Edin Terzic hat einiges probiert in den letzten Wochen – mangelnde Variabilität und auch eine gute Portion Mut kann man Borussia Dortmunds Trainer nicht absprechen. Sowohl in den Grundformationen, als auch in der taktischen Ausrichtung der Mannschaft sowie der Interpretation einiger Spielerprofile und natürlich personeller Wechsel: Da war im Prinzip alles mit dabei.
Das kann ein positives Signal senden an die eigene Mannschaft und auch die Gegner: Der BVB ist flexibel genug, kann schnell und schnörkellos reagieren und der Konkurrenz immer wieder neue Aufgaben stellen. So weit die Theorie. In der Praxis mutet es eher so an, als hätten der Trainer und seine Mannschaft noch nicht das eine tragfähige Konzept in der Tasche, das eine verlässliche Basis bildet für gute Leistungen – und damit in letzter Konsequenz auch gute Ergebnisse.
Probleme im letzten Drittel
Das Spiel am Wochenende gegen den VfL Wolfsburg kann als Schritt in die richtige Richtung gedeutet werden: Der BVB war dominant, ordentlich im Gegenpressing und gut in der Kontersicherung. Und er hat Geduld bewiesen und jene Widerstandskraft, die in den Wochen davor noch zu oft vermisst wurde.
Der tiefe Spielaufbau mit drei "Quasi-Innenverteidigern" und zwei Sechsern davor im 3-4-3 hat sehr gut funktioniert, die Dynamik im Übergangsdrittel und im Rücken der gegnerischen Mittelfeldlinie war ordentlich. Nur: Die Spielfortsetzung bleibt auch nach sieben Pflichtspielen in dieser Saison ein großes Manko, die Abläufe im letzten Drittel ein Problem.
Deshalb erspielt sich die Borussia für ihre Verhältnisse und auch im Vergleich zur Konkurrenz in der Liga kaum brauchbare Torchancen – die erste Halbzeit gegen Heidenheim darf hier als Ausnahme von der Regel gelten.
Malen und Reus als Lichtblicke
79 Torschüsse nach fünf Spielen in der Liga sind auf den ersten Blick ein sehr ordentlicher Wert, immerhin fast 16 pro Partie. Die Qualität der Abschlusssituationen aber fällt dann schon deutlich ab, gepaart mit einer durchschnittlichen Effizienz von rund 30 Prozent bei der Verwertung von Großchancen kommt die Mannschaft auf lediglich neun Saisontore.
Und egal, wie
Reus, der zwei Spiele lang komplett auf der Bank saß, hat trotzdem immerhin schon doppelt getroffen, zuletzt mal wieder zum wichtigen 1:0 und letztlich zum Sieg über Wolfsburg. Damit ist die Erfolgsgeschichte der Dortmunder Offensivspieler aber schon wieder auserzählt.
BVB-Mittelstürmer stehen bei null Toren
Dabei offenbart sich für den Trainer das Problem, dass er mit verschiedenen Ansätzen bisher kaum zum Erfolg gekommen ist. In der Bundesliga mit sehr viel Ballbesitz gegen in der Regel tiefer stehende Gegner sind die Mittelstürmer zwar ins Spiel eingebunden – bei der letzten Aktion vor dem Tor aber kaum eine Gefahr für die Gegner. Füllkrug steht bei sieben Torschüssen, Haller erst bei vier und
Und stellt Terzic dann wie in der Champions League in Paris auf ein defensiveres 5-3-2 um, mit zwei schnellen, wendigen Angreifern und ohne "echten" Mittelstürmer, erweist sich das im Offensivspiel auch als wenig produktiv: Ohne Wandspieler zum Ballfestmachen und mit 60, 70 Metern Entfernung zum gegnerischen Tor werden selbst die schnellsten Sprinter irgendwann ausgebremst, weil die Schienenspieler gar nicht so schnell nachrücken können, um nicht in totaler Unterzahl zu agieren.
Der BVB ist immer noch auf der Suche nach zwei, drei oder sogar noch mehr praktikablen Ideen in der Offensive, nach der Torgefahr und dem Flow der letzten Rückrunde. So wahnsinnig viel Zeit dafür bleibt nicht: Die nächsten Aufgaben bis zur Länderspielpause haben es mit Hoffenheim, Milan und Union Berlin wahrlich in sich.
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