• Im Trainingslager in Marbella testet BVB-Coach Edin Terzic eine leicht angepasste Taktik und reagiert damit auf einige Schwachpunkte der Hinserie.
  • Besonders im Zentrum könnte eine veränderte Rollenverteilung einen großen Effekt haben.

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14 Spieler dürfen sich noch Hoffnungen auf die Auszeichnung zum Weltfußballer 2022 machen und auf die sogenannte Shortlist der Fifa hat es auch Jude Bellingham geschafft. Ein schöner Zwischenerfolg ist das, er dokumentiert auf höchstem Niveau die Wertschätzung seiner Leistungen. Was umso erstaunlicher ist, da Bellingham bei Borussia Dortmund in der Hinserie oft genug gar nicht auf der für ihn am besten zugeschnittenen Position spielen konnte.

Der 19-Jährige besticht durch sein sehr weiträumiges Spiel, durch seine Dynamik zwischen den Strafräumen, seine Torgefahr. Dagegen ist Bellingham weniger ein Stratege oder ein Spieler, der 90 Minuten oder länger seine Position hält. So wie das im zentralen Mittelfeld – auch im Zusammenspiel mit einem möglichen Nebenmann – aber zwingend vonnöten ist.

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Bellingham pendelte beim BVB zwischen der Position auf der Sechs und der Acht, also zwischen defensivem Zentrum und einer etwas offensiveren Halbraumbesetzung – die dem Spieler deutlich besser liegt. Je nach Wahl der Grundordnung wurde Bellingham verschoben, im 4-2-3-1 übernahm er in der Regel eine der beiden Planstellen im defensiven Mittelfeld, im 4-3-3 schob ihn Edin Terzic in den Halbraum.

Nicht jeder Spieler in seiner besten Position

Nun ist Bellingham nur das prominenteste Beispiel einer Liste an Dortmunder Spielern, die immer noch ein wenig auf der Suche nach ihrem passenden Einsatzort sind. Raphael Guerreiro dürfte dazu zählen, der Portugiese verbringt das Gros der Spiele als linker Verteidiger einer Viererkette, dabei wäre Guerreiro als Schienenspieler vor einer Dreierkette oder generell etwas zentraler eingesetzt eine bessere Option.

Die beiden Flügelangreifer Donyell Malen und Karim Adeyemi spielen in Terzics Planungen ebendort: auf den Außenbahnen. Eigentlich sind beide verkappte zentrale Angreifer, die um einen klaren Mittelstürmer herum agieren, Lücken aufreißen, Bälle einsammeln und den direkten, kürzesten Weg zum Tor haben. Und: Ihre offensichtlichen Probleme in der Defensivbewegung auf den Flügeln fielen hier nicht zu sehr ins Gewicht.

Hinter Bellingham wiederum müssen die Teamkollegen öfter als geplant aufräumen. Wenn der schlecht abgestimmt mit seinem Nebenspieler aus seiner Sechser-Position geht, müssen die Kollegen die entstandene Lücke stopfen. Oft genug waren es die Innenverteidiger, die dann riskant nach vorne rausstechen mussten, zu viel spekulieren statt antizipieren mussten und dann die Schelte abbekamen, wenn im anschließenden Laufduell ein paar Meter zum enteilten Gegenspieler nicht mehr aufzuholen waren.

Terzic probiert eine neue Grundordnung

Nicht nur die letzten Partien in Wolfsburg oder beim unsäglichen Auftritt in Mönchengladbach hatten diese Probleme noch einmal mit Nachdruck offenbart. Mit einer Ausnahme, bei der 0:2-Niederlage gegen Union Berlin, war die Viererkette für Terzic in der Hinserie gesetzt. Und das soll offenbar auch in der zweiten Saisonhälfte das Mittel der Wahl bleiben.

Allerdings probierte Terzic im ersten von zwei Testspielen während des Dortmunder Trainingslagers in Marbella eine kleine Anpassung aus: Gegen Zweitligist Fortuna Düsseldorf ließ Terzic seine Mannschaft in einem 4-1-4-1 spielen. Mit der Rückkehr von Mo Dahoud bietet sich der Mannschaft ein klarer Sechser an, der sowohl die Position halten als auch kreativ genug agieren kann – was wiederum Bellingham und, wie gegen Düsseldorf, Kapitän Marco Reus in die Achterposition bringt.

Die leicht veränderte Grundordnung zeigte noch ein paar Kinderkrankheiten, könnte sich für die Rückserie aber als ganz brauchbare Alternative entwickeln, weil die Rollen speziell im Zentrum etwas klarer verteilt sind und der eine oder andere sehr wichtige Spieler aus seiner besten Position heraus spielen kann.

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