• RB Leipzig bekommt es im Champions-League-Achtelfinale mit Manchester City zu tun.
  • Im Interview erklärt Verteidiger Willi Orban, wie er Erling Haaland verteidigen will und auf was es im Strafraum ankommt.
Ein Interview

Herr Orban, am Mittwochabend gehen Sie auf den Platz und es ertönt die Champions-League-Hymne. Wie groß ist das Kribbeln?

Mehr News zur Champions League

Willi Orban: Es war eine lange Winterpause, da hat man es schon im Hinterkopf. Jetzt steigt die Vorfreude. Der Gegner ist sportlich sehr attraktiv, hat einen großen Namen, ist eine Weltklasse-Mannschaft. Trotzdem wollen wir versuchen, in die zwei Spiele alles reinzupacken und zuhause eine gute Ausgangslage zu schaffen. Wir werden nicht chancenlos sein.

Im Fußball gibt es den gängigen Satz, dass man von Spiel zu Spiel denkt. Bayerns Leon Goretzka gab kürzlich zu, dass man die K.-o.-Spiele der Champions League trotzdem immer im Hinterkopf hat.

Man muss unterscheiden zwischen einem Verein wie den Bayern, die gefühlt jedes Jahr im Vorbeigehen die deutsche Meisterschaft gewinnen, und anderen Klubs. Wir müssen den Fokus auf die Bundesliga legen und alles dafür tun, dass wir dort unsere Ziele erreichen. Dass wir unter die ersten Vier kommen. Natürlich schaue ich mir die Premier League gelegentlich an, auch, weil ehemalige Teamkameraden dort spielen. Die Liga ist interessant, weil jedes Jahr andere Klubs um die Meisterschaft spielen. ManCity ist immer oben mit dabei.

Sie sitzen dann mit Ihren Kumpels vor dem Fernseher und schauen den englischen Fußball oder die Königsklasse?

Die meisten Spieler schauen aus Eigeninteresse Champions-League-Spiele. Bayern gegen PSG war zum Beispiel ein interessantes Duell. Bei Topspielen schaut man schon mal rüber nach England. Da sitze ich dann mit dem Handy oder dem Tablet auf der Couch und schau mir schon mal ManCity an. Einen Fernseher habe ich nicht (lacht).

Wenn Sie ManCity auf dem Tablet schauen, dürfte es auch darum gehen, die Bewegungsabläufe eines Erling Haaland zu studieren, oder?

Wir kennen ihn aus der Bundesliga. Es ist klar, dass der Junge besondere Fähigkeiten mit sich bringt. Wie er mit seiner Wucht die Tore erzielt, er hat kaum Schwächen. Das ist schon mit das Beste, was dir als Verteidiger begegnen kann. Ich habe ihn aber schon mehrmals verteidigt, als er noch für Dortmund gespielt hat. Unser Coach Marco Rose hat ihn beim BVB trainiert, Dominik Szoboszlai hat unter anderem mit ihm in Salzburg zusammengespielt. Sie haben vielleicht noch detailliertere Infos, wie Haaland als Spieler tickt, was ja auch immer interessant ist. Er ist ein guter Kicker, den wir im Kollektiv wegverteidigen müssen.

Wenn Haaland im Spiel auf dem Platz auf Sie zuläuft - auf was müssen Sie besonders aufpassen?

Seine große Stärke sind die Tiefenläufe. Das müssen wir auf dem Schirm haben. Wir tun aber gut daran, uns nicht nur auf Erling Haaland zu konzentrieren. Über die Außen kommen Riyad Mahrez und Jack Grealish, über das Zentrum ein Kevin De Bruyne. Wir kennen die Stärken dieser Spieler, müssen aber auch bei uns bleiben. Damit wir unser Spiel mit und gegen den Ball durchziehen. Dann werden wir Räume bekommen, die wir bespielen können. Wir müssen konsequent unsere Chancen suchen.

