Peter wer? Der neue Trainer von Borussia Dortmund ist in Deutschland nahezu unbekannt. Mit Ajax Amsterdam hat Peter Bosz zuletzt aber für Aufsehen gesorgt - mit einer Spielweise, die sehr gut zum BVB passen könnte.

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Mit dem deutschen Fußball hatte Peter Bosz schon ein paar Berührungspunkte.

Im Herbst seiner Spieler-Karriere versuchte es Bosz bei Hansa Rostock, nach einer Saison und nur 14 Spielen war aber wieder Schluss.

Ein paar Jahre zuvor wurde er bei der Europameisterschaft 1992 im Spiel gegen Deutschland wenige Minuten vor Schluss eingewechselt.

Es sollte das Highlight seiner nur acht Länderspiele dauernden Karriere bleiben, die Niederlande siegte 3:1.

Bald wird ein deutlich größeres Kapitel für den 53-Jährigen im Nachbarland beginnen. Peter Bosz wird neuer Trainer von Borussia Dortmund. Riesiger, aufregender kann ein neuer Job kaum sein.

Peter Bosz wird neuer Dortmund-Trainer Ist Peter Bosz der richtige Trainer für den BVB?
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Bei Ajax Amsterdam hat Bosz in der abgelaufenen Saison für Furore gesorgt.

Mit einer besseren A-Jugend stürmte Bosz bis ins Finale der Europa League, das Durchschnittsalter der jungen Wilden lag bei 22,7 Jahren.

Bosz ließ bei Ajax teilweise totalen Offensivfußball spielen, mit starken Gegenpressingmomenten und schnellem Umschalten.

"Bei Barca gab es die Drei-Sekunden-Regel", sagte Bosz einmal über seine Vorstellung von der Ballrückeroberung, "ich habe bei uns die Zwei-Sekunden-Regel eingeführt."

In Dortmund kennt man diese Art des Fußballs nur zu gut, in einem vergleichbaren Stil rauschte der BVB mit Jürgen Klopps Vollgas-Fußball zu zwei Meisterschaften und einem Pokalsieg.

Stringente Linie bei Ajax

Bosz selbst spricht fließend Deutsch, was sicherlich ein großer Vorteil gewesen sein dürfte bei der Wahl der BVB-Verantwortlichen.

Und er scheut sich auch nicht, unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen, wenn er sich daraus einen sportlichen Mehrwert verspricht.

Bosz war erst im letzten Sommer von Macabi Tel Aviv zu Ajax gewechselt und setzte sofort und stur auf sein Spielkonzept.

Nach dem blamablen Aus in der Champions-League-Qualifikation gegen Rostow wurde es schon nach wenigen Wochen unruhig, Bosz aber blieb seiner Linie treu.

Er legte sich mit einigen Führungsspielern an, ließ die Hoffnungsträger Nemanja Gudelj und Anwar El Ghazi ziehen und überwarf sich mit Ajax‘ angeblich größtem Talent Riechedly Bazoer.

Dafür holte er Spieler, die ihre Qualitäten noch nie bei einem großen Klub unter Beweis stellen konnten.

Ähnlich holprig wie seine Anfangszeit in Amsterdam gestalteten sich nun auch die letzten Tage bei Ajax. Intern kam es zum großen Zerwürfnis mit Dennis Bergkamp, Hennie Spijkerman, Carlo l'Ami und Björn Rekelhof, die sich als ständiges Gremium um die Belange der Mannschaft kümmern und dem aktuellen Trainerteam zuarbeiten.

Nachdem sich Bosz und sein Co-Trainer Hendrie Krüzen überhaupt nicht mehr auf eine gemeinsame Linie einigen konnten, war der Weg für den BVB frei. Der Coach kann also auch richtig unbequem und stur sein.

Grundsätzlich dürfte Bosz aber mit seiner Spielphilosophie ganz gut nach Dortmund passen.

Die Anlehnung an den "Voetbal total" von Johan Cruyff, das wilde Spiel, der Offensivgeist - das alles trifft wohl sehr gut den Nerv der Fans.

Rückkehr zum Klopp-Fußball?

Allerdings bedeutet ein neuer Trainer automatisch auch wieder eine Abkehr von bereits gelernten Inhalten, die im Vergleich zwischen Bosz und Thomas Tuchel doch recht unterschiedlich sind.

Tuchel hat aus der Gegenpressingmaschine BVB eine Ballbesitzmannschaft gebaut. Er hat das Spiel des Teams auf allen Ebenen verfeinert, sich eine breitere Basis geschaffen für einen Fußball, der auch attraktiv und teilweise berauschend sein konnte.

Nun vollzieht der BVB wieder eine ordentliche Trendwende, geht in gewisser Weise wieder zurück zum "alten" Stil unter Klopp.

Bosz kann junge Spieler entwickeln wie Tuchel und beim BVB wimmelt es quasi nur so vor hoffnungsvollen Talenten, die noch den nötigen Schliff benötigen.

Andererseits ist der BVB im Vergleich mit Ajax doch noch eine ganz andere Hausnummer.

In den Niederlanden eilte ihm immer auch der Ruf des Naivlings voraus, der zwar schön und mutig spielen lässt, aber mit seinen Mannschaften keine Titel gewinnt.

Als Trainer hatte er bisher lediglich mit Ajax und in Tel Aviv eine realistische Chance auf einen großen Titel - davor war er lediglich bei den Mittelklasse-Klubs De Graafschap, Heracles Almelo und Vitesse Arnheim angestellt.

Auf internationalem Parkett fehlt also noch eine ganze Menge an Erfahrung - das war bei Tuchels Amtsantritt vor zwei Jahren in Dortmund aber auch nicht anders.

Eine große Aufgabe

Peter Bosz wechselt zu einem Klub, der in den letzten Wochen und Monaten selbst den Bayern den zweifelhaften Ruf des FC Hollywood abgelaufen hat.

Er dürfte dem Anschein nach einen Verein vorfinden, der mit offensichtlichen atmosphärischen Störungen zwischen Team und Klubführung zu kämpfen hat.

Und nebenbei soll er noch eine Spielidee implementieren, die erfolgreichen Fußball verspricht. Das ist nicht weniger als eine Herkulesaufgabe.

Bosz kann nichts für die brisante Gemengelage, die verbrannte Erde hat der BVB selbst hinterlassen.

Damit geht die Borussia zum dritten Mal in Folge als das spannendste Projekt der Bundesliga in eine Saison.

Erst kam der Übergang von Klopp zu Tuchel, dann der Umbau der Mannschaft nach den Abgängen der wichtigsten Führungsspieler und jetzt eine Art kompletter Neubeginn.

Ganz schön viel zu tun für Peter Bosz.

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