Im Sommer sorgte das isländische Fußballteam bei der Europameisterschaft für Furore. Nun sollen Elfen Bauarbeiten auf der Insel beeinflusst haben. Ganz offensichtlich sind diese "Wikinger" kein Volk wie jedes andere. Wetten, dass Sie diese Fakten über Island noch nicht kannten?

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Elfen, Katzen, Weihnachtskumpel

Ein fester Bestandteil von Islands Kultur sind Sagen und übernatürliche Wesen. So glauben laut verschiedenen Umfragen rund 80 Prozent der Bevölkerung an die Existenz von Elfen. Das Thema führt sogar so weit, dass vor der Erteilung einer Baugenehmigung geprüft wird, ob durch das Vorhaben Kulturgut beschädigt werden könnte. Befinden sich auf einem Grundstück beispielsweise große Felsen oder Steine, muss ein externes Gutachten eines "elfenkundigen" Experten eingeholt werden.

Große Gesteinsformationen gelten in der isländischen Folklore nämlich als Wohnstätte der übernatürlichen Wesen. Zeigt das Gutachten, dass an einer Baustelle solche Gestalten leben könnten, so muss das Vorhaben geändert werden, um die Wesen nicht zu stören. Erst kürzlich sorgte der elfenbedingte Protest auf einer Baustelle für Schlagzeilen: Bei Straßenarbeiten soll die Ruhe von Elfen gestört worden sein, was dazu führte, dass Bauarbeiter einen zugeschütteten Elfen-Fels wieder freilegen und säubern mussten.

Neben Elfen existieren aber noch eine Reihe anderer kurioser Sagengestalten. So suchen in der Weihnachtszeit jedes Jahr 13 "Weihnachtskumpel" namens Jolasveinar die Menschen der Insel heim und spielen Streiche. Unartige Kinder werden von ihnen statt mit Kleidung oder Süßigkeiten mit einer Kartoffel beschenkt oder sogar gleich von der "Weihnachtskatze" gefressen.

Friedliche Wikinger

Island verfügt über keinerlei eigene militärische Streitkräfte. Keine Bodentruppen, keine Marine, keine Luftwaffe. Für die eventuelle Verteidigung des Landes ist seit 2007 Norwegen zuständig. Zuvor sorgte ein 1951 beschlossenes Abkommen mit den USA für die Sicherheit des Inselstaats. Island ist außerdem Gründungsmitglied der Nato und würde sich im Bündnisfall mit medizinischer Hilfe an Einsätzen beteiligen.

Auch im Land selbst geht es außerordentlich friedlich zu. Im "Global Peace Index 2015", der anhand vieler Kriterien wie Kriminalitätsrate, Waffenhandel oder Terrorgefahr die "Friedlichkeit" eines Landes misst, belegt Island Platz eins. Die Polizei trägt keine Schusswaffen mit sich und pflegt wohl dank wenig Einsatzzeit einen außerordentlich beliebten Instagram-Account.

Weder McDonald's noch Burger King

Wenn die Isländer ein plötzliches Hungergefühl überkommt, müssen sie sich im Gegensatz zum Rest der Welt etwas überlegen. Denn Filialen von McDonald's oder Burger King sucht man auf der Insel vergeblich. Aus ökonomischen Gründen zogen sich beide Burgerketten im Jahr 2009 aus dem Land zurück.

Einer der letzten auf der Insel verkauften Hamburger hat es sogar zu Berühmtheit gebracht. Er thront in einer Hotelbar unter einer Käseglocke. Per Internet-Livestream kann man dem Verrotten des Burgers entspannt von der heimischen Couch aus zusehen.

Vorname ist Trumpf

Die Isländer haben ein europaweit einzigartiges System in Sachen Namensgebung. Lediglich die Färöer und Dänemark greifen in Ausnahmefällen auf eine ähnliche Praxis zurück. Dabei wird im Gegensatz zum Rest Europas nicht ein Familienname von Generation zu Generation weitervererbt, sondern nach nordgermanischer Tradition an den Vornamen des Vaters der Zusatz -son (deutsch: Sohn) angehängt.

Bekommt also beispielsweise ein Mann namens Thomas einen Sohn und nennt diesen mit Vornamen Jan, so heißt der Sprössling mit vollem Namen Jan Thomasson. Bei einem weiblichen Nachkommen wird das -son durch -dottir (deutsch: Tochter) ersetzt. Bekäme Thomas also eine Tochter namens Anna, so hieße diese Anna Thomasdottir.

