- Italien ist neuer Europameister! Im Finale in London gewann das Team von Trainer Roberto Mancini mit 4:3 nach Elfmeterschießen.
- Luke Shaw (2.) brachte England in der regulären Spielzeit in Führung, Leonardo Bonucci (67.) glich für Italien aus.
- Im Elfmeterschießen wurde Italiens Torhüter Gianluigi Donnarumma zum Helden.
EM-Finale 2021: Die Szene des Spiels
Wenn es in ein Elfmeterschießen geht, sind Kleinigkeiten entscheidend. Minimale Dinge, Nuancen im Duell Spieler gegen Torwart.
Eine Parade, ein Fehlschuss kann den Unterschied machen. Deshalb ist es der Fehlschuss des gerade einmal 19 Jahre alten Saka, der von dem Finale, von dem dramatischen Elfmeterschießen hängen bleiben wird. So ungerecht das auch sein mag.
Die Lehren des Spiels:
Umbruch à la Italien: Es ist eine Lehre des Spiels, sogar mehr noch eine Erkenntnis des Turniers: Italien hat vorgemacht, wie ein Umbruch laufen kann, wie sich eine Mannschaft in relativ kurzer Zeit finden und entwickeln kann, wie man als Trainer Puzzleteile passend und treffsicher zu einer Einheit zusammenfügen kann. Im Finale hat sich die Mannschaft gegen Widerstände wie den frühen Rückstand und das englische Publikum förmlich in das Finale gefightet.
Als Robert Mancini 2018 übernahm, war die "Squadra Azzurra" nur Zuschauer bei der WM in Russland, der "Calcio" lag am Boden. Drei Jahre später ist Italien seit nunmehr 34 Spielen in Folge ungeschlagen und mit dem EM-Titel dekoriert. Mancini hat es dabei geschafft, die richtige personelle Mischung zu finden, die auch noch ansprechenden Fußball spielt.Und dazu auch erfolgreichen.
Verlierer-Image bleibt: Southgate hatte lange mit seinem Verlierer-Image zu kämpfen, der verschossene Elfmeter im EM-Halbfinale 1996 gegen Deutschland hing ihm lange nach. Seit 2016 ist er nun schon selbst Nationaltrainer, und er hat in dieser Zeit viel geschafft, er hat die "Three Lions" umgekrempelt, einen ähnlichen Umbruch in die Wege geleitet und umgesetzt wie Mancini.
Sein großes Plus: Southgate hat sich dabei nie um die öffentliche Meinung geschert, hat stets seinen eigenen Plan umgesetzt und ist sich dabei immer treu geblieben. Kompromisse? Braucht es keine. Hinzu kommt: Medien haben wie früher keinen Einfluss auf ihn und seine Entscheidungen. Attribute, die dort gut ankommen, wo es sein sollte: bei den Spielern.
England kann stolz sein, im Rahmen des Neuaufbaus wurde 2018 das WM-Halbfinale erreicht, jetzt das EM-Finale. Das Problem: Southgate ist mit seinem Team kurz vor dem Ziel gescheitert, obwohl sie eine Hand schon am Pott hatten. Das Verlierer-Image, es wird vorerst bleiben.
England kann weiterhin keine Elfmeterschießen
Seit 1990 hat die englische Nationalmannschaft unfassbare sieben Mal im Elfmeterschießen den Kürzeren gezogen. Bei der WM 1990 sowie der EM 1996 verlor man vom Punkt gegen Deutschland, 1998 gegen Argentinien, 2004 und 2006 gegen Portugal und sowohl 2012 als auch 2021 dann gegen Italien.
Ungutes Gefühl wegen Corona Delta-Variante
Es bleibt dabei: Wir haben die Fans in den Stadien vermisst, sie sorgen für die Stimmung, für die Emotionen, sie machen das Spiel komplett. Sie gehören fraglos zum Spiel wie der Ball. Doch bei aller Begeisterung wirken vor allem Szenen wie vor dem Spiel, wo tausende Anhänger in Zeiten der Delta-Variante in der Innenstadt Londons eng an eng und ohne Masken feiern, fehl am Platz. Auch die Bilder von den Fans, die das Stadion stürmen wollten, werfen Fragen auf. Und natürlich bleibt bei 67.500 Fans im 90.000 Zuschauer fassenden Wembley-Stadion die Kritik an der UEFA und ihrer Ignoranz bestehen.
Experte Dr. Tim Ströbel, Professor für Marketing und Sportmanagement an der Universität Bayreuth, hatte die UEFA bereits im Vorfeld des Endspiels im Gespräch mit unserer Redaktion kritisiert.
Für den normalen Bürger seien die vollen Stadien inmitten der Corona-Pandemie nicht nachvollziehbar, so Ströbel, "aus Marketing-Perspektive ist es schwer zu erklären und zu kommunizieren. Ich hatte das Gefühl: Das Turnier hat gut angefangen, doch dann haben sich die Wünsche der UEFA überschlagen."
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.