Der FC Bayern München will Leroy Sané. Der aber weiß immer noch nicht, ob auch er zu den Bayern will. Dazu kommen mit Manchester City und David Beckham noch zwei wichtige Darsteller in diesem Schauspiel - und fertig ist die Transfer-Komödie des Sommers.

Eine Analyse

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Was benötigt man heutzutage für eine zünftige Transfer-Komödie? Einen über die Maßen begehrten, aber offenbar nicht besonders entscheidungsfreudigen Spieler, zwei populäre Klubs und ein paar Wochen Sommerpause. Denn mit der Zeit schreiben sich die Geschichten praktisch von selbst, das hat der krude Transfermarkt im Profifußball mittlerweile so an sich.

Der FC Bayern München ist in diesem Sommer mal wieder in eine der Hauptrollen geschlüpft. Das Geschacher um Leroy Sané, den begehrten, aber offenbar etwas wankelmütigen Spieler, unterhält die Fußballwelt nun schon seit mehreren Wochen - und ein Ende der Posse ist noch nicht abzusehen.

Jung, eloquent, hervorragend vermarktbar

Die Bayern tragen ihr Interesse ungewohnt offen und öffentlich zur Schau, was seit etwa Mitte Mai schon zu allerhand Wendungen und Spekulationen geführt hat. Jeder Halbsatz wird gedeutet, Indizien händeringend gesucht.

Dabei ist die Gemengelage an sich recht einfach: Dem deutschen Rekordmeister fehlt nach den Abgängen von Arjen Robben und Franck Ribéry mindestens noch ein Flügelspieler von (Weltklasse-)Format. Sané wäre so einer und ist darüber hinaus auch noch deutscher Nationalspieler, dazu jung, eloquent und ganz hervorragend zu vermarkten.

Manchester City als weiterer Hauptdarsteller ist zumindest offen für Gespräche. Dazu kommen noch Sanés Berater, seine Eltern Souleymane Sané und Regina Weber-Sané, sowie mittlerweile auch David Beckham mit seiner Agentur, die an einem möglichen Transfer oder aber der Vertragsverlängerung in Manchester auch größtes Interesse haben dürfte - und am Ende so oder so einen schönen Reibach einfahren.

Die Teilnehmer des Schauspiels sind also klar umrissen, ihre Ausgangslagen könnten aber unterschiedlicher kaum sein. Die Bayern wollen und müssen schon fast auf einen Wechsel drängen. Sané ist das Transferziel Nummer eins im Offensivbereich; für die Vision, bald wieder voll in der Champions League angreifen zu können, sind Spieler von Sanés Qualität dringend notwendig.

Leroy Sané lässt alle zappeln

Der Spieler selbst ist in der Position, sich für einen von zwei hochkarätigen Klubs entscheiden zu können. Sané wolle sich im Urlaub Gedanken machen über seine Zukunft, hieß es vor einigen Wochen. Dort solle die Entscheidung reifen, ob er sich eine Rückkehr in die Bundesliga vorstellen könne.

Passiert ist seitdem gar nichts. Sanés Urlaub ist längst vorbei, der Umworbene hält sich aber weiter bedeckt. Den Bayern läuft damit allmählich die Zeit davon, da sich die Chancen, bei möglichen Alternativen zu Sané einen Toptransfer zu landen, von Woche zu Woche nicht eben verbessern.

Karl-Heinz Rummenigge ist Bayerns Wortführer in der Angelegenheit. Neulich sagte er ein paar kryptische Sätze, etwa jenen von den Dominosteinchen, die erst fallen müssten, um den Markt in Wallung zu bringen.

Was wohl nichts anderes hieß als: Der FC Bayern ist dazu auf Topniveau nicht selbst in der Lage, er sammelt die Kollateralschäden auf und hofft auf den einen oder anderen schönen Transfer.

Allerdings sind schon etliche Steine gefallen: Eden Hazard, Antoine Griezmann, Frenkie de Jong, Matthijs de Ligt, Rodri oder Joao Felix haben einen neuen Klub gefunden. Die Bayern können im Sommer aber immer noch keinen neuen Spieler präsentieren.

Die üblichen Spielchen beim Transfer

Sanés wie Rummenigges Aussagen dienen wohl nur einem Zweck: Zeit gewinnen. Da kommt auch Sanés Trainer Pep Guardiola ins Spiel. "Ich habe es immer gesagt: Wir wollen, dass die Spieler hier glücklich sind. Wenn sie nicht mehr wollen, gehen sie. Aber der Wunsch, ihn zu halten […] ist immer da."

Das kann man so und so interpretieren. Nach den Erfahrungen mit Guardiola zu seiner Bayern-Zeit heißt es aber wahrscheinlich: Der Spieler darf gehen. Zwischen den Bayern und seinen Mitstreitern bei City habe es aber noch keinen Kontakt gegeben, behauptete Guardiola dann noch, was ihm prompt eine Retourkutsche von Rummenigge einbrachte. "Ich weiß nicht, ob Pep alles weiß, was in seinem Klub vorgeht. Keine Ahnung. Warten wir mal ab."

Längst werden also die üblichen Spielchen gespielt und jetzt steht offenbar so etwas wie ein Ultimatum im Raum. Die "Sport Bild" berichtet von der "grundsätzlichen Möglichkeit eines Transfers". Jedenfalls sollen sich die Bayern-Bosse in diesen Tagen auf einen Termin einigen, an dem von Sané eine definitive Entscheidung erwartet wird.

FC Bayern braucht Transferergebnisse

Die Bayern brauchen Ergebnisse, weil die Zeit nun wirklich knapp wird. Weil der 31. August, an dem üblicherweise alle Transfergeschäfte in Deutschland eingestellt werden, dieses Jahr auf einen Samstag fällt, verlängerte die Deutsche Fußball-Liga die Wechselperiode ausnahmsweise bis zum 2. September. Für die Premier League, Manchester City und Leroy Sané gelten aber andere Fristen. Dort schließt der Transfermarkt schon am 8. August.

Dann endet die Komödie, die den (deutschen) Transfersommer bestimmt wie keine andere. Und die vielleicht in einer Rekordablöse für Leroy Sané mündet. Aber wer weiß das schon? Womöglich nicht mal die Beteiligten selbst.

Verwendete Quellen:

  • Sport Bild: "Kampf um Wunschspieler von ManCity - Bayern-Bosse diskutieren Sané-Deadline"
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