. Sie musste sich Tara Davis-Woodhall aus den USA (7,10 Meter) geschlagen geben, Bronze gewann Jasmine Moore (6,96 Meter/USA).
Zunächst hatte sich die Silber-Gewinnerin noch mit der Deutschland-Fahne gefreut und eine Medaille bejubelt. "Das sind alles Vollblutprofis. Die müsste man mit dem Kopf unter dem Arm raustragen. Die wollen leisten", fügte Busemann an.
Der Wettkampf hatte Mihambo aber völlig erschöpft. Nach ihrer Ehrenrunde saß sie weinend an der Bande am Rande des Innenraums, deutete auf ihren Hals. Knapp eilte hinzu. Mihambo musste sich behandeln lassen, statt aus eigener Kraft verließ sie das Stadion in einem Rollstuhl.
In der Vorbereitung auf Paris hatte ihre Corona-Infektion Mihambo zurückgeworfen. "Das war jetzt wirklich nicht optimal", sagte sie nach der Qualifikation über die von der EM mitgebrachte Erkrankung. Sie habe "nicht so gut regenerieren" können, "das Training war anstrengend", sie musste "weniger" machen als geplant.
Mihambo geht die Kraft aus
Vor dem Finale war deshalb gar nicht klar, ob Mihambo sechs Sprünge in den Beinen hatte. Und so fehlten ihr am Ende vielleicht auch ein bisschen die Kräfte für den erneuten ganz großen Triumph. Beim letzten Versuch lief sie durch.
Nach ihrem EM-Gold in Rom und einem Sprung auf 7,22 Meter war Mihambo als Nummer eins der Welt nach Paris gereist, alle hatten von ihr erneut Olympia-Gold erwartet – die 30-Jährige hatte in ihrer Karriere ja auch schon so oft geliefert. Doch diesmal konnte Mihambo in einem spannenden Wettkampf im Stade de France nicht mehr kontern.
Mihambo ist die Konstante in der deutschen Leichtathletik
Damit bleibt Heike Drechsler (1992 und 2000) die einzige Weitspringerin der Geschichte mit zwei Olympia-Triumphen, doch auch Mihambos Erfolgsliste wird immer länger: Seit ihrer Goldmedaille 2018 bei der Heim-EM in Berlin hat sie bei jeder großen Meisterschaft, bei der sie teilnahm, auch eine Medaille gewonnen. Darunter fallen 2019 und 2022 ihre beiden WM-Titel, dazwischen 2021 ihr olympisches Gold in Tokio.
Laura Raquel Müller und Mikaelle Assani waren in der Qualifikation ausgeschieden. (sid/dpa/bearbeitet von hau und ms)
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