• Bei seinem Debüt als Cheftrainer des DFB-Teams hat Hansi Flick auch den 19-jährigen Karim Adeyemi erstmals in die Mannschaft berufen.
  • Dessen Einstand hätte nicht besser laufen können: Erstes Tor im ersten Spiel – nie war ein Spieler jünger, dem das gelang.
  • Wir stellen den Youngster, der ein Sinnbild des Wandels in der deutschen Nationalmannschaft ist, vor.
Ein Porträt

Mehr Fußballthemen finden Sie hier

Mehr News zum Thema Fußball

Eigentlich sollten sie bei der Spielvereinigung Unterhaching die neue Tribüne Karim-Adeyemi-Tribüne nennen, erzählte Vereinspräsident Manni Schwabl vor Kurzem dem Bayerischen Rundfunk. Durch dessen Transfer konnte sich der Klub nämlich erst den neuen Bau finanzieren. Viel Geld hatten sie im Münchner Vorort nie, dafür das eine oder andere Talent. Adeyemi ist das größte der letzten Jahre – und auf den neuen Nationalspieler sind sie mächtig stolz.

Seit Karim Adeyemi in seinem ersten Länderspiel Anfang September – es war auch das erste Spiel als Cheftrainer für Hansi Flick – gleich sein erstes Tor schoss, ist er Fußballfans in ganz Deutschland ein Begriff. Im WM-Qualifikationsspiel gegen Rumänien (Freitag, 8. Oktober, Anstoß um 20:45 Uhr) könnte er auch wieder zum Einsatz kommen.

Der 19-Jährige steht, zusammen mit anderen jungen Nationalspielern, für eine neue Spielergeneration. Für eine, die den lang ersehnten frischen Wind in das DFB-Team bringen soll. Adeyemi soll zudem auch für ein paar Tore sorgen - kann er das deutsche Sturmproblem lösen?

Torriecher und Torrekorde: Adeyemi sorgt für Furore

Dass er zumindest ein Teil der Lösung sein kann, beweist der Sohn eines nigerianischen Vaters und einer rumänischen Mutter in Salzburg. Für Red Bull schoss er in zehn Spielen in dieser Saison acht Tore und führt die Torschützenliste an.

In der Champions League gelang ihm ein kurioser Rekord: Beim 2:1 gegen den OSC Lille holte er für sein Team gleich zwei Elfmeter heraus; insgesamt sind es schon vier in der aktuellen Königsklassen-Saison. Diesen Rekord hatte bislang einzig Arjen Robben inne, brauchte dafür aber eine komplette Spielzeit.

Adeyemi fällt durch seine Effizienz und Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor auf. Diese Eigenschaften ließen Deutschlands Stürmer und im Sturm aufgestellte Offensivspieler in den vergangenen Jahren allzu häufig vermissen. Adeyemis aktueller Trainer Matthias Jaissle sagte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" über ihn: "Er hat nahezu alles, was ein Stürmer braucht. Er hat eine brutale Qualität mit seiner Schnelligkeit."

Mit dem FC Bayern hat es im ersten Anlauf nicht geklappt

Mehr Rekorde sollen folgen. "EM-Titel, Weltmeistertitel, Sieg in der Champions League. Man soll ja nach dem Höchsten streben", steckte Adeyemi im "Standard" vor Kurzem seine Ziele fest. Mit welchem Klub er diese Ziele erreichen will, kann sich der begehrte Stürmer fast aussuchen. Aus der Bundesliga sollen nach Sky-Informationen der FC Bayern München, Borussia Dortmund und Salzburgs Schwesterklub RB Leipzig interessiert sein.

Es wäre Adeyemis zweiter Anlauf beim deutschen Rekordmeister; der gebürtige Münchner spielte schon von 2009 bis 2011 beim FC Bayern, musste den Verein aber wegen Disziplinlosigkeit verlassen. Wie die "Bild" schreibt, habe er seinen Mitspielern Streiche gespielt.

Bei der SpVgg Unterhaching fand er dann seinen Förderer Manni Schwabl, der dafür sorgte, dass der junge Fußballer nicht nur trainierte, sondern auch in die Schule ging. "Wir waren gefragt, ihn persönlich in die Reihe zu kriegen, damit was entstehen kann", erzählte Schwabl dem "BR". Er sei mit Karim Adeyemi häufiger in der Schule gewesen als mit seinen eigenen Kindern. Ging er nicht zur Schule, durfte er auch nicht trainieren.

2018 wechselte Adeyemi für drei Millionen Euro nach Salzburg. Dort spielte er beim Farmteam FC Liefering, ehe er sich in der ersten Mannschaft durchsetzte. Über seinen Werdegang sagte er im "Standard": "Man hängt in der Warteschleife, aber man weiß, dass man eine Chance bekommt. Du brauchst Geduld. Aber Geduld ist eine meiner Stärken."

Lesen Sie auch: FC Barcelona meldet Horror-Verlust von 481 Millionen Euro in einer Saison

Als Nationalspieler ist Adeyemi noch wertvoller

Für Adeyemi war es eine ebenso pragmatische wie fordernde Lösung: Salzburg liegt zwei Stunden entfernt von seiner Heimat München, er ist oft dort, seine Eltern arbeiten bei der Spielvereinigung Unterhaching. Gleichzeitig ist der Red-Bull-Klub ein Name in Europa – ein Verein, bei dem viele spätere Stars heranwuchsen. Erling Haaland, Dayot Upamecano, Martin Hinteregger, Naby Keïta, Sadio Mané. Dass auch Adeyemi bald wechselt, gilt als sicher.

Wer den 19-Jährigen auch verpflichtet: Der Verein muss viel Geld zahlen. 30 Millionen Euro soll Salzburg fordern. Der Erfolg mit der Nationalmannschaft macht ihn noch wertvoller. "Adeyemi hat das gezeigt, was er auch schon in Salzburg gezeigt hat - dass er eiskalt ist vor dem Tor", schwärmte Trainer Hansi Flick nach dessen Debüt – und weiß, wie wertvoll diese Eigenschaft im DFB-Team ist.

Zusammen mit Serge Gnabry, der in den letzten beiden Spielen drei Tore schoss und ein Vorbild Adeyemis ist, könnte er für diese neue Torgefahr im DFB-Team sorgen. Vielleicht auch bald beim FC Bayern? Dann könnte er noch häufiger im sechs Kilometer entfernten Stadion in Unterhaching vorbeischauen. Präsident Schwabl, zu dem er bis heute einen guten Kontakt pflegt, würde sich freuen.

Verwendete Quellen:

  • Der Standard: Karim Adeyemi – der nächste aus der Warteschleife
  • BR: Karim Adeyemi – der kleine "Bazi" aus Unterhaching
Interessiert Sie, wie unsere Redaktion arbeitet? In unserer Rubrik "Einblick" finden Sie unter anderem Informationen dazu, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte kommen.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.