- Schalkes neuer Trainer Christian Gross erweckt bei seinem Debüt nicht den Eindruck, dass er das königsblaue Desaster abwenden kann.
- Auch Sportchef Jochen Schneider steht unter Druck.
- Nun winkt Ex-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies mit Millionen. Doch intern regt sich offenbar Widerstand gegen eine Finanzspritze des Milliardärs.
Der FC Schalke 04 kann auch unter seinem vierten Trainer in dieser Saison nicht gewinnen. Dem misslungenen Debüt von Hoffnungsträger Christian Gross ließ der total frustrierte Mark Uth eine Ansage folgen.
Mit seiner für einen Spieler nassforschen Forderung nach personeller Verstärkung beschrieb der Stürmer nach dem 0:3 bei Hertha BSC schonungslos die Krise beim in der Bundesliga seit 30 Spielen sieglosen Revierklub.
"Die Verantwortlichen müssen auf dem Transfermarkt noch tätig werden. Wir brauchen Spieler, die uns sofort weiterhelfen können", forderte Uth. Sonst, so das klare wie ehrliche Urteil, sei man: "Nicht wettbewerbsfähig".
Der ebenfalls schwer angeschlagene Sportchef Jochen Schneider machte am Sonntag zumindest ein wenig Hoffnung auf weitere Winter-Zugänge neben Rückkehrer Sead Kolasinac vom FC Arsenal. "Wir versuchen, die Mannschaft noch zu verstärken", sagte Schneider am Sonntag bei "Sky90".
Ex-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies bietet finanzielle Hilfe an
Dafür könnte auch die vom ehemaligen Aufsichtsratsboss
Der aktuelle, auch von Schneider in der verheerenden finanziellen Situation zusammengestellte Kader, bewies am Samstag seine Untauglichkeit. So wird es auch für Gross schwer, Schalke vor dem vierten Bundesliga-Abstieg zu bewahren.
Sollte der Routinier aus der Schweiz scheitern, wäre auch Schneider endgültig nicht mehr zu halten. "Ja, das ist klar", sagte Schneider selbst dazu. "Da brauchen wir auch nicht um den heißen Brei herumreden."
Auch der im kalten Olympiastadion als Wunderheiler schnell entzauberte Gross gab erstaunlich offene Einblicke über die Grenzen seiner miserabel angelaufenen Rettungsmission und pfiff Uth für seine Einmischung in die Personalpolitik des Vereins nicht zurück. Schneider sei nun "Tag und Nacht gefordert", machte Gross klar. Aber: "Die finanzielle Situation ist kritisch", gestand Gross im ZDF.
Wie die "Bild" berichtet, soll ein geplantes Gipfeltreffen mit Tönnies allerdings "in letzter Sekunde" von den Schalke-Verantwortlichen abgesagt worden sein. An Tönnies' Bereitschaft, dem Klub zu helfen, soll dies aber nichts geändert haben. Dem Bericht zufolge wollen die Königsblauen diese Hilfe aber offenbar nicht.
Schalker Klubspitze wehrt sich gegen erneuten Einstieg von Tönnies
Der "kicker" behauptet, die Schalker Klubspitze wehre sich gegen einen erneuten Einstieg des Milliardärs. Ein Grund: Die Bosse fürchten um ihre Glaubwürdigkeit, nachdem sie sich in der Vergangenheit schon überdeutlich von Tönnies losgesagt hatten. Dass Hilfe von Tönnies für noch mehr Unruhe im Verein sorgen würde, kommt erschwerend hinzu.
Darüber hinaus würde Tönnies dem Klub die Millionen laut "kicker" keinesfalls schenken, sondern lediglich leihen. Die ohnehin schon hohen Schulden des Tabellenletzten würden demnach noch weiter wachsen. Vor dem Hintergrund eines möglichen Abstiegs aus der Bundesliga wäre dies gegenüber Fans und Mitgliedern kaum zu rechtfertigen.
Finanziellen Spielraum könnte Schalke auch durch Spielerverkäufe schaffen. Der Trainer wies Spekulationen über einen bevorstehenden Abschied von Rabbi Matondo oder Ahmet Kutucu aber zurück. "Das ist völlig neu", sagte Gross. Matondo habe in Berlin wegen Magenproblemen gefehlt, für Kutucu gebe es keine Anfrage eines anderen Vereins.
Mit weiteren Verstärkungen neben Kolasinac rechnet der Schweizer jedenfalls zumindest in der kommenden Wochen erstmal nicht. Und doch hofft der 66-Jährige inständig: "Dass wir den einen oder anderen Spieler noch verpflichten, der Persönlichkeit hat."
Es ist ein Indiz fast jeder Talfahrt Richtung Zweitklassigkeit, dass die letzte Hoffnung mit Einzelpersonen verknüpft ist. Da Gross dafür bei seiner Premiere nicht richtig taugte, ist nun der in Berlin noch nicht spielberechtigte Kämpfer Kolasinac dran.
Kolasinac soll den Schalker Karren aus dem Dreck ziehen
Der 27-Jährige war zuletzt bei Arsenal wie Kumpel und Ex-Schalker Mesut Özil aber schon lange aussortiert. "Jeder Zugang mit dieser Güteklasse tut uns gut", sagte Gross und Schneider kündigte an: "Wir hoffen schon, dass er entscheidend helfen wird, den Karren aus dem Dreck zu ziehen."
Die Frage nach der am kommenden Samstag gegen 1899 Hoffenheim drohenden Einstellung des Negativrekords von Tasmania Berlin mit 31 sieglosen Liga-Spielen in Serie aus der Saison 1965/66 ließ Gross zunächst beschämt zu Boden schauen. Nach kurzer Bedenkzeit konterte er: "Es wird nicht der Fall sein."
Seine propagierten Mittel klangen aber schon nach der Premiere nach Phrasen. Mehr "Effizienz" im Abschluss wolle er und schloss sein Sky-Interview mit der Standardfloskel "die Hoffnung stirbt zuletzt".
Woher die Hoffnung kommen soll, bleibt fraglich. Einen Negativrekord hat Tabellen-Schlusslicht Schalke schon. 39 Gegentore nach 14 Spieltagen gab es noch nie in der so stolzen Klub-Historie. Nach vier Punkten zu diesem Saisonzeitpunkt schaffte bislang kein Klub mehr den Klassenverbleib. (lh/dpa)
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