Wohin man auf dem Dortmunder Rasen auch schaute, es waren durchweg glückliche Gesichter zu sehen. Die letzte Begegnung gegen Bayer Leverkusen entwickelte sich zu einer Mischung aus einem netten "get-together" und einer Abschiedsparty für Lukasz Piszczek, die Bender-Brüder und Schiedsrichter Manuel Gräfe. Ein Sinnbild für die finalen BVB-Wochen, nicht jedoch für den gesamten Saisonverlauf.
Der grandiose Saisonendspurt lenkt von den Dortmunder Problemen ab
Mit dem dritten Pokalsieg der Vereinsgeschichte, der Qualifikation für die Champions League und einem Ausscheiden auf Augenhöhe gegen Manchester City sieht in Dortmund alles nach einer erfolgreichen Saison aus – auf dem Papier.
Bereits der Trainerwechsel im Winter, aber auch ganze 14 Punkte Rückstand auf den FC Bayern und ein enger Kampf um die Champions League-Plätze sprechen jedoch eine andere Sprache: tatsächlich war es eine schwierige Spielzeit für Borussia Dortmund.
Vor allem in der Hinrunde unter
Mit der Krise im Winter und blamablen Auftritten gegen Abstiegskandidat Köln und Aufsteiger VfB Stuttgart war der Tiefpunkt erreicht und der Trainer nicht mehr tragbar. Dass sich die BVB-Führung um Aki Watzke und Michael Zorc schon Monate zuvor nie so richtig zu ihrem Chefcoach bekannten (und ihn mit einem auslaufenden Vertrag in die Saison gehen ließen) gehört zum Kapitel Favre allerdings auch dazu.
Die Wende unter Edin Terzic
Und dann kam
Möglichkeit Nr. 1: Erst nach der Niederlage gegen Eintracht Frankfurt und dem zweistelligen Rückstand auf die Champions League-Ränge hat sich die Mannschaft am Riemen gerissen und die dringend benötigte Serie hingelegt. Das wäre zwar sportlich immer noch beeindruckend, wirft aber Fragen zum Charakter der Mannschaft auf, die die Champions League so leichtfertig zu verspielen drohte.
Möglichkeit Nr. 2: Aufgrund des vollen Spielplans und wenig Trainingsmöglichkeiten brauchte Terzic schlicht ein wenig Zeit, bis er seine offensiv mutigere Spielidee und das geschlossene Verteidigen konstant implementieren konnte. Die Serie ist daher Ausdruck einer Entwicklung, die die Mannschaft durchmachen musste.
Die Wahrheit liegt wahrscheinlich dazwischen. Erst die nächste Saison wird zeigen, wie es um die BVB-Konstanz wirklich bestellt ist. Fakt ist, dass Terzic und seine Mannschaft in Dortmund endlich wieder große Euphorie auslösen konnten.
Brandt und Meunier: die großen Verlierer der Saison
Am Ende der Spielzeit hatten gefühlt alle Sorgenkinder der Borussia wieder zu ihrer Form zurückgefunden. Nichtsdestotrotz haben sich vor allem
Thomas Meunier kann auf eine ähnlich frustrierende Saison zurückschauen. Als Nationalspieler Belgiens und Spieler von Paris St. Germain kam er mit großen Vorschusslorbeeren nach Dortmund und startete zunächst auch auf der Rechtsverteidigerposition. Nach dem Abgang von Achraf Hakimi konnte man zwar keine ähnliche offensive Wucht auf der rechten Seite erwarten, aber Meunier blieb trotzdem deutlich unter den Erwartungen. Spätestens als auch seine defensive Anfälligkeit zunahm, sprach nicht mehr viel dafür, dem aufstrebenden Mateu Morey nicht den Vorrang zu lassen. Selbst nach Moreys fürchterlicher Verletzung zog Terzic lieber einen alternden
Die Gewinner der Saison aus dem BVB-Zentrum: Jude Bellingham und Mahmoud Dahoud
Auf der anderen Seite gibt es deutlich mehr Gewinner der abgelaufenen Saison – auch das ein Zeichen dafür, mit welchen positiven Momentaufnahmen die Spielzeit für den BVB zu Ende geht. Neben den "no-brainern" wie Erling Haaland, Jadon Sancho oder Marco Reus müssen vor allem
Ganz anders die Situation von Mo Dahoud: Seit 2017 im Verein, galt er immer als ein herausragend talentierter, aber wenig konstanter und verlässlicher Spieler. Wir werden wohl nie erfahren, was Edin Terzic im Januar 2021 mit dem 25-Jährigen angestellt hat. Fakt ist, dass er in der Rückrunde wie ausgewechselt spielte und vom notorischen Bankdrücker neben Bellingham zum Dreh- und Angelpunkt des Dortmunder Zentrums wurde – offensiv wie defensiv. Wie auch immer es zum Wandel kam: endlich bringt der Nationalspieler sein Talent, welches ihm von allen BVB-Trainern bescheinigt wurde, auch konstant auf den Platz.
Wenn der BVB mich in dieser Saison eines gelehrt hat, dann: auf gar keinen Fall Prognosen abgeben. Ich wage es dennoch: sollte man den Kader im nächsten Jahr in dieser Form zusammenhalten und an wichtigen Stellen verstärken können, wird der Rückstand auf die Bayern im nächsten Jahr keine 14 Punkte betragen. Da bin ich mir sicher.
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