Ausnahmen gibt es zwar, doch sind diese recht selten. Zum Beispiel trägt der berühmteste Fußballer Islands, Eidur Gudjohnsen, einen vererbten Familiennamen. Ansonsten hätte er, bei Nutzung des Vornamens seines Vaters, Eidur Arnorsson geheißen.

Im Alltag wirkt sich die Systematik für Resteuropäer seltsam aus. So ist das isländische Telefonbuch beispielsweise nach Vornamen sortiert. Da der "Nachname" auf der Insel eher als eine Art Beschreibung der Familienabstammung zu verstehen ist, fungiert der Vorname als formale Anrede. Die berühmte Popsängerin Björk heißt beispielsweise mit vollem Namen Björk Gudmundsdottir. Björk ist allerdings entgegen der weitläufigen Annahme kein Künstlername, sondern Isländer würden die Sängerin offiziell so ansprechen.

Insel der Erdbeben

Während Islands westliche Hälfte geologisch auf der nordamerikanischen Platte liegt, befindet sich der Osten der Insel auf der eurasischen Platte. Die Grenze der beiden Platten verläuft nur wenige Kilometer südlich der Hauptstadt Reykjavik. Diese geologische Sonderposition sorgt für durchschnittlich 45 Erdbeben pro Tag und Vulkanausbrüche etwa alle fünf Jahre. Da aus dem Erdinnern durch eine sogenannte "Mantelplume" laufend geschmolzenes Gestein in Richtung Oberfläche strömt, reißt die Insel aber nicht auseinander, obwohl sich die beiden Platten jährlich etwa zwei Zentimeter voneinander entfernen.

Komiker als Bürgermeister

Einer der interessantesten Politiker Islands ist Jon Gnarr. Der 1967 als Jon Gunnar Kristinsson geborene Künstler war zwischen 2010 und 2014 Bürgermeister der Hauptstadt Reykjavik. Nach einer langen Karriere als Schriftsteller und Komiker wandte sich Gnarr im Jahr 2009, also mitten in der isländischen Finanzkrise, der Politik zu.

Mit seiner Partei "Besti flokkurinn" (deutsch: Die beste Partei) gewann er mit 34,7 Prozent der Stimmen die Kommunalwahlen in der Hauptstadt und übernahm das Amt des Bürgermeisters. Zum Wahlprogramm seiner Partei, für die Musiker, Schauspieler, Comic-Zeichner und andere Prominente kandidierten, gehörten skurrile Vorschläge wie "offene statt heimliche Korruption", kostenlose Handtücher in öffentlichen Schwimmbädern und die Beschaffung eines Eisbärs für den Zoo in Reykjavik.

Insel der Rekorde

Zum Abschluss noch eine Aufzählung von Rekorden, die Island für sich beanspruchen kann: So ist Reykjavík die nördlichste Hauptstadt der Welt. Island ist die größte Vulkaninsel der Erde und der am dünnsten besiedelte Staat Europas. Der Vatnajökull ist der größte Gletscher Europas und nach der Antarktis und dem grönländischem Inlandeis die drittgrößte zusammenhängende Eisfläche der Welt. Auch der wasserreichste Wasserfall Europas befindet sich in Island. Er heißt Dettifoss.

Weltweit ist die Kindersterblichkeit in Island am geringsten und die Inselbewohner haben laut der Weltbank nach den Japanern die höchste Lebenserwartung mit durchschnittlich 82,92 Jahren. Dabei werden die Isländer auch außergewöhnlich groß. Mit durchschnittlich 179,8 Zentimetern müssen sich männliche Inselbewohner nur den Niederländern weltweit geschlagen geben. Die Isländerinnen sind mit durchschnittlichen 167 Zentimetern sogar die größten Frauen der Welt, wie eine Studie der OECD ergab.

Darüber hinaus sind die Isländer außerordentlich fleißig. Laut der OECD-Studie schuften sie mit 43,5 Stunden länger pro Woche als jedes andere europäische Volk. Die nötige Kraft dafür holen sie sich vor allem durch Fisch. Durchschnittlich 91,1 Kilogramm der Wassertiere isst jeder Isländer pro Jahr. Weltweit isst keine Nation mehr Fisch.

Und zuletzt einer der wohl wichtigsten Gründe für eine Reise nach Island: Auf der Insel gibt es keine Moskitos, lediglich normale Mücken.

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