Mit Alexander Isak hat sich der BVB die Dienste des nächsten heiß umworbenen Talents gesichert. Damit führt Borussia Dortmund nach den Transfers von Ousmane Dembélé, Emre Mor, Julian Weigl, Christian Pulisic und Felix Passlack die Verjüngungskur fort. Wir zeigen, wie der BVB die europäische Konkurrenz aussticht und was hinter dem System steckt.
Ousmane Dembele, Emre Mor, Christian Pulisic, Felix Passlack,
Tatsächlich begeistern diese Youngster Woche für Woche auf dem Rasen. Borussia Dortmund hat sich die Verpflichtung aufstrebender Talente zu einem Steckenpferd gemacht und sticht regelmäßig die Konkurrenz aus. Hochkarätige Konkurrenz. Real Madrid, Barcelona, Paris Saint-Germain, den Ligarivalen FC Bayern München.
Was bewegt die Teenager dazu, in den Pott zu gehen statt in die ruhmreichen Fußball-Metropolen wie Madrid oder Manchester? Und welche Strategie verfolgt der BVB mit der Verjüngungskur?
90 Scouts aus Europa - der BVB macht das Rennen
Alexander Isak zeigt, wie groß die Lust vieler junger Spieler ist, nach Dortmund zu wechseln. Er ist 17 Jahre und 4 Monate alt, jüngster Torschütze der schwedischen Nationalmannschaft. Für AIK Solna schoss er 13 Tore in 29 Spielen.
Die schwedische Zeitung "Expressen" berichtet, dass im Oktober 90 Scouts von 69 Vereinen den Stürmer beobachteten. Borussia Dortmund bekam den Zuschlag, verpflichtete den Schweden mit eritreischen Wurzeln bis 2019, die Ablösesumme soll bei rund neun Millionen Euro liegen.
"Alexander Isak ist ein hochkarätiges Sturmtalent, das zahlreiche europäische Topklubs verpflichten wollten. Der BVB ist genauso wie der Spieler absolut überzeugt davon, dass dieser Transfer einer mit großer Perspektive ist", sagte Sportdirektor Michael Zorc.
Dortmund zur "Sisyphusarbeit" gezwungen
Borussia Dortmund bietet jungen Profis im Gegensatz zu europäischen Spitzenteams die Chance, sich auszuprobieren, Erfahrungen in der Bundesliga zu sammeln. Für die Youngster ein großer Vorteil. Vor zwei Jahren wechselte das begehrteste Talent Europas, Martin Ödegaard, zu Real Madrid. Jetzt wurde er nach einem Liga-Spiel nach Heerenveen verliehen.
Für den BVB ist das System Fluch und Segen. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bezeichnete es in "kicker.tv" als Sisyphusarbeit. "Wenn wir das Gefühl haben, wir haben eine richtig tolle Mannschaft, kommt meistens Bayern, holt uns dann einen oder zwei weg und dann kracht das Ding wieder runter und wir müssen wieder rauf."
Die Strategie ist offensichtlich: Der BVB hängt sich früh an die Talente und holt sie, bevor die Jugendlichen zu Weltstars gereift sind. Sie sind im Verhältnis günstiger und müssen nicht sofort die Erwartungen erfüllen. Der FC Bayern München verpflichtete etwa den 19-jährigen Renato Sanches für 35 Millionen Euro – die riesige Erwartungshaltung kann der portugiesische Europameister bisher nicht erfüllen.
"Hochbegabte in einem abenteuerlichen Team"
Dortmunds Ziel ist es, vorher einzugreifen. "Wir müssen Spieler selbst entwickeln. Wir waren vor zwölf Jahren pleite, jetzt müssen wir so arbeiten", sagte Watzke im "kicker.tv".
Bewunderung ist dem Vizemeister sicher, das spricht sich bei den europäischen Talenten herum. Auch die "New York Times" sieht eine "Ansammlung Hochbegabter aus ganz Europa, die von Thomas Tuchel zu einem inspirierenden, abenteuerlichen Team geformt werden."
Ousmane Dembele, Emre Mor, Raphael Guerreiro – sie kamen im Sommer zum BVB, als mit Mats Hummels der nächste Anker weggebrach und stellen eine echte Alternative zu gestandenen Spielern dar: Gegen Werder Bremen bekam der 18-jährige Christian Pulisic – der kürzlich bis 2020 verlängerte – den Vorzug vor Weltmeister Mario Götze.
Zuvor spielte Ousmane Dembélé für den erfahrenen Andre Schürrle. Auf dem Flügel zeigt sich dieser derzeit athletischer und schneller als die bisher eher enttäuschenden Schürrle und Götze. Gleichzeitig schreiten die Weltmeister mit ihrer Erfahrung voran – ein optimales Wechselspiel.
Dortmunds Talentschau fordert Opfer
Der BVB nimmt in Kauf, hinter den Bayern zurückzufallen. In der bisherigen Bundesliga-Saison fehlt die Konstanz. Aufgrund der vielen Neuzugänge ist Trainer Thomas Tuchel zum Experimentieren gezwungen, ändert häufig die Formation. Das Ergebnis: aktuell Platz vier in der Bundesliga-Tabelle, zwölf Punkte Rückstand auf den Rekordmeister.
In den kommenden Jahren könnte sich die aus der Not geborene Nachwuchsarbeit des BVB auszahlen. Könnte. Wenn die Spieler gereift sind und sich eine eingespielte Mannschaft gebildet hat. Und wenn sich der FC Bayern nicht die beim BVB gereiften Talente schnappt.
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