• Fernando Alonso wird Alpine zum Ende der Saison verlassen. Und das nicht im Guten.
  • In Mexiko holte Alonso nach seinem Aus zum Rundumschlag aus.
  • Bei Aston Martin wissen sie, dass es mit dem Nachfolger von Sebastian Vettel schwierig werden könnte.

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Wie sauer Fernando Alonso war, konnte man als Zuschauer beim vergangenen Rennen in Mexiko hautnah erleben. Der Spanier ließ seinem Frust live vor einem Millionen-Publikum freien Lauf, stieg aus seinem liegen gebliebenen Alpine und schlug wild in die Luft.

Es machte den zweimaligen Weltmeister rasend, dass er sein Auto mal wieder vorzeitig abstellen musste. Der Motor. Platz sieben wäre für ihn drin gewesen. So waren es einmal mehr null Punkte.

Und wie das oft so ist, wenn Trennungen anstehen und das Verhältnis zum Ende hin arg gelitten hat, nahm Alonso kein Blatt mehr vor den Mund. Er meinte anschließend, Austin und Mexiko seien seine "zwei besten Rennen in Sachen Pace" gewesen. Doch "immer geht an Auto 14 etwas kaputt. Es ist erstaunlich, dass in jedem Rennen nur ein oder zwei Autos ausfallen – und immer ist es Auto 14", sagte er. Auto 14 ist sein Bolide.

Fernando Alonso richtete deutliche Kritik an sein Team

Die Vorwürfe in