Die ersten Biathlon-Events bei Olympia 2018 in Pyeongchang sind Geschichte. Wir haben mit Erik Lesser exklusiv über seine bisherigen Eindrücke in Südkorea gesprochen.
Biathlet
Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt er, was dahinter steckte, warum er mit den bisherigen Rennen nicht wirklich zufrieden ist und warum Olympiasieger
Im Doppelzimmer mit dem Olympiasieger – wie haben Sie den Erfolg von Arnd Peiffer gefeiert?
Erik Lesser: Leider blieb nicht viel Zeit zum Feiern. Wenn man den Tag darauf gleich das nächste Rennen hat, kommt doch wieder die Professionalität raus.
Die hielt uns dennoch nicht davon ab, zusammen mit den Technikern, Betreuern und Trainern mit einem kleinen Getränk anzustoßen.
Schnarcht der Herr Peiffer eigentlich? Oder hat er irgendwelche anderen lästigen Angewohnheiten?
Am allerwichtigsten bei der Zimmer-Partner-Wahl ist immer die Frage 'Schnarcht der Typ?'. Da Arnd nicht schnarcht, ist er auf meiner Liste nach oben gerutscht.
Nein, Spaß beiseite. Wir kennen uns schon seit 2007 und kommen sehr gut miteinander aus.
Fünf Jahre sind wir schon zusammen unterwegs und daraus entwickelte sich durchaus eine Freundschaft.
Zweimal Platz elf bisher für Sie persönlich. Wie fällt Ihr Zwischenfazit nach Sprint und Verfolgung aus?
Optimal liefen die Rennen nicht. Sowohl im Sprint als auch im Verfolger hatte ich läuferisch ein paar Defizite. Am Schießstand fehlt mir das kleine Quäntchen.
In der Verfolgung habe ich dann den Bock abgeschossen, nachdem ich nicht richtig nachgeladen hatte und sehr viel Zeit verlor. Wichtige Zeit, die eventuell für die Top 6 gereicht hätte.
Wen haben Sie im ersten Stehendschießen der Verfolgung mehr verflucht? Sich selbst oder Ihr Gewehr?
Zuerst die Waffe. Aber nach einer Stunde, als ich duschen war, konnte ich in Ruhe das Schießen reflektieren und musste leider feststellen, dass es ganz allein mein Fehler war. Wer nicht richtig nachlädt, hat einfach in so einer Situation das Nachsehen.
Zwischenzeitlich lagen Sie in der Verfolgung auf Medaillen-Kurs. Was geht einem durch den Kopf, wenn man mit drei Teamkollegen unterwegs ist und allesamt unter den besten sechs liegen?
Mannschaftlich war das schon ziemlich cool. Ich hätte es lieber mehr genossen, aber wie schon erwähnt, war meine Form nicht voll da und ich hatte eher zu tun, um die Gruppe zu halten.
Inwieweit hat Sie Ihre Rippenprellung beeinträchtigt?
Die Rippenprellung ist überhaupt nicht problematisch gewesen. Mir zog es letzte Woche dadurch allerdings übel in die Rückenmuskulatur und das hat mich beim ersten Training extrem behindert.
Aber im Team haben wir zwei Orthopäden, die sich hervorragend um mich gekümmert haben und während des Rennens galt das nicht als Ausrede.
Laura Dahlmeier hat nach der Verfolgung gesagt: "Es war ein richtig, richtig hartes Rennen, unfassbar! Meine Finger sind gerade aufgetaut, das waren Schmerzen, schlimmer als in jedem Rennen zuvor. Es war jetzt abartig." Wie haben Sie die Bedingungen in Pyeongchang in den bisherigen Rennen empfunden?
Mit kalten Fingern musste ich nicht so sehr kämpfen. Die Kälte zieht aber überall rein und zehrt sehr an der Energie. Dazu kommt der Wind.
Aber ich muss ehrlich sagen, dass die Kälte nicht so schlimm ist wie bei meinem ersten Weltcup in Finnland. Das war eine Mixed-Staffel im Jahr 2010 und es hatte minus 22 Grad. Das war richtig übel.
Im ARD-Interview nach dem Sprint haben Sie betont, dass Sie froh sind, gezeigt zu haben, dass "Team D" für Team Deutschland und nicht für Team Dahlmeier steht. Was wollten Sie mit dieser Aussage bezwecken? War das eine Spitze gegen die Medien? Oder sogar gegen Laura selbst?
Auf meiner Facebook-Seite ging es danach ganz schön her. Definitiv ging das nicht gegen Laura.
Inzwischen habe ich auch die Chance genutzt und mit ihr darüber geredet. Mir ging es nur um die Berichterstattung vor den Spielen.
Alles schreibt von Laura, aber nicht vom Team. Allein von uns vier Männern ist jeder schon Einzelweltmeister geworden und darüber liest man nirgendwo etwas.
Nicht, dass wir uns wichtig machen wollen, aber eine neutralere nüchterne Berichterstattung ist doch auch für den Leser oder Zuschauer interessant.
Lesser, Doll, Peiffer, Schempp – das deutsche Team hat bisher einen unglaublich starken Eindruck hinterlassen? Was macht die Truppe so stark?
Gute Frage. Wir sind eben seit 2007 gemeinsam im Team unterwegs. Zu den Lehrgängen im Sommer und natürlich im Winter zu den Wettkämpfen.
Wir kennen die Stärken und die Schwächen der anderen und können uns so im Training gegenseitig pushen und ganz nebenbei können wir uns auch noch gut leiden.
Die Stimmung im Biathlon-Stadion von Pyeongchang ist gelinde gesagt ausbaufähig. Was halten Sie nach den Eindrücken der ersten Rennen vom Austragungsort?
An die Heim-Weltcups kommt die Stimmung nicht ran, das steht mal fest. Aber wir müssen es nehmen, wie es ist.
Es hat aber auch seine Vorteile, nach dem Rennen ungehindert auf der Strecke auszulaufen oder an der Tribüne ohne Geschrei Richtung Kabine zu laufen. 2014 in Sotchi war die Stimmung schon ziemlich lässig.
Biathlon elektrisiert nach wie vor die Massen: Über sechs Millionen Zuschauer haben zum Beispiel Laura Dahlmeiers Sieg am Samstag gesehen. Welche Botschaft haben Sie an die Fans in der Heimat?
Zum einen: Vielen Dank, dass Ihr jeden Tag vor der Kiste sitzt. Die Unterstützung bei den Heim-Weltcups ist Weltklasse.
Zum anderen: Bleibt weiter so euphorisch und vielleicht seid ihr bei manchen Fehlern nicht so kritisch. 'Irren ist menschlich', sagte mal ein schlauer Mann.
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