Mahrez, Grealish und Phil Foden gehen im Strafraum mit viel Tempo ins Eins gegen Eins. In den wenigen Sekunden: Wo schaut man als Verteidiger hin? Auf den Ball? Auf die Körperbewegungen des Gegners?

Als Innenverteidiger gibt es ein paar grundlegende Prinzipien. Du musst versuchen, den Gegenspieler außen zu lassen, dass du ihn nicht ins Zentrum dribbeln lässt. Du kannst schauen, welcher sein schwächerer und welcher sein starker Fuß ist. Wenn er trotzdem zum Abschluss kommt, musst du versuchen, dass er möglichst mit dem schwächeren Fuß schießen muss. Von außen oder aus spitzem Winkel.

Sehen Sie sich Ihre Gegenspieler auf Videos an?

Man bekommt individuelle Videos einzelner Spieler aufs Handy gesendet, die man sich angucken kann. Bei der Videobesprechung mit der Mannschaft geht es mehr darum, wie wir als Kollektiv unseren Plan umsetzen wollen. Wie wir auf den Gegner Druck machen können, damit wir möglichst erst gar nicht in solche Eins-gegen-Eins-Situationen kommen. Wir wollen mutig sein, hoch pressen und Bälle erobern. Privat schaue ich mir zusätzlich nochmal auf dem Handy Videos zu den Gegenspielern an.

Wie ist Manchester City zu knacken?

Es geht um Nuancen. Du musst dir über das Umschaltspiel Chancen herausspielen. Du musst versuchen, über Standards gefährlich zu werden. ManCity hat wenige ersichtliche Schwächen. Aber am Ende des Tages haben auch wir Qualität. Christopher Nkunku könnte für das Hinspiel auch wieder eine Option sein und würde unserem Offensivspiel viel geben. Gegen Manchester haben wir bei den letzten Aufeinandertreffen 3:6 verloren (15. September 2021, d. Red.) und im Rückspiel (07.12.2021, d. Red.) zuhause sogar 2:1 gewonnen. Da haben wir gesehen, dass man gegen sie Räume kriegt, wenn man sie gut bespielt und gerade im letzten Viertel sauber bleibt. Dann kann man auch gegen ManCity Tore machen.

Welchen Eindruck macht Christopher Nkunku nach seinem Außenbandriss im Knie auf Sie? Hat er schon wieder diese Dynamik, die ihn auszeichnet?

Er hat in der Reha fleißig gearbeitet und jetzt gegen Wolfsburg in der Bundesliga schon wieder über 20 Minuten gespielt und ein Tor vorbereitet. Man merkt, dass ihm jede Trainingseinheit guttut, um wieder auf 100 Prozent zu kommen. Es ist bekannt, wie gut er unserem Offensivspiel tut. Christopher kann aus dem Nichts ein Tor machen. Er ist ein Weltklasse-Stürmer, der besondere Fähigkeiten hat. In Manchester hat er damals drei Tore gemacht. Wenn Christo auf dem Platz ist, hat der Gegner noch ein bisschen mehr Respekt.

Den Bogen von der Champions League zur Bundesliga gespannt: Die Spitze ist eng beieinander. Träumen Sie von der Meisterschaft?

Wir müssen erstmal dranbleiben, dass wir es unter die ersten Vier schaffen, uns nach und nach in der Tabelle vorarbeiten. Dann schauen wir, was am Ende rauskommt. Unser Ziel ist die Qualifikation für die Champions League.

Ihr Sportchef Max Eberl erklärt in Interviews, dass man bei Schwächephasen der Bayern da sein müsse. Zuletzt wirkten die Münchner schlagbar.

Der Max ist nicht umsonst hierhergekommen. Er hat große Visionen, wir alle. Aber das geht nur Schritt für Schritt. Wir müssen schauen, inwieweit wir diese Lücke zwischen Bayern und RB Leipzig schließen können. Und derzeit sind einige Klubs noch mit oben dabei. Wer weiß, vielleicht ist in dieser Saison ja das, was sich offensichtlich viele wünschen, auch mal realistisch: Damit nicht schon wieder im März oder im April die Messe gelesen ist.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.