Niclas Füllkrug schenkt der DFB-Elf einen Sommermärchen-Moment und stellt den Bundestrainer vor ein Dilemma.

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Die radelnden Kollegen waren längst da, als sich Super-Joker Niclas Füllkrug in einem schwarzen Kleinbus zum Training vorfahren ließ. War der Mann, der den Fans im Zusammenspiel mit "Flankengott" David Raum einen Sommermärchen-Moment wie 2006 David Odonkor und Oliver Neuville geschenkt hatte, doch dem augenzwinkernden Rat von Spaßvogel Thomas Müller gefolgt?

"Füll den Kruuuuug", hatte der Münchner Gaudibursch nach Füllkrugs Last-Minute-Treffer gegen die Schweiz im Netz geschrieben, im entsprechenden Ballermann-Hit folgt der Zusatz: "mit Bier". Füllkrug lachte, als er von diesem Vorschlag hörte, meinte aber trocken: "Für mich nicht." Nach einer kurzen Gedankenpause bekam der Dortmunder aber doch noch Durst und ergänzte schmunzelnd: "Vielleicht eins."

Füllkrug bekommt Lob von allen Seiten

Niclas Füllkrugs Tor gegen die Schweiz
Der entscheidende Moment: Füllkrug (r.) köpft ein, der Schweizer Torwart Sommer (l.) kann nur noch hinterherschauen. © IMAGO/Matthias Koch

Verdient gehabt hätte der 31-Jährige das Kaltgetränk nach seinem Tor zum Gruppensieg, mit dem er zum besten deutschen Turnier-Joker aufgestiegen war. Zusammen mit Flankengeber Raum, mit dem er sich auch am Montagmittag wieder die Bälle zuspielte, schaffte "Fülle" einen magischen Augenblick wie Odonkor und Neuville damals gegen Polen (1:0). "Schön, dass wir heute auch so einen Impact hatten", sagte er und zeigte strahlend seine berühmte Zahnlücke.

Der einstige Weltklassestürmer Rudi Völler umarmte ihn innig, von den Kollegen wie Manuel Neuer gab es anerkennende Schulterklopfer, Leroy Sané feierte ihn als "Maschine". Das vielleicht schönste Kompliment aber kam von Bruder Mika via Instagram. "Du bist die geilste Sau auf Erden", schrieb er dort, dazu ein Herz- und zwei Flammen-Emojis. Füllkrug antwortete belustigt mit "Haha" und Lach-Smiley.

DFB-Joker sorgen für den Ausgleich in letzter Minute

David Raum
David Raum sorgte nach seiner Einwechslung immer wieder für gefährliche Hereingaben. © IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.

Breit grinsend erzählte er von seinem vierten Joker-Tor bei einer WM oder EM – einfach war es nicht. Per Kopf habe er "Tempo aus dem Ball rausnehmen" müssen, sonst hätte er ihn nicht "versenken" können. Dass es so kommen würde, hatte Raum ihm "schon beim Aufwärmen gesagt", versicherte der Leipziger. Zweimal wurden seine Flanken geblockt, beim dritten Mal wartete er einen Tick länger und fand den Weg. "Topstürmer" Füllkrug, sagte Raum, der wie Odonkor die Basecap stets verkehrt herum auf dem Kopf trägt, habe es dann "überragend" gemacht. Der Rest war "ein brutal geiler Moment".

Raums Flanken, erzählte Füllkrug, seien "einfach prädestiniert für Kopfbälle". Und er bekannt dafür, solche Vorlagen konsequent zu verwerten. "Ich lieb's einfach, das macht mir total viel Spaß." Grundsätzlich, ergänzte Füllkrug, helfe es, "wenn du Spieler einwechseln kannst, die gewisse Waffen mitbringen".

Darf Füllkrug im Achtelfinale starten?

Julian Nagelsmann steht nun vor der kniffligen Frage, ob er ihn mit einem Startelfplatz belohnen, oder auf eine Fortsetzung des Joker-Laufs setzen soll. Für den BVB-Profi, meinte der Bundestrainer, sei es "Freud und Leid zugleich, dass er die Rolle gut erfüllt".

13 Tore hat Füllkrug in seinen 18 Länderspielen erzielt, eine bessere Quote unter Spielern mit mindestens 15 Einsätzen haben nur "Bomber" Gerd Müller und Max Morlock. Ansprüche stellen will Füllkrug nicht. So oder so, meinte er mit leuchtenden Augen, freue er sich "riesig" auf das Achtelfinale in Dortmund. Nach einem weiteren Joker-Tor darf es dann sicher auch ein Bier sein. (sid/ms)

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