Nicht ohne Optimismus fuhr Eintracht Frankfurt nach Neapel, um das 0:2 aus dem Hinspiel zu drehen. Die Hessen hatten aber wie im Hinspiel kaum eine Chance.
Eintracht Frankfurt hatte am Mittwochabend die Mammutaufgabe bei der SSC Neapel zu bewältigen. Nach der 0:2-Niederlage im Hinspiel musste die SGE gegen eine der derzeit formstärksten Mannschaften Europas über sich hinauswachsen. Die Frage, die sich vorab stellte: Hatte
Glasner und Frankfurt mit neuen Ideen
Die Hessen hatten in Neapel mit den Ausfällen von Randal Kolo Muani und Jesper Lindström zu kämpfen. Im Angriff begann Rafael Borré, statt Lindström wählte Trainer Glasner eine defensivere Variante im Mittelfeld. Djibril Sow und Sebastian Rode spielten im Zentrum. Direkt zu Beginn der Partie zeigte sich der Plan der Hessen deutlich. Mit fünf Spielern wurde angelaufen, um Neapel direkt im Aufbau zu stressen. Außerdem schoben die Außenverteidiger der SGE im Ballbesitz weit nach vorne, gegen den Ball rückten sie punktuell in das Zentrum, um das Prunkstück der Italiener zuzustellen.
Eine Idee der Hessen war es, defensiv zwischen einer Dreier- und einer Viererkette zu wechseln. Tuta und Evan Ndicka blieben permanent innen, Aurelio Buta ließ sich gerne mal weiter zurückfallen und unterstützte beide. Dann bildeten Christopher Lenz und Ansgar Knauff die Wingback-Zange, im Ballbesitz und im Pressing spielte Buta deutlich klarer als Außenverteidiger. In der Theorie klang das gut, aber mehr als positive Ansätze waren aufgrund der enormen spielerischen Klasse der Gastgeber nicht zu erkennen. Neapel spielte flach und geduldig aus der Abwehr und erhöhte das Tempo auf Kommando, war vor dem Tor gefährlicher als die SGE.
Frankfurt hält gut dagegen, Neapel trifft trotzdem
Die Hessen arbeiteten gut gegen den Ball, konnten aber trotzdem nicht jeden Angriff verhindern, den der Tabellenführer der Serie A vortrug. Positiv hervorzuheben war die gute Ordnung der SGE nach eigenen Ballverlusten. Frankfurt schafft es, sofort mehrere Spieler hinter den Ball und in die Nähe des angreifenden Spielers zu bekommen. Nach einer halben Stunde blieb zu konstatieren, dass der Bundesligist ein gutes Spiel hinlegte, vor allem die Kreise von Victor Osimhen und Kvicha Kvaratskhelia störte. Gefährlich wurde es dann, wenn Stanislav Lobotka, der Aufbauspieler der Italiener, Anspielstationen im offensiven Drittel fand.
Lobotka bestimmte den Rhythmus, hatte zuweilen aber auch zwei oder gar drei Gegenspieler abzuschütteln. Das gelang nicht in jeder Situation, weil die Hessen auch das ein oder andere Foul einstreuten. Wie schnell es gehen kann, zeigte Napoli kurz vor der Pause. Eine kluge Bewegung, ein Dribbling und ein Pass reichten, um Kvaratskhelia in ein direktes Duell mit Kevin Trapp zu schicken, das der Frankfurter Torhüter aber für sich entschied.
Die erste Halbzeit war sehr aufschlussreich. Frankfurt wollte die spielerischen Vorteile der Italiener mit Einsatz und Aggressivität kaschieren, was bis auf wenige Ausnahmen auch gelang. Trotzdem hatte Neapel das Chancenplus und schlug kurz vor dem Pausenpfiff zu. Ein brillanter Außenristpass von Lobotka, der einmal eben nicht entscheidend gestört wurde, eine überragende Flanke und ein sehr gut platzierter Osimhen-Kopfball sorgten für die Führung. Der heimliche Held der 1. Halbzeit war indes Frank Anguissa, der Lobotka entlastete und 98 Prozent seiner Pässe an den Mann brachte.
Neapel spielt sich in den Flow
Der Ansatz der Hessen sorgte zwar dafür, dass Neapel nicht besonders viele Chancen kreierte, man aber selbst nur selten in lukrative Positionen kam. Auf Wechsel zur Pause verzichtete Glasner trotzdem, das Risiko sollte noch nicht sofort deutlich erhöht werden. Es passierte, was schon in Frankfurt passierte: Die Italiener legten sich die Adler zurecht. Pass um Pass wurde rund um den Sechzehner gespielt, ehe ein simples Hinterlaufen und ein kluger Osimhen-Laufweg reichten, um das 2:0 zu erzielen. Ärgerlich für die Glasner-Elf war, dass dieses Tor fiel, ehe alles auf eine Karte gesetzt werden konnte.
Jetzt wurde der Unterschied zwischen beiden Teams so richtig deutlich. Bei Napoli griff ein Rädchen in das andere, die Automatismen waren vorhanden, jeder Spielzug hatte Hand und Fuß. Die SGE musste gleichzeitig viel investieren, um überhaupt die Lücken zu schließen. Luciano Spalletti stand an der Seitenlinie und beobachtete aufmerksam, sein Gegenüber auf der anderen Seite musste viel dirigieren. Dass auch noch ein Elfmeter verursacht wurde, der das 3:0 mit sich brachte, passte in das Bild der zweiten Halbzeit.
Frankfurt bekommt deutlich die Grenzen aufgezeigt
Dass die Gastgeber in der Folge nicht viel mehr machten, als nötig war, um das Spiel zu kontrollieren, wird den Partenopei niemand verdenken. Nach 180 Minuten war das Gesamtresultat von 5:0 auch in der Höhe verdient. Frankfurt zeigte gute Ansätze und der ursprüngliche Plan von Trainer Glasner fruchtete zu Beginn auch, aber die immense individuelle Klasse der Italiener in Verbindung mit einer sehr guten taktischen Einstellung durch Coach Spalletti setzte die Frankfurter schnell matt.
Die SSC Neapel erntet dieser Tage die Früchte der nahezu perfekten Kaderplanung. Mit ihrer homogenen Mischung gaben die Italiener Glasner eine Denkaufgabe, die er mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln nicht lösen konnte. Lobotka wurde weitgehend zugestellt, dafür verteilte Anguissa die Bälle umso besser. Osimhen blieb lange isoliert, hatte aber dann doch seinen Moment. Das Pressing der Gäste war phasenweise sehr zielstrebig, die spielerische Klasse von Neapel reichte aber doch, um es zu überspielen.
Im Endeffekt hätte die SGE einen absoluten Masterplan und den kompletten Kader in petto haben müssen, um eine Chance zu haben. Beides hatten die Frankfurter nicht, was im aktuellen Entwicklungsstadium der Mannschaft kein Beinbruch ist. Manchmal ist Fußball eben doch simpel und die bessere Mannschaft setzt sich durch.
Verwendete Quellen:
- UEFA: Napoli vs. Frankfurt - Statistiken
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