Vincent Kompany zieht nach einem halben Jahr als Trainer des FC Bayern München ein erstes Zwischenfazit. Grund zur Kritik gibt es offenbar nicht. Die Statistik verrät, ob er damit richtig liegt.

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Für Vincent Kompany ist die Winterpause eine komplett neue Erfahrung gewesen. Als Spieler und Trainer in der englischen Premier League war er es gewohnt, über Weihnachten und Silvester durchzuspielen. "Ich musste mich an den Urlaub erst einmal gewöhnen. Es war das erste Mal in 17 Jahren, dass ich Weihnachten genießen konnte, ohne mich auf ein Spiel vorzubereiten", sagt er grinsend bei der Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Re-Start gegen Gladbach (Samstag, 18:30 Uhr).

Der Trainer des FC Bayern München nutzte die kleine Auszeit, um auf sein erstes Halbjahr als Trainer des deutschen Rekordmeisters zurückzublicken. Die Fakten: In der Bundesliga führt der FC Bayern die Tabelle an, hat allerdings nur noch vier Punkte Vorsprung auf Bayer Leverkusen. Im DFB-Pokal sind sie ausgeschieden, in der Champions League zählen sie dafür zu den Top-10.

Dominante Spielweise

"Wenn ich objektiv auf den ersten Teil der Saison zurückblicke, fängt es damit an, dass wir sehr dominant waren. Das sieht man auf dem Platz, aber auch in den Daten. Aber natürlich haben wir auch Spiele verloren", sagt Kompany. Die vier Niederlagen ereigneten sich in der Champions League gegen Aston Villa (0:1) und den FC Barcelona (1:4), im DFB-Pokal gegen Leverkusen (0:1) und in der Bundesliga beim 1. FSV Mainz 05 (1:2).

"Die Balance ist immer wichtig", sagt Kompany und hofft, "dass wir die Dinge weiterführen, die wir gut gemacht haben. Wir haben viele Tore erzielt, wir haben nur wenige Chancen zugelassen und wenige Gegentore zugelassen. Aber wir sind nicht perfekt und deshalb haben wir auch Spiele verloren."

Kompany lobt den Charakter der Mannschaft

Mögliche Defizite lässt Kompany allerdings unerwähnt. Vielmehr lobt er, wie seine Mannschaft mit Rückschlägen umgegangen ist: "Ich blicke auf das Spiel in Barcelona zurück, wo die Reaktion und der Charakter der Mannschaft und der Menschen im Club genau so war, wie sie sein muss, um darauf zu reagieren und wieder gute Ergebnisse einzufahren."

Tatsächlich zeichnete sich der FC Bayern dadurch aus, dass nach Niederlagen meist eine starke Leistung folgte. Lediglich nach der Niederlage gegen Aston Villa konnten sie das Spiel darauf nicht gewinnen und kamen gegen Eintracht Frankfurt nicht über ein 3:3 hinaus. Die Bundesliga-Pleite im Dezember gegen Mainz hingegen wurde zum Jahresabschluss mit dem 5:1 gegen RB Leipzig vergessen gemacht.

"Wir wurden auf die Probe gestellt", sagt Kompany. "Wenn das bedeutet, dass wir nicht perfekt sind, ist das ganz normal. Das ist auch der Grund, warum die letzte Saison schwierig war. Aber in den schwierigen Momenten haben wir den richtigen Charakter als Club, als Mannschaft und als Spieler gezeigt."

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Bayern führt sämtliche Statistiken an

Die Statistiken von "bundesliga.com" sprechen in sämtlichen Kategorien für den FC Bayern: Sie haben in der Bundesliga die meisten erzielten Tore (47), die wenigsten Gegentreffer (13), die meisten Torschüsse (282), die höchste Passquote (90,8 Prozent) und den höchsten Ballbesitzanteil (67 Prozent).

Bei der Laufdistanz belegen sie mit 1779,2 Kilometer zwar "nur" Platz 4. Allerdings ist auch dieser Wert beachtlich, wenn man den hohen Ballbesitzanteil bedenkt. Unter den Mannschaften, die einen Ballbesitzanteil von mehr als 50 Prozent haben, ist der FC Bayern die Nummer 1.

Viel Disziplin, doch eine Schwäche bleibt

Zudem agieren sie sehr diszipliniert: Der FC Bayern beging die zweitwenigsten Fouls (123) nach dem SC Freiburg (110) und kassierte die zweitwenigsten Karten (23, Freiburg 21).

Dies ist einerseits nicht überraschend, weil die Mannschaft meist mehr im Ballbesitz ist. Andererseits birgt das auch die Gefahr durch Konter, die oftmals zu Fouls und Karten führen. Ein gutes Beispiel dafür ist Borussia Dortmund, die zwar mit 57 Prozent den dritthöchsten Ballbesitzanteil der Bundesliga haben und gleichzeitig die viertmeisten Karten (39) kassierten.

Frei von Defiziten ist der FC Bayern trotzdem nicht. Gerade gegen offensivstarke Mannschaften wie den FC Barcelona oder Eintracht Frankfurt war festzustellen, dass die hochstehende Verteidigung mit tiefen Pässen in die Spitze schnell zu überwinden ist. Dies könnte sich rächen, wenn in den späteren Runden der Champions League Top-Gegner wie der FC Liverpool oder der FC Arsenal warten.

Das Ziel: noch mehr Tore, noch weniger Gegentore

Kompany dürfte dies bewusst sein, wenn er dem zweiten und somit entscheidenden Teil der Saison entgegenblickt. "Da werden Titel und Trophäen gewonnen. Was ich gerne sehen möchte, ist eine Mannschaft, die sich weiter verbessern möchte", stellt er klar.

Was ihm dabei vorschwebt? "Wir haben bereits wenig Abschlüsse zugelassen, wollen aber noch weniger Abschlüsse zulassen. Wir haben wenig Gegentore zugelassen, wollen aber noch weniger Gegentore zulassen. Wir haben viele Tore erzielt, wollen aber noch mehr Tore erzielen."

Zum Bundesliga-Jahresauftakt des FC Bayern am Samstagabend (18:30 Uhr) gegen Borussia Mönchengladbach könnten sie damit anfangen.

Quellen

  • Pressekonferenz des FC Bayern München, 10.01.2024
  • bundesliga.com: Statistiken
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