Spätestens sein Einsatz im WM-Finale 2014 gegen Argentinien hat Bastian Schweinsteiger als Fußballer unsterblich gemacht. Buchstäblich bis aufs Blut kämpfte er damals um den Weltmeisterschafts-Titel. Neun Jahre später sieht er diese Tugenden nicht mehr - und gibt einem Trainer-Denkmal eine Mitschuld.

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Ex-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger vermisst die Tugenden früherer Zeiten bei der deutschen Nationalmannschaft.

Bastian Schweinsteiger betätigt sich nach dem Ende seiner aktiven Karriere als Experte bei der ARD
Bastian Schweinsteiger kritisiert in seiner Rolle als TV-Experte in der ARD die Auftritte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. (Archivbild) © dpa / Tom Weller

Bastian Schweinsteiger: "Wir haben unsere Werte verloren"

"Wir haben unsere Werte verloren. Andere Nationen haben Deutschland immer sehr kämpferisch wahrgenommen, wir sind bis zum Ende gerannt", sagte der 38-Jährige beim Sport-Radiosender "talkSPORT". Dies bestätigt ein Zitat des ehemaligen niederländischen Nationalspielers Arie Haan, der 1974 dem damaligen WM-Gastgeber Deutschland im Endspiel unterlag und später als Bundesliga-Coach in Stuttgart und Nürnberg arbeitete. Haan bemerkte einst: "In Holland hat man früher gesagt: 'Deutschland ist erst geschlagen, wenn der Mannschaftsbus die Stadt verlassen hat!' Und: "Das sind keine fröhlichen Menschen, die Deutschen. Und das spiegelt sich auch in ihrem Fußball wider."

Nationalspieler Bastian Schweinsteiger sitzt während des WM-Finals 2014 verletzt am Seitenrand
Am 13. Juli 2014 geht Deutschlands Nationalspieler Bastian Schweinsteiger mit seinem Kampfgeist voran und in die Geschichte ein. Gerade auch dank seines Einsatzes reicht es zum Gewinn des WM-Titels. (Archivbild) © BILDBYRÅN/Reuters/Niklas Larsson

Nach den verpatzten EM-Turnieren von 2000 und 2004 sollte Deutschlands - damals offensichtlich zurückgebliebener - Fußball wieder mehr technische Elemente bekommen, flüssiger laufen und schöner anzuschauen sein. Dieser Ansatz des seinerzeitigen Teamchefs Jürgen Klinsmann und seines Assistenten, des späteren Bundestrainers Joachim Löw, wurde mit dem kämpferischen Element erfolgreich kombiniert und gipfelte im Gewinn der WM 2014. Daran hatte Schweinsteiger, der noch vor der EM 2004 debütiert hatte, seinen unvergessenen Anteil.

Heute beobachtet der ARD-Experte: "Unsere Stärken gingen in den letzten sieben, acht Jahren verloren. Wir haben das ein wenig vergessen und haben uns darauf fokussiert, die Bälle nett zueinander zu spielen."

Bastian Schweinsteiger im Gespräch mit Pep Guardiola
Bastian Schweinsteiger (l.), hier am 10. Mai 2014 im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart, spielte von 2013 bis 2015 beim FC Bayern München unter den katalanischen Trainer Pep Guardiola (r.) und kritisiert ein Jahrzehnt später den Einfluss Guardiolas auf die Tugenden des deutschen Spiels. (Archivbild) © REUTERS/Michaela Rehle

Bastian Schweinsteiger: Umstellung auf Pep Guardiolas Spiel war ein Fehler

Ein entscheidender Moment für die DFB-Auswahl sei gewesen, als Startrainer Pep Guardiola zum FC Bayern München kam. "Jeder hat geglaubt, dass wir diese Art des Fußballs spielen müssen. Kurze Pässe und so weiter", sagte Schweinsteiger, der 2015 zu Manchester United wechselte. Doch dies sei wohl ein Fehler gewesen.

So äußerte sich bereits im Anschluss an das Vorrunden-Aus bei der WM 2018 auch der damalige Bundestrainer Löw. Das Festhalten am Ballbesitzfußball, den auch Guardiola favorisiert und propagiert, sei sein "allergrößter Fehler" gewesen.

Pep Guardiola arbeitete von 2013 bis 2016 beim FC Bayern München

Der Spanier Guardiola war von 2013 bis 2016 Chefcoach des FC Bayern. Zuvor hatte Spaniens Nationalmannschaft mit dem Gewinn der EM-Turniere 2008 und 2012 und der WM-Endrunde 2010 neue Maßstäbe gesetzt und die vorübergehende Dominanz und Deutungshoheit im Weltfußball übernommen.

Verwendete Quellen:

  • augsburger-allgemeine.de: Arie Haan: "Van Gaal ist zum Titel verdammt!"
  • dpa
  • Redelings, Ben: Das neue Buch der Fußball-Sprüche (2020)
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