So manch ein Schalker Alkoholproblem ist dank des FC Bayern gelöst, das Problem Videoassistent wird immer gravierender und Daniel Baier hat von allen die meisten Probleme - unsere (wie immer nicht ganz ernst gemeinten) Lehren des 5. Spieltags der Bundesliga.

Fabian Teichmann
Eine Glosse

Immer mehr Fußballer kritisieren sie aufgrund der hohen Belastung, für echte Fans stellt sie aber vielmehr einen Hochgenuss dar: Es ist englische Woche in der Bundesliga!

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Die Partien am Dienstag und Mittwoch standen dabei ganz im Zeichen dieser kleinen, größeren oder schier unüberwindbaren Schwierigkeiten:

1. Lehre: Problemfall Videoassistent "nur total zum Kotzen"

Wann darf er eingreifen? Wann sollte er sich besser raushalten? Wie lang darf die Entscheidungsfindung dauern? Und funktioniert die Technik überhaupt?

All diese Fragen beschäftigen die Bundesliga seit Beginn der Saison und der glorreichen Einführung des Videoschiedsrichters.

Auch nach dem fünften Spieltag gilt es festzuhalten: Die Diskussionen werden weitergehen. Und: Das nervt!

Hauptgrund für die erneuten Unmutsbekundungen war die Elfmeter-Entscheidung des Schiedsrichters zugunsten des FC Bayern im Spiel auf Schalke. Oder war es die Entscheidung des Assistenten? Oder hatte Uli Hoeneß seine Finger im Spiel? Man weiß es nicht so genau.

Auf jeden Fall gab es Strafstoß für die Münchner, nachdem Naldo den Ball im eigenen Strafraum an den Arm bekommen hatte. Haupt-Schiri Marco Fritz pfiff zunächst nicht.

Sein Mann im Ohr meldete sich aber prompt zu Wort und nötigte den armen Mann dazu, doch bitte auf den Punkt zu zeigen.

Wem das am allerwenigsten passte, waren erwartungsgemäß die Schalker. Nach dem Spiel mussten die Field-Reporter von Sky den Groll der Königsblauen über sich ergehen lassen.

Torwart Ralf Fährmann polterte: "Vor der Saison wird uns klipp und klar gesagt, dass wenn der Ball vom Körper an den Arm geht, dann ist es kein Handspiel. Wenn man dann im Büro sitzt und das auf dem Monitor sieht, dann ist das einfach nur total zum Kotzen."

Es mutet nahezu skurril an, dass der Videoassistent ursprünglich einmal eingeführt wurde, um Diskussionen über Schiedsrichter-Entscheidungen zu minimieren.

Dieser Plan der DFL war genauso erfolgreich wie Daniel Baier nach seiner Skandal-Geste einsichtig (siehe 4. Lehre).

Stand heute würden wohl nur zwei Möglichkeiten Besserung bringen. Entweder DFL und Schiedsrichter fahren endlich eine klare und nachvollziehbare Linie - oder der ganze Spaß wird wieder eingestellt.

2. Lehre: Bayern zeigen Herz für Schalker Alkoholproblem

Muss den Fußball-Fans wieder Angst und Bange werden, dass die Bayern ohne ernsthafte Konkurrenz zum Meistertitel marschieren?

Legt man den Auftritt des Rekordmeisters auf Schalke zugrunde, muss die Antwort vermutlich "Ja" heißen.

Dabei hatte doch vor wenigen Wochen noch Weltuntergangsstimmung an der Säbener Straße geherrscht.

Eine verdiente Niederlage in Hoffenheim, keine einzige Top-Leistung in den ersten Partien der Saison, das Gegurke in der Champions League gegen Anderlecht und Neuzugänge, die sich mit der Anpassung an Carlo Ancelottis Spielidee mehr als schwer taten, prägten die jüngste Vergangenheit.

Dann verletzte sich auch noch Manuel Neuer schwer und musste operiert werden. Er fehlt dem FCB mindestens bis Januar. Der in der Sportwelt viel zu häufig verwendete Begriff der Hiobsbotschaft war in diesem Fall endlich einmal angebracht.

Dass die Münchner auf sämtliche Negativschlagzeilen in Gelsenkirchen mit einem souveränen 3:0-Erfolg reagierten, wird der nationalen Konkurrenz zu denken geben.

Plötzlich funktionierte (fast) alles. Erste Top-Leistung, totale Dominanz - und das alles angeführt von den so arg gescholtenen Neuverpflichtungen.

Niklas Süle mutierte zum Zweikampf-Monster, Corentin Tolisso und vor allem Sebastian Rudy zogen im Mittelfeld souverän die Fäden und das bisher größte Sorgenkind James Rodriguez zeigte sogar eine Leistungsexplosion.

Er war an alle drei Treffern direkt beteiligt und wurde zum Matchwinner der Partie.

Die heimlichen Sieger waren allerdings überraschenderweise einige Schalker Fans im Schwedenurlaub.

Die hatten sich mit einer verzweifelten Nachricht an die Königsblauen gewandt. Man möge gegen die Bayern doch "bitte nicht höher als 3:0" gewinnen.

Die jüngsten Erfolge hätten die Alkoholvorräte der Urlauber ausgedünnt und man könne mit dem aktuellen Schnapshaushalt keine weitere Woche wirtschaften.

Dankenswerterweise zeigten sich die Bayern gnädig und sorgten dafür, dass die Schalker keinerlei Grund für Party-Exzesse hatten.

Gleichzeitig war der Auftritt von Domenico Tedescos Mannschaft bei weitem nicht so schlecht, dass man Frustsaufen in Betracht ziehen müsste. Wahnsinn, wie viele Probleme durch diese Partie gelöst wurden.

3. Lehre: Freiburg beendet sein Heimspiel-Problem

Sämtliche Fans des SC Freiburg dürften am Mittwoch in der 83. Minute seeeeeehr tief durchgeatmet haben.

Mit dem Treffer von Nils Petersen beim 1:1 gegen Hannover 96 ging eine nervige Heimspiel-Seuche für die Breisgauer zu Ende.

Das letzte Bundesligator für den Sportclub im Schwarzwald-Stadion hatte zuvor ein gewisser Maximilian Philipp am 13. Mai 2017 erzielt.

Seitdem ist viel passiert. Bayern wurde Meister, Deutschland Confed-Cup-Sieger, Neymar zum 222-Millionen-Mann und besagter Philipp zum BVB-Spieler.

Nur eines wollte nicht gelingen: Ein Torerfolg für die Freiburger in ihrer Heimstätte. Und auch beim Remis gegen die Niedersachsen sah lange Zeit alles nach einer offensiven Nullnummer für Freiburg aus.

Florian Niederlechner ballerte sogar einen Elfmeter so weit am Tor vorbei, dass man sich fragen musste, wie dieser Spieler in der vergangenen Saison elf Treffer erzielen konnte.

Doch dann kam die fleischgewordene Erlösung namens Petersen ins Spiel und befreite die heimischen Fans von ihrem Elend. Haken an der Sache: Zum ersten Saisonsieg reichte es nicht und der Sportclub dümpelt weiter durch den Tabellenkeller.

Generell war der Mittwoch nicht sehr freundlich zu den Heim-Fans. Der HSV wurde von Borussia Dortmund vor heimischer Kulisse versohlt. Na gut, damit hatte man fast rechnen müssen ...

Die Anhänger von Mainz 05 dürften nach der Pleite gegen Hoffenheim noch deutlich mehr zu knabbern haben. Nach nur 16 Minuten hatte der FSV 2:0 geführt und verlor wegen Mark Uths Tor in der 92. Minute am Ende doch mit 2:3.

Als ob das nicht schlimm genug wäre, erzürnte TSG-Stürmer Sandro Wagner die Gemüter noch zusätzlich. Sein aufreizender Torjubel nach dem Ausgleich sorgte für ein wütendes Pfeifkonzert im weiten Rund.

Trainer Julian Nagelsmann meinte nach dem Spiel bei Sky: "Für alle, die da waren, und alle, die es im Fernsehen gesehen haben, war das, glaube ich, ein ganz tolles Erlebnis."

Alle Hoffenheim-Fans und neutrale Betrachter dürften ihm sicherlich zustimmen. Wie das Mainzer Publikum dieser Einschätzung gegenübersteht? Wohl eher problematisch!

4. Lehre: Daniel Baier hat die allermeisten Probleme

Traurig, aber wahr: DIE Szene des Bundesliga-Spieltags hatte mit Sport nicht mal im Entferntesten etwas zu tun.

Augsburgs Daniel Baier sorgte mit einer geschmacklosen Geste in Richtung des Leipziger Trainers Ralph Hasenhüttl für einen Eklat.

Dass der 33-Jährige am Dienstagabend offensichtlich einen mehrstündigen geistigen Blackout hatte, wurde erst nach dem Spiel so richtig deutlich.

Auf die obszöne Botschaft angesprochen, versuchte sich der Kapitän (!) des FCA rauszureden, anstatt sich einfach für den Vorfall zu entschuldigen.

"Mein Gott, es ist ein Fußballspiel. Da gehören Emotionen dazu", meinte Baier am Sky-Mikrofon.

Hmmm.. Warten Sie kurz, Herr Baier! Sie haben recht - das Spiel lebt sogar von Emotionen und Leidenschaft. Aber was zum Teufel hat so eine Geste damit zu tun?

Was den gemeinen Fußballfan an Baiers Aktion wohl am meisten überrascht hat, war die Tatsache, dass ausgerechnet er sich dazu hinreißen ließ.

In der Vergangenheit machte sich der gebürtige Kölner eher als Musterprofi und grundsolides Arbeitstier im defensiven Mittelfeld einen Namen.

Um diesen Ruf durch eine unüberlegte Aktion nicht gänzlich zu ruinieren, hat sich Baier am Tag danach immerhin zu Wort gemeldet und sich bei allen Beteiligten für die "sinnlose Geste" entschuldigt.

Er sei seiner Vorbildfunktion als Kapitän des FCA nicht gerecht geworden. Und schon wieder haben Sie verdammt recht, Herr Baier!

Es bleibt zu hoffen, dass er sich in Zukunft wieder anständig benimmt und mehr über den sportlichen Höhenflug der bayerischen Schwaben berichtet werden kann, als über die merkwürdigen Probleme des Kapitäns.

Schließlich können Schwierigkeiten jeglicher Art im Fußballgeschäft zwar unterhaltsam oder zumindest von großem Interesse für die Fanbasis sein.

Am Ende des Tages sind solche "Skandale" und "Probleme" in der Welt des Sports verglichen mit echten Problemen in der Welt aber nichts anderes als vollkommen irrelevant.

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