Die leise aufkommende Kritik und mächtig drängelnde Konkurrenz hält Niclas Füllkrug mit einem Dreierpack in Schach. Dortmunds Mittelstürmer setzt damit ein kleines Ausrufezeichen - beim BVB und im Hinblick auf die EM.

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Die Umstände wollten es so, dass Niclas Füllkrug bei Borussia Dortmunds Auftritt gegen den VfL Bochum ganz besonders im Fokus stand. Und zwar schon vor dem Anpfiff. Der BVB hatte im kleinen Revierderby satte zehn Ausfälle zu beklagen, vor dem Abpfiff meldeten sich unter anderem noch die Offensivkräfte Julian Brandt und Marco Reus ab. Was wiederum Trainer Edin Terzic zu einer selten gesehenen Rochade veranlasste.

Terzic wich vom etablierten 4-3-3 ab und stellte erstmals in dieser Saison auf eine Art 4-2-2-2 um, mit einer defensive denkenden Doppel-Sechs, zwei klaren Flügelspielern davor und im Angriff zwei gelernten Stürmern nebeneinander. Füllkrug bekam also seinen Kontrahenten Youssoufa Moukoko an die Seite gestellt.

Terzic beantwortete die zuletzt aufgekommenen Frage nach Füllkrug oder Moukoko also mit einer Doppelspitze und man durfte gespannt sein, wie die beiden harmonieren würden - und wer von beiden in dieser speziellen Konstellation mehr Eigenwerbung würde betreiben können.

Erster Dreierpack für den BVB

Youssoufa Moukoko machte ein sehr ordentliches Spiel, so viel lässt sich konstatieren. Bis zu seiner Auswechslung, die im Stadion beim einen oder anderen Besucher durchaus für Verwunderung sorgte, war Moukoko einer der auffälligsten Dortmunder Spieler und beim Stand von 1:1 Mitte der zweiten Halbzeit setzte wohl ein Gros der Dortmunder Anhänger ihre Hoffnungen auf den Youngster.

Terzic aber nahm Moukoko runter und ließ Füllkrug auf dem Platz. Und sechs Minuten später zahlte der das Vertrauen des Trainers prompt zurück. Füllkrugs Kopfballtreffer zum 2:1 war der Wendepunkt in einer völlig offenen Partie zu diesem Zeitpunkt - für den BVB, aber auch für Füllkrug selbst. Und weil der Nationalspieler auch noch zwei Elfmeter kühl verwandelte, war die Suche nach einem Spieler des Spiels schnell beendet.

Es war Füllkrugs erster Dreierpack im Dortmunder Trikot überhaupt, erstmals in dieser Bundesliga-Saison sicherte er seiner Mannschaft mit seinen Toren sieben bis neun quasi im Alleingang einen Sieg. Davor hatte der 30-Jährige noch kein "game winning goal" erzielt.

Vielleicht drang deshalb zuletzt die Kritik zwar leise, aber durchaus vernehmbar durch: an Füllkrug als Torjäger, an seiner Spielweise und an seinem Wert für die Mannschaft. Umso wichtiger dürfte der Auftritt gegen Bochum für den Nationalspieler gewesen sein.

Antwort auf Kritik - und Konkurrent Undav

Zumal sich kaum 24 Stunden zuvor ein anderer hartnäckiger Herausforderer in den Fokus geschossen und damit auch Druck auf Füllkrug aufgebaut hatte: Deniz Undavs Name ist im Zusammenhang mit der deutschen Nationalmannschaft und einer möglichen EM-Nominierung nun schon oft genug gefallen, dessen drei Tore im Topspiel am Samstag gegen Leipzig (5:2) - alle drei aus dem Spiel heraus, mit rechts, links und per Kopf erzielt - waren durchaus bemerkenswert.

Undav ist aktuell der gefährlichste deutsche Angreifer der Liga, vor Borussias Spiel gegen Bochum hatte Füllkrug nur halb so viele Treffer erzielt wie der Stuttgarter (sechs). Nun liest sich auch diese Statistik wieder deutlich besser aus Füllkrugs Sicht.

Der will den ganzen Vergleichen und angeblichen Attacken seiner Konkurrenten ohnehin nicht zu viel beimessen. "Ich weiß nicht, was man sucht: Jemanden, der in 13 Spielen 25 Tore macht? Den findet man nicht in Deutschland", antwortete er nach dem Spiel auf die Frage nach Undav und dessen DFB-Ambitionen und zielte damit auf seine eigene überragende Quote von aktuell zehn Treffern aus 13 Spielen für die Nationalmannschaft ab.

Füllkrug als Symbol Dortmunder Effizienz

Für Füllkrug wie den BVB wurde das kleine Derby zu einem weiteren kleinen Schritt in die richtige Richtung. Dortmund hat nun auch das dritte Spiel der Rückserie gewonnen, zeigte dabei wie zuletzt in Köln eine gnadenlose Effizienz: Nur sechs Schüsse aufs gegnerische Tor reichte zu drei Treffern.

Spielerisch blieb die Mannschaft aber erneut einiges schuldig, da waren sich alle Beteiligten nach dem Spiel auch einig. Die Spieler und ihr Trainer betonten quasi unisono, dass noch "Luft nach oben" sei in fast allen Bereichen. Die Spielweise sei "etwas schlampig" gewesen, sagte Marcel Sabitzer, Eigentorschütze Nico Schlotterbeck sprach von einem "Arbeitssieg".

Aber auch für den gibt es in der Bundesliga drei Punkte, weshalb der BVB wieder an RB Leipzig vorbeigezogen ist und erstmals seit Ende November auf einem Champions-League-Platz steht. Neun Punkte aus drei Spielen bei 10:1 Toren geben jedenfalls wenig Anlass zu großer Kritik - findet jedenfalls der ansonsten auch mal kritische Füllkrug.

"Man muss immer den Prozess sehen. Ich bin sehr einverstanden damit, dass wir uns im Moment das Selbstverständnis erarbeiten, Siege einzufahren." Dank seiner Tore. Und dank seiner Elfmeter. Niclas Füllkrug hat nun seine letzten zwölf Strafstöße in Folge verwandelt. Die Frage nach dem Dortmunder Elfmeterschützen - beim kurzen Spiel in Köln nach der kleinen Debatte mit Jadon Sancho noch ein Randthema - dürfte sich vorerst erledigt haben.

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