Im Schatten der Sancho-Rückkehr gab Ian Maatsen ein starkes Debüt im BVB-Trikot. Der Niederländer überzeugte auf der linken Abwehrseite und weckt Erinnerungen an seinen "Vorgänger" Raphael Guerreiro – mit allen Chancen und Risiken.

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Jadon Sancho war am Samstagabend allgegenwärtig, das Debüt des Rückkehrers neben dem souveränen Dortmunder Sieg in Darmstadt das große Thema. Wie das eben so ist, wenn man fast 1.000 Tage nach seinem letzten Spiel für den BVB sofort wieder spielentscheidend ins Geschehen eingreift.

Sancho hatte während seiner 35 Minuten Spielzeit ein paar herausragende Momente, nicht nur bei der Vorarbeit zu Marco Reus' Treffer zum 2:0. Aber wann der verlorene Sohn wieder von Beginn an oder sogar über die volle Distanz wird gehen können, ist aktuell noch nicht seriös zu beantworten.

Ganz anders bei Ian Maatsen. Trainer Edin Terzic warf in Darmstadt auch seinen zweiten Zugang ins Rennen, nur schaffte es Maatsens Debüt für die Borussia auch wegen Sancho nicht so sehr in den Mittelpunkt der Berichterstattung - dabei legte der Niederländer bei seinem ersten Spiel in der Bundesliga eine bärenstarke Leistung hin.

Spielstil erinnert ein wenig an Guerreiro

Maatsen stach bei der - trotz des letztlich klaren Erfolgs - lediglich mittelprächtigen Vorstellung der Borussia mit seinem Einzelkönnen hervor. Die Besetzung speziell der linken Abwehrseite ist ja ein Dauerthema in dieser Saison, eine zufriedenstellende und für die hohen Ansprüche passende Lösung hatte der BVB bis zur Winterpause trotz unterschiedlicher Varianten nicht gefunden.

Nun hat Maatsen zumindest angedeutet, dass er diese lange vermisste Lösung sein könnte. Besonders im Spiel mit dem Ball setzte er einige Akzente, deutete mehrmals seine enorme Schnelligkeit und seine feine Technik auch unter großem Druck an.

Der 21-Jährige zog die meisten Sprints aller Dortmunder Spieler an (33) und war der schnellste Spieler auf dem Platz (Top-Speed 33,74 km/h). Die Passquote von knapp über 92 Prozent kann sich für einen Linksverteidiger ebenfalls sehen lassen. Wobei seine Positionierung im Dortmunder Ballbesitz tatsächlich ein wenig anders war als bei einem klassischen Flügelspieler.

Maatsen orientierte sich immer auch ein wenig eingerückt ins Zentrum, bot so eine zusätzliche Anspieloption in der Halbspur an, von wo aus die Dortmunder Angriffe mit tiefen Pässen weiterentwickelt werden sollten. Das funktionierte zwar noch lange nicht so, wie von allen Beteiligten erhofft - es erinnerte aber ein wenig an die starke Phase der letzten Rückserie mit Raphael Guerreiro.

Der agierte auch gerne als verkappter Achter, um so seine fußballerischen Qualitäten näher am Zentrum des Spiels einzubringen. Ein Plan, der auch mit Maatsen in Zukunft wieder besser funktionieren könnte.

Großes Lob der Vorgesetzten

"Er war sehr abgeklärt, hatte viel Ruhe am Ball, hat es fußballerisch toll gelöst und war immer wieder am Umschaltspiel beteiligt", lobte BVB-Sportchef Sebastian Kehl den Zugang. Es sei eine gute Entscheidung des Trainerteams gewesen, Maatsen sofort und von Beginn an spielen zu lassen.

"Ian hat uns einen Eindruck davon gegeben, was in ihm steckt", freute sich auch Cheftrainer Terzic über das sehr gelungene Debüt seines Spielers. "Er ist technisch versiert in engen Räumen, kann mit dem ersten Kontakt Tempo aufnehmen." Und auch gefährliche Flanken schlagen, wie in zwei, drei Szenen zu sehen war.

Seine offensiven Qualitäten hat Ian Maatsen also gleich mal eindrucksvoll angedeutet. Wie gut die Chelsea-Leihgabe aber auch verteidigen kann, wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen.

Darmstadt war bei allem Respekt alles andere als ein echter Gradmesser, die Herausforderungen gegen stärkere Gegner und Gegenspieler stehen erst noch an. Bis dahin sollte man vorsichtig sein mit vorschnellen Schlüssen. Zumal auch Guerreiros Schwäche bei all seinen Stärken immer auch die Defensivarbeit war.

Erste zarte Hoffnungen sind aber zumindest geweckt: Vielleicht hat der BVB zumindest für diese Rückserie den spielstarken Ersatz für Raphael Guerreiro gefunden.

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