Die Bundesliga der Frauen ist zurück. Während die Favoriten solide vorlegen, darf man dahinter große Spannung erwarten. Das Wichtigste zum ersten Spieltag.
Der erste Spieltag in der Bundesliga der Frauen hat uns alle daran erinnert, wie Profifußball ohne technische Hilfe aussieht. In Freiburg gab es beim 3:2-Sieg der Leverkusenerinnen drei Elfmeter, mindestens zwei davon strittig. Insgesamt brauchte es fünf Ausführungen, weil zwei wiederholt wurden.
Auch im Montagsspiel brach das Chaos aus. Schon in der ersten Halbzeit ließ Nadine Westerhoff eine Szene weiterlaufen, in der es hätte Elfmeter für den VfL Wolfsburg geben können. Im zweiten Durchgang wurden gleich mehrere Situationen diskutabel entschieden, so auch der Ausgleich zum 3:3 durch
Die Stürmerin lief an, blockte den Abschlag der Bremer Torhüterin Livia Peng und der Ball flog im hohen Bogen auf das Tor zu. Allerdings hatte er einen Rückwärtsdrall, weshalb er von der Linie wieder aus dem Tor sprang. In der Wiederholung war klar zu sehen: kein Tor. Wolfsburg durfte dennoch jubeln.
Natürlich gibt es verschiedene Meinungen über die (Fehl-)Entscheidungen des Wochenendes. Auch im Fußball der Frauen geht es mittlerweile um deutlich mehr Geld. Verantwortliche wollen deshalb möglichst viele korrekte Entscheidungen. Wenn man als Fan aber sieht, wie wild und spektakulär beispielsweise die Partie in Wolfsburg ohne lange Unterbrechungen wurde, dann war das schlicht Unterhaltung pur.
Klar ist aber auch nach dem ersten Spieltag, dass das Thema Qualität bei den Schiedsrichterinnen und neuerdings auch Schiedsrichtern weiterhin eines bleiben wird.
Wolfsburg: die Überraschung
Womit wir aber auch schon bei der Überraschung des Spieltags wären. Der VfL Wolfsburg patzt nicht deshalb gegen Werder Bremen, weil er etwa unter zu vielen Fehlentscheidungen gelitten hätte. Im Gegenteil profitierte er in der einen oder anderen Situation davon.
Dass es am Ende nicht zum Sieg reicht, hat den einfachen Grund, dass man zu fast keinem Zeitpunkt Kontrolle in die Partie bekam. Das Fehlen von Lena Oberdorf im Mittelfeld machte sich sehr bemerkbar. Wolfsburg hatte kaum Ruhe und Struktur im Spielaufbau, machte Werder immer wieder leichtfertige Geschenke.
Und vorne könnte es in dieser Saison tatsächlich zu wenig sein, nur auf den Willen und die Durchsetzungskraft von Alexandra Popp zu setzen. Bekommt man die vielen Probleme nicht bald in den Griff, droht dem VfL eine lange und komplizierte Saison.
Frankfurt: die Ansage
In Frankfurt wird man sich die Entwicklungen bei Wolfsburg indes sehr interessiert anschauen. Die SGE hat in dieser Saison sehr kluge Transfers getätigt. Mit Nina Lührßen kompensierte man den Abgang von Linksverteidigerin Verena Hanshaw, im Mittelfeld setzt man mit Pia-Sophie Wolter und Elisa Senß auf spielerische Stärke, die in den vergangenen Jahren fehlte.
Darüber hinaus wurde aus der ohnehin schon sehr starken Offensive niemand mehr abgegeben. Führungsspielerin Barbara Dunst sagte vor dem ersten Spieltag, dass der zweite Platz realistisch sei. Nun dürfte man noch optimistischer sein. Frankfurt gewann zwar "nur" mit 2:0 gegen die Aufsteigerinnen von Carl-Zeiss Jena, zeigte dabei aber über weite Strecken, dass man an Spielfreude hinzugewonnen hat. Mit der SGE ist in diesem Jahr wohl mehr zu rechnen als in der vergangenen Saison.
Potsdam: das Comeback
Turbine Potsdam ist derweil zurück in der Bundesliga. Die Brandenburgerinnen bekamen es zum Auftakt am Freitagabend gleich mit dem schwerstmöglichen Gegner zu tun – schlugen sich dabei aber sehr gut. Auch sie verloren nur mit 0:2 gegen den FC Bayern München. Dabei zeigten sie vor allem defensiv eine aufopferungsvolle Leistung. Dass die Bayern aus dem Spiel heraus in vielen Phasen des Spiels nur wenig zustande gebracht haben, spricht für den Einsatz und die Leistung der Potsdamerinnen.
Dass diese Partie noch kein Gradmesser war, ist allerdings auch klar. Die Konkurrenz um den Klassenerhalt hat sich seit dem Abstieg vor über einem Jahr nochmal verstärkt. Schon am nächsten Spieltag in Bremen wird man sehen, ob Turbine Potsdam fußballerisch in dieser Liga mithalten kann.
Die Szenen des Spieltags
Mithalten kann die Bundesliga im Allgemeinen, wenn es um den Unterhaltungswert geht. Um diese These aufzustellen, reicht bereits der erste Spieltag. Beim insgesamt glücklichen 2:1-Sieg von RB Leipzig gegen den 1. FC Köln sorgte Vanessa Leimenstoll in der 50. Minute für eine der Szenen des Spieltags: Von rechts nach innen ziehend versenkte sie den Ball im linken oberen Eck. Ein Traumtor.
In Freiburg gab es tatsächlich auch den einen oder anderen Treffer, der nicht vom Punkt erzielt wurde. Der Schönste: Der zwischenzeitliche 1:1-Ausgleich durch Bayers Janou Levels, die von der linken Seite den Ball gefühl-, aber auch kraftvoll in den Winkel schoss.
Das kurioseste Tor der Woche geht indes gleichermaßen an Wolfsburg und Bremen. Erst verunglückte ein Rückpass von Janina Minge so, dass der Ball an Merle Frohms vorbei ins eigene Tor rollte. Dann bekam Popp das eingangs beschriebene 3:3 geschenkt.
Was noch?
Im Vergleich dazu lief die Partie zwischen Hoffenheim und Essen fast schon ruhig ab. Obwohl es Chancen auf beiden Seiten gab, setzte sich die TSG leicht überlegen mit 2:1 durch.
Beide unterstrichen dabei ihre Ambitionen – Hoffenheim will oben angreifen, die SGS wird sich zunächst auf das Mindestziel Klassenerhalt konzentrieren, womöglich aber recht schnell wieder um höhere Ziele spielen.
Wie geht es weiter?
In der Bundesliga rollt der Ball erst wieder Mitte September. Eine der üblichen wie unnötigen langen Pausen steht an. Grund dafür ist, dass am kommenden Wochenende die zweite Runde des DFB-Pokals ausgespielt wird.
Etwas mehr Bundesliga-Rhythmus hätten sich die Fans zu Beginn der Saison aber wohl eher gewünscht. Gerade nach diesem spektakulären ersten Spieltag.
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