Scheitert Jürgen Klopp als Trainer vom FC Liverpool an seinem eigenen Trauzeugen? Dieses Szenario könnte schon am Samstag Realität werden. Denn ausgerechnet jetzt, wo Klopp seine größte Krise als "Reds"-Trainer durchlebt, kommt es zum ersten Aufeinandertreffen mit seinem Kumpel David Wagner und Huddersfield Town.

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Klopp und der FC Liverpool stecken in der Krise. Nur eines der letzten sechs Ligaspiele hat die Mannschaft gewonnen. Zuletzt gab es ein katastrophales 1:4 gegen Tottenham Hotspur. Große Ziele verbieten sich momentan. "Wir müssen derzeit nicht über die Top Four sprechen. Wir sind Neunter, mit der schlechtesten Statistik seit 1964", sagte Klopp.

Klopp immer stärker in der Kritik

Die Kritik an Klopp wächst: Er habe die Mannschaft nicht weiterentwickelt, keine gute Verteidigung aufgestellt und sich auf dem Transfermarkt unklug angestellt. Eine erneute Klatsche könnte sogar den Trainerstuhl von Klopp zum Wackeln bringen.

Das Kuriose: Ausgerechnet sein bester Freund und Trauzeuge David Wagner könnte ihn zu Fall bringen. Der ist nämlich Trainer von Huddersfield Town, die nun am Samstag (16 Uhr) in Liverpool zu Gast sein werden.

Ein kleiner Rückblick: Jürgen Klopp und David Wagner waren in ihrer aktiven Zeit Mannschaftskameraden beim 1. FSV Mainz 05. Später arbeiteten sie als Trainer bei Borussia Dortmund eng zusammen. Klopp führte die Profis zu zwei deutschen Meisterschaften, Wagner versorgte ihn als Trainer der 2. Mannschaft mit Talenten.

Klopp und Wagner: "So etwas wie Brüder"

Zwischen den beiden Trainern entstand eine enge Freundschaft. "Wir sind so etwas Ähnliches wie Brüder", sagte Wagner einmal. Er war der Trauzeuge von Klopp. Klopp wiederum ist der Taufpate von Wagners Tochter.

Wenige Monate nachdem Klopp bei Borussia Dortmund aufhörte, löste auch Wagner seinen Vertrag auf. Er wollte von nun an seinen eigenen Weg gehen. Auch wenn es Gemeinsamkeiten zwischen den beiden gibt, möchte Wagner Klopp nicht als persönliches Vorbild betrachten.

Im Gespräch mit unserer Redaktion sagte Wagner: "Ist es ein Vorbild, dass Jürgen raucht? Nein. Ist es ein Vorbild, wie er manchmal am Spielfeldrand aussieht? Nein. Ist es ein Vorbild, wie er eine Mannschaft führt? Ja, auf jeden Fall. Es ist immer schwer, von einem Vorbild zu sprechen. Was er geleistet hat, ist aber sensationell. Und wir beide lieben den gleichen Fußball."

Wagner tritt aus Klopps Schatten

Wagner ist längst aus dem Schatten von Jürgen Klopp hervorgetreten. Mit dem englischen Profiverein Huddersfield Town hat er seine eigene Erfolgsgeschichte geschrieben. Als er im November 2015 dort als Trainer begann, stand der Verein in der 2. Liga zwei Punkte vor den Abstiegsplätzen.

Wagner gelang das Wunder, den Verein trotz eines Mini-Etats in nur eineinhalb Jahren in die englische Premier League zu führen. Nun kann er sich mit den reichen Vereinen wie FC Chelsea oder Manchester United messen. Und das gelingt außerordentlich gut: Am vergangenen Wochenende wurde die Star-Truppe von Manchester United spektakulär mit 2:1 bezwungen.

Das Erfolgsgeheimnis von Wagner: Er hat viele Spieler aus Deutschland verpflichtet und weiterentwickelt, denen bis dahin der große Durchbruch verwehrt blieb. Sieben Spieler in seinem Kader haben eine deutsche Staatsangehörigkeit. Dazu zählen zum Beispiel der ehemalige 1860-Spieler Christopher Schindler oder der von Ingolstadt verpflichtete Elias Kachunga.

Huddersfield überzeugt mit Billiglösungen

"Wir konnten nicht nach den ganz großen Spielern gucken. Da wären wir gegenüber den anderen Interessenten nicht konkurrenzfähig gewesen. Wir haben also nach Spielern geguckt, die bei ihrem Verein zum Beispiel eine schlechte Saison hatten, ihr Potential aber in den Jahren zuvor durchschimmern ließen", erklärt Wagner.

Es lässt sich als Kunststück betrachten, mit solchen "Billiglösungen" in einer Liga zu bestehen, in der ein Verein wie Manchester City alleine in der Sommerpause rund 250 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben hat. Das sorgt für Begeisterung in Huddersfield. "Da ist richtig viel Euphorie in der Stadt, überall sind die Vereinsfarben Blau und Weiß zu sehen", sagt Wagner.

Ob der FC Liverpool nun das nächste Opfer des Aufsteigers sein wird? Auf dem Papier sind die Rollen klar verteilt. Der Kader vom FC Liverpool hat laut Transfermarkt.de einen Wert von 514,5 Millionen Euro, der von Huddersfield Town lediglich 58 Millionen Euro – der geringste Wert der Premier League.

Tatsache ist aber: Liverpool steht in der Tabelle lediglich einen Punkt vor Huddersfield. Zudem reist der Außenseiter nach dem Sieg gegen ManUtd mit viel Selbstvertrauen an. Wagner freut sich auf das erste Spiel gegen seinen Freund "Kloppo". "Brutal cool, eine überragende Geschichte", sagt er in der "Sport Bild". "Wir hoffen, dass wir gesund durch die Woche kommen, und am Samstag dann Anfield Road – schon geil."

Bei Klopp ist die Euphorie vermutlich weniger groß.

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