Der FC Bayern kann sich getrost nach einem Jupp-Heynckes-Nachfolger umsehen, Mama ist einfach die Beste und es gibt tatsächlich noch Fußballer, die Wort halten. Unsere wie immer nicht ganz ernst gemeinten Lehren des aktuellen Spieltags der Bundesliga.

Eine Glosse

1. Erkenntnis: Mama ist die Beste

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Achja, Fußballer und ihre Mütter. Da gibt es ja die schönsten Geschichten. Zum Beispiel erzählte die Mutter der beinharten Verteidiger-Brüder Bernd und Karl-Heinz Förster einmal in der "Bild"-Zeitung die Geschichte eines versehentlich zu Tode gerittenen Ferkels und den Tränen ihrer Buben aus: "Das hat ihnen so Leid getan, das Fleisch wollten sie nicht essen."

Danke, Mama Förster. Ihre Söhne werden ob dieser Offenheit begeistert gewesen sein. Aber eine solche Geschichte darf der Weltöffentlichkeit auf keinen Fall vorenthalten werden.

Das gilt natürlich auch für die denkwürdigen Bilder, die Ex-HSV-Stürmer Pierre-Michel Lasogga einst von sich und seiner Mutter schießen ließ: Er mit nacktem, verschmutztem Oberkörper, sie ihm zärtlich die Hand vor den Bauch haltend. Herzig.

Und nach dem 22. Spieltag wissen wir einmal mehr, dass Mama einfach die Beste ist. Denn nach dem Spiel von RB Leipzig gegen den FC Augsburg offenbarte Torschütze Davot Upamecano: Seine Mutter habe ihm vor dem Spiel gesagt: "Glaub daran, heute wirst du ein Tor schießen."

Nun wäre das nicht besonders erwähnenswert, wenn Upamecano in den vergangenen Spielen wenigstens den Hauch von Torgefahr ausgestrahlt hätte. Hat er aber nicht.

Sein Trainer Ralph Hasenhüttl sieht das so: "Ich sage immer, der Junge kann unheimlich viel. Nur nicht Tore schießen."

Vor diesem Hintergrund wirkt die Vorhersage von Mama Upamecano erstmal wie die Bestätigung der halbtauben Oma gegenüber ihrer Enkelin: "Du singst wirklich ganz wunderbar, Chantalle." Und dann wundert sich Chantalle, wenn sie bei DSDS in der ersten Runde rausfliegt und bei RTL im Best of der Peinlichkeiten verbraten wird.

Mit dem großen Unterschied: Mama Upamecano sollte Recht behalten.

2. Erkenntnis: BVB und HSV haben einen Deal mit den Skispringern

Während sich die anderen Bundesligisten in der Samstagskonferenz mit dem Toreschießen einfach nicht zurückhalten konnten, stand es im Spiel BVB gegen den HSV zur Halbzeit noch 0:0. Und das hatte einen ganz speziellen Grund - da sind wir uns fast ziemlich überaus sicher.

Denn während sich die Bundesligisten auf dem Rasen redlich mühten, spielte sich am anderen Ende der Erde ein höchst nervenaufreibendes Drama ab. Wir reden natürlich vom großartigen Skisprung-Wettbewerb bei den Olympischen Spielen von Pyeongchang. Meine Güte war das spannend!

Andreas Wellinger, nach dem ersten Durchgang nur auf Platz fünf, dann dieser Wahnsinnssprung, das minutenlange Zittern und schließlich: Gold!

Um also den deutschen Skispringern eine möglichst große Plattform zu sichern, haben sich Wellinger und Co. augenscheinlich mit den beiden Mannschaften abgesprochen, die im Spiel mit der vermeintlich höchsten Einschaltquote am Samstagnachmittag aufeinandergetroffen sind. Der Inhalt des Deals: Lasst das Toreschießen eine Halbzeit lang sein, bis zur zweiten Hälfte sind wir durch, dann könnt ihr wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit des Fernsehpublikums haben.

Klingt doch total logisch, oder? Was wir allerdings nicht mit Sicherheit sagen können: Was die Skispringer dem BVB und HSV als Gegenleistung angeboten haben. Ideen hätten wir eine Menge.

Der HSV würde zum Beispiel mit großer Sicherheit von einem Erfolgs-Coaching durch einen Gold-Medaillengewinner profitieren. Und dem BVB könnte, weil Tuchel ja weg ist, sicherlich eine Auffrischung in Askese gut tun: "Auch Luft schmeckt, wenn man nur daran glaubt – so ernähren sich Skispringer."

3. Erkenntnis: Es gibt noch Spieler, die ihr Versprechen halten

In Zeiten, in denen eine Vertragsunterschrift so viel wert ist wie ein Autogramm von Dieter Wedel, haben wir freudige Nachrichten: Es gibt tatsächlich noch Spieler, die wissen, wie man ein Versprechen hält.

Dortmunds neuer Stürmer Micky Batshuayi hatte im Vorfeld der Partie gegen den HSV versprochen, bei einem Treffer einen Jubel-Salto zu zeigen.

Und was sollen wir sagen: Batshuayi traf - und "saltonierte". Toll, wenn jemand noch zu seinem Wort steht. So einen Spieler hat sich der BVB nach dem ganzen Hick Hack mit Aubameyang (und Dembele und Mchitarijan, und und und) aber auch wirklich verdient.

Vielleicht hilft den BVB-Verantwortlichen außerdem der etwas schadenfrohe Blick nach England, um noch besser über ihre untreuen Spieler hinweg zu kommen.

Denn während Batshuayi fröhlich Flick-Flacks schlägt, mussten sich dieser Aubadingsda und der Mchisounso mit dem FC Arsenal im Derby gegen Tottenham Hotspur geschlagen geben. Höhöhö.

4. Erkenntnis: Es geht auch ohne Heynckes

Seit Wochen, Monaten, fast Jahren wartet Fußballdeutschland darauf, dass der FC Bayern einen Nachfolger für Jupp Heynckes präsentiert, bzw. zumindest endlich versteht, dass der aktuelle Trainer einfach nicht mehr weitermachen will. Der Mann ist 72 Jahre alt, lasst ihn doch einfach in Ruhe!

Noch weigern sich die FCB-Verantwortlichen beharrlich. Doch nach diesem 22. Spieltag dürften auch Uli Hoeneß und Co. zu der bahnbrechenden Erkenntnis gekommen sein: Es geht tatsächlich auch ohne Jupp Heynckes.

Der hatte nämlich grippebedingt das Spitzenspiel gegen den FC Schalke 04 verpasst. Und verblüffenderweise haben die Bayern trotzdem gewonnen.

Es ist zu hoffen, dass die Bayern daraus ihre Schlüsse ziehen und jetzt doch schnell einen Heynckes-Nachfolger präsentieren.

Wobei, so stur wie die Bayern-Bosse sind, trägt der dann wahrscheinlich einen Knopf im Ohr und bekommt von Heynckes alles eingeflüstert. Ein Dummy-Trainer quasi. Aber immerhin könnte Heynckes dann ein bisschen mehr Zeit auf seinem Bauernhof verbringen.

5. Erkenntnis: Fußball kann noch Gänsehaut

Während bei den Olympischen Spielen traditionsgemäß mit den Medaillen auch die Lizenz zum herzergreifenden Schluchzen und großen Emotionen verliehen wird, wirft man dem Fußball ja häufig vor, er sei inzwischen zu seelenloser Kommerzkacke verkommen. Eiskalte Millionäre, denen es vollkommen egal ist, für welche Mannschaft sie den Ball ins Netz befördern, Hauptsache der Verein zahlt ordentlich.

Da mag durchaus etwas dran sein. Aber irgendwie schafft es der Fußball trotzdem immer wieder, für Gänsehautmomente zu sorgen.

Da war an diesem 22. Spieltag zum Beispiel das Tor von Marco Russ für Eintracht Frankfurt. Russ hatte zum letzten Mal im April 2016 getroffen, kurze Zeit später wurde bei ihm Krebs diagnostiziert. Sein Kampf zurück ins (Fußballer-)Leben wurde nun von diesem Treffer gegen den 1. FC Köln gekrönt und hat bei uns auf jeden Fall eine Piloarrektion ausgelöst.

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