In turbulenten Zeiten hellt ein Nachwuchsspieler die Stimmung beim BVB zumindest ein bisschen auf. Samuel Bamba ist dabei, sich bei den Profis zu etablieren. Die Voraussetzungen dafür könnten jedenfalls kaum besser sein.

Mehr News zu Borussia Dortmund

Marco Reus war in den letzten Tagen ein großes Thema beim BVB. Der Routinier durfte beim Jahresabschluss gegen Mainz 05 keine Sekunde spielen, sein Verhältnis zu Trainer Edin Terzic sei über die Maßen angespannt, in einigen Publikationen ist von einer angeblichen Meuterei des ehemaligen Kapitäns gegen seinen Vorgesetzten zu lesen.

Die sogenannte Elefantenrunde am Donnerstag bestätigte nun Terzic als Dortmunder Trainer und Sebastian Kehl als Sportchef. Das verschafft der Borussia zumindest ein bisschen Ruhe in turbulenten Zeiten. Wie das dann aber nach den kurzen Weihnachtsferien zwischen Terzic und Reus weitergehen soll, ist eine der vielen dringenden Fragen.

Von den eingeforderten sechs Punkten gegen die Abstiegskandidaten Augsburg und Mainz holte der BVB nur deren zwei, der Rückstand auf Platz vier beträgt nun schon sechs Punkte, die spielerische Armut der Mannschaft macht große Sorgen, die Stimmung ist miserabel.

Eine große Kehrtwende auf allen Ebenen ist überfällig: im Miteinander, im Umgang mit der Mannschaft und - mindestens perspektivisch - auch beim Umbau des Kaders.

Bamba meldet sich beim BVB an

Im Trubel um die schlechten Leistungen und Ergebnisse der letzten Wochen, der Terzic-Debatten und auch jener um Marco Reus ist fast ein wenig untergegangen, dass sich beim BVB ein neues Gesicht aufgedrängt hat. Im Auswärtsspiel beim FC Augsburg feierte Samuel Bamba sein Bundesligadebüt, wenige Tage später durfte er gegen Mainz schon wieder ran - im Gegensatz zu Reus, der bei allen fünf Wechseln von seinem Trainer übergangen wurde.

Stattdessen brachte Terzic unter anderem den 19-jährigen Bamba und erklärte dies mit taktischen Erwägungen: Im Zentrum sei kein Platz, der BVB benötige frischen Schub über die Außen. Und Bamba als Dribbler sei deshalb die bessere Wahl als Reus.

Es waren nachvollziehbare Gründe, die für Bamba sprachen. Ein Signal hat Terzic damit - bewusst oder unbewusst - trotzdem gesetzt. Und zwar für Reus und für Bamba.

Terzic: "Kann auf jedem Niveau den Unterschied machen"

Der Trainer vertraut dem Youngster offenbar auch in prekären Situationen. Bamba durfte seine ersten Bundesligaminuten nicht in längst entschiedenen Spielen schnuppern und ein bisschen mitlaufen. Stattdessen warf Terzic das Dortmunder Eigengewächs in auch für ihn selbst heiklen Momenten in die Schlacht.

Und tatsächlich zeigte Bamba in beiden Spielen auch schon ein wenig von dem, worauf man sich in Zukunft freuen kann: Ohne zu großen Respekt oder sogar Angst ging er in die direkten Duelle, spielte seine enormen körperlichen Vorzüge aus und sorgte mit ein paar beherzten Dribblings für Gefahr.

"Wir finden, dass Sammy ein unglaubliches Talent und Potenzial in sich hat, vor allem offensiv: sein Tempo, sein Dribbling, seine Abschlussqualitäten. Da glauben wir, dass er auf jedem Niveau den Unterschied ausmachen kann", sagte Terzic auf der Pressekonferenz vor dem Mainz-Spiel über den Teenager.

Der Trainer kennt Bamba schon sehr lange, schließlich hat der sich schon im Alter von neun Jahren dem BVB angeschlossen und seitdem alle Jugendmannschaften durchlaufen. Damit ist Bamba einer der nur rund drei Prozent der Jugendspieler, die es in deutschen Nachwuchsleistungszentren bei einem Verein von der E-Jugend bis zum Lizenzspielervertrag schaffen.

"Er ist den kompletten Weg beim BVB gegangen. Sammy hat sich in den letzten Jahren immer wieder durchgesetzt. Auch im NLZ- und Nachwuchsbereich werden ja immer wieder neue, talentierte Spieler verpflichtet. Und dann ist es auch nicht leicht für die Jungs von der U9, sich immer wieder durchzusetzen bis zur U17, bis zur U19, bis zur U23." Samuel Bamba aber hat das geschafft.

Terzic sieht noch "Potenziale"

In der A-Jugend-Bundesliga und in der Youth League hat er schon von sich reden gemacht, besonders im K.o.-Spiel gegen Paris St.-Germain im letzten Frühjahr. Allerdings hatte Bamba wie viele andere hoffnungsvolle Talente auch mit dem kritischen Übergang vom Jugend- in den Erwachsenenbereich zu kämpfen.

Im Verlauf des letzten Jahres war der Spieler zeitweise in drei Mannschaften gleichzeitig aktiv, pendelte zwischen den Junioren und der Dortmunder U23 in der 3. Liga. Und trainierte auch schon bei den Profis mit, war unter anderem bei der Asienreise im letzten Winter dabei und dann bei der Sommer-Tour in die USA im Juli. Eine echte Heimstatt hatte Bamba zuletzt nicht. Nun könnte er aber nachhaltig bei den Profis Fuß fassen.

Wenn er denn bereit ist, weiter zu lernen. "Es gibt im physischen Bereich und im Defensivbereich noch genug Potenziale", sagt Terzic und vermeidet dabei bewusst den Begriff "Schwächen". Die gelte es weiter zu verbessern oder aufzuwecken. "So wollen wir unsere Toptalente aufbauen und sie immer wieder ranschnuppern lassen - bis wir dann das Gefühl haben, dass es Zeit wird, sie loszulassen…"

Beim dringend benötigten Neuanfang dürfte sich Bamba nun eine einmalige Chance bieten: In einer verunsicherten Mannschaft werden die Karten in der Regel wieder neu gemischt. Und mit Terzic ist auch weiterhin der Trainer am Ruder, der ihm den Einstieg in den Profi-Fußball ermöglicht hat. Und der von seinen Qualitäten überzeugt ist.

Verwendete Quelle

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.