Finale oho, Finale ohohoho! Die deutschen Handballer sind bei der Europameisterschaft in Polen sensationell in das Endspiel eingezogen. Ganz Deutschland wird am Sonntagabend mitfiebern, wenn die DHB-Auswahl gegen Spanien um den Titel spielt.
Für alle Handball-Laien gibt es hier die wichtigsten Infos zum alles entscheidenden Spiel.
1. Wer sind die Stars im deutschen Team?
Genau genommen sitzen die größten Stars unserer Nationalmannschaft auf der Tribüne oder daheim vor dem Fernseher.
Die Deutschen gingen mit einem Altersdurchschnitt von 24,9 Jahren als jüngste Mannschaft in die EM. Kapitän Steffen Weinhold und Shooting-Star Christian Dissinger verletzten sich zudem im Spiel gegen Russland und sind seitdem nicht mehr einsatzbereit.
Im starken Turnierverlauf der Deutschen rückten bisher eher unbekannte Gesichter in den Fokus. Für Tobias Reichmann ist die EM praktisch ein Heimspiel, weil er beim polnischen Spitzenverein KS Kielce aktiv ist.
Mit 43 Toren, davon 26 per Siebenmeter, ist er der zweiterfolgreichste Torjäger des Turniers. Die Torhüter
2. Wer ist der Gegner? Wer sind da die Stars?
Die spanische Nationalmannschaft wurde zwar in den Jahren 2005 und 2013 Weltmeister, gewann jedoch nie eine Europameisterschaft. Zwei Bronze-Medaillen (2000 und 2014) waren die besten Ergebnisse.
Besonders das Spiel der Spanier über die Außenseiten ist gefährlich. Linksaußen Valero Rivera ist mit 47 Tore der beste Torschütze der EM, Rechtsaußen Victor Tomas steht mit 28 Toren teamintern an zweiter Position.
Drei Iberer sind in der deutschen Bundesliga tätig. Die Kreisläufer Gedeon Guardiola und Rafael Baena spielen für Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen, Spielmacher Joan Canellas für Rekordmeister THW Kiel. Trainer der Spanier ist Manolo Cadenas.
3. Wie stark ist Spanien wirklich?
Welch hohe Qualität die Südeuropäer haben, musste die DHB-Auswahl gleich im ersten Vorrundenspiel feststellen. Deutschland unterlag knapp mit 29:32. Es war die bisher einzige Niederlage des Turniers.
Die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson leistete sich viele Abspielfehler am Kreis und wurde mit Gegenstößen, also schnellen Konterspielzügen, dafür bestraft.
Gleich fünf Spieler der Spanier stehen beim amtierenden Champions-League-Sieger FC Barcelona unter Vertrag. Allerdings ist das nur bedingt ein Vorteil. Barcelona ist in der spanischen Liga praktisch konkurrenzlos.
Lediglich bei Champions-League-Partien müssen die Spieler an ihre Grenzen gehen. Mehrere Spiele in Folge gefordert zu sein, wie bei einer EM, sind die Katalanen eher nicht gewohnt.
4. Worauf wird es im Finale ankommen?
Die vermeidbaren Abspielfehler vom ersten Aufeinandertreffen dürfen sich nicht wiederholen, weil Spanien ansonsten einfache Tore per Gegenstoß erzielt. Ansonsten gibt es einige Statistiken der Europameisterschaft, die für Deutschland sprechen.
Die DHB-Auswahl hat mit einer Chancenverwertung von 62 Prozent eine höhere Treffsicherheit als Spanien, bei denen lediglich 60 Prozent der Würfe erfolgreich waren. Auch von der Siebenmeterlinie ist Deutschland mit 96 Prozent treffsicherer als Spanien, die auf 82 Prozent kommen.
Die Torhüter der Deutschen und der Spanier sind mit einer Quote von 31 Prozent gehaltener Bällen praktisch gleich stark. Die deutschen Schlussleute sind bei Würfen aus dem Feld etwas sicherer, während die Spanier prozentual mehr Siebenmeter abwehren konnten.
5. Wie hoch wäre die Prämie, wenn Deutschland Europameister wird?
Das fragen sich die Spieler vermutlich auch. Eine EM-Prämie wurde bisher nicht ausgehandelt. DHB-Vizepräsident Bob Hanning sagte gegenüber der "Bild"-Zeitung: "Wir sind für nach der EM verabredet."
Als Deutschland im Jahre 2007 Weltmeister wurde, soll es laut Medienberichten 15.000 Euro pro Spieler gegeben haben.
Verglichen mit den Fußballern ist diese Summe eher bescheiden: Nach der Weltmeisterschaft 2014 sollen Philipp Lahm & Co. 300.000 Euro kassiert haben - pro Spieler, versteht sich.
6. Mit welcher Info kann ich richtig angeben?
"Offense wins games, defense wins championships" lautet ein altes Sportler-Sprichwort. Umso wichtiger, sich mit der Abwehrarbeit auszukennen. In der Verteidigung wird in verschiedenen Formationen gespielt.
Eine 6:0-Deckung bedeutet, dass alle Verteidiger praktisch nebeneinander am eigenen Kreis stehen. Vorteil: Es gibt kaum Lücken, sodass der Ballträger nicht zum Kreis vorpreschen und ungehindert werfen kann. Nachteil: Der Gegner wird beim Spielaufbau nicht gestört und kann zudem aus dem Rückraum, also von den hinteren Positionen, werfen.
Es gibt auch offensive Abwehrformationen. Bei einer 5:1-Deckung steht ein Abwehrspieler vor seinen Mannschaftskameraden und versucht, den Spielaufbau des Gegners zu stören.
Bei einer 4:2- oder einer 3:2:1-Deckung übernehmen gleich zwei bis drei Spieler diese Aufgabe. Allerdings können dadurch Lücken am Kreis entstehen.
Während eines Spiels wird die Abwehrformation gelegentlich verändert, um den Gegner vor neue Herausforderungen zu stellen. Daher sollte jede Mannschaft in der Lage sein, verschiedene Formationen zu spielen.
7. Welche besonderen Regeln gibt es eigentlich?
Sollte das Spiel unentschieden enden, geht es in eine Verlängerung von zweimal fünf Minuten. Steht dann noch immer kein Sieger fest, erfolgt eine zweite Verlängerung mit gleicher Spieldauer. Danach würde das Spiel mit einem Siebenmeterwerfen entschieden werden.
Ob nun Verlängerung oder reguläre Spielzeit: Eine Mannschaft kann sich beim Angriff nicht beliebig viel Zeit lassen. Zwar gibt es im Gegensatz zum Basketball kein festgeschriebenes Zeitlimit für das attackierende Team. Sehen die Schiedsrichter allerdings keine Bemühung der Offensive, zum Abschluss zu kommen, heben sie die Hand. Die Offensivspieler müssen den Angriff dann schnellstmöglich abschließen. Ansonsten ist der Ballbesitz weg.
Weil all das im Ermessen der Schiedsrichter liegt, ist Zeitspiel einer der meistdiskutierten Regelverstöße im Handball.
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