Wer den FC Bayern München dieser Tage spielen sieht, gerät leicht ins Schwärmen. Tempofußball, Dominanz, Weltklassespieler in Hülle und Fülle – ganz Europa blickt voller Bewunderung nach München. Doch im Kader beginnt es zu rumoren. Kann Trainer Guardiola seine Stars bei Laune halten?

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Philipp Lahm im Mittelfeld, Arjen Robben als Mittelstürmer, Thiago auf der Sechs – nur Pep Guardiola selbst weiß wahrscheinlich, wie der FC Bayern München im Supercup am Samstagabend (20:30 Uhr, live im ZDF) gegen Borussia Dortmund auflaufen wird. Die Unberechenbarkeit der Münchner Aufstellung hat allerdings zwei Seiten: Einerseits stiftet das Rotationsprinzip beim Gegner Verwirrung, andererseits kann es in der eigenen Mannschaft schnell zu Misstönen führen. Denn gerade die arrivierten Stars sehen sich auf ihren angestammten Positionen als gesetzt.

Bastian Schweinsteiger, Bayern-Urgestein und strategischer Kopf des Teams, setzte bereits nach nur 22 Einsatzminuten in der Vorbereitung ein verbales Zeichen. Auf seine Wunschposition im neuen 4-1-4-1-System Guardiolas angesprochen, sagt Schweinsteiger im Interview mit dem "Kicker": "Ich sehe meine Qualitäten schon am besten auf der Sechser-Position aufgehoben. Ich bin Flexibilität gewöhnt, aber ich denke, dass zu mir am besten die Position vor der Abwehr passt."

Schweinsteigers Problem heißt Thiago

Das Problem dabei: Zugang Thiago Alcantara liefert seit seiner Ankunft bei Bayern auf genau dieser Planstelle bärenstarke Leistungen ab und gilt als Guardiolas Schnittstelle zur Mannschaft. Der Star aus Barcelonas Talenteschuppen kennt Peps bevorzugtes System aus dem Eff-Eff und besticht durch Übersicht und Zweikampfstärke. Für Schweinsteiger, der die Bayern noch im vergangenen Jahr zum Triple taktierte, scheint da kein Platz. Von Rekordeinkauf Javi Martinez, der im vergangenen Jahr neben Schweinsteiger als defensiver Abräumer brillierte, ganz zu schweigen.

Auch Kapitän Philipp Lahm findet sich in der Saisonvorbereitung auf ungewohntem Terrain wieder. Statt als Außenverteidiger gibt der 29-Jährige durchgehend einen offensiven Mittelfeldspieler, Torgefahr inklusive. Von Wohlfühlen ist auch hier keine Spur. Nach dem Test gegen den FC Barcelona sagte Lahm: "Meine größten Stärken habe ich immer noch als Rechtsverteidiger. Im Mittelfeld haben wir Spieler, die dort noch mehr Qualität haben als ich."

Pep Guardiola rudert im Fall Lahm bereits zurück: "Er wird die ganze Saison Rechtsverteidiger spielen, aber jetzt brauche ich ihn eben im Mittelfeld." Auf der Pressekonferenz vor dem Supercup fügte er hinzu: "Philipp Lahm ist der beste Außenverteidiger der Welt."

Seinen Präsidenten Uli Hoeneß zu besänftigen, dürfte hingegen wesentlich schwieriger werden. Der momentan von seiner Steueraffäre gebeutelte Übervater der Münchner hatte im ZDF in Hinblick auf die bevorstehende rotationsreiche Saison verkündet: "Eingespielt sein ist auch eine Macht. Ich bin der Meinung, dass sieben oder acht Spieler regelmäßig spielen werden. Wenn du jedes Mal fünf oder sechs Spieler austauschst, wird es sehr schwierig."

Mehrere Stars fehlen

Borussia Dortmund ist laut Hoeneß weiterhin der großen Rivale der Münchner in der Bundesliga. Da kommt der Vergleich im Supercup gerade recht, nachdem die Niederlage des BVB im Telekom-Cup-Halbfinale die erste Revanche für das Champions-League-Finale ausfallen ließ. Auf manche hochkarätige Stars werden Zuschauer im Supercup-Finale jedoch verzichten müssen. So fehlen auf Dortmunder Seite Henrich Mchitarjan und Lukasz Piszczek, Jakub Blaszczykowski und Pierre-Emerick Aubameyang sind angeschlagen. Sportdirektor Michael Zorc verspricht aber, es werde "keine B-Elf spielen." Und auch Dortmunds Trainer Jürgen Klopp geht das Spiel gegen die Münchner forsch an: "Wir wollen alles raushauen, was möglich ist."

Bayern München muss unterdessen weiter auf Star-Zugang Mario Götze verzichten, der noch immer an seiner Oberschenkelverletzung laboriert. Da es auch bei Franck Ribery und Manuel Neuer zwickt, bleiben die beiden ebenfalls in München. Für Guardiola kein Problem, er setzt auf den Pokalhunger seiner Mannschaft: "Es um einen Titel. Und ein Titel ist immer wichtig." Es scheint, als habe Guardiola verstanden. Denn bei Erfolg haben auch Bankdrücker und Rotationsopfer wenig Argumente.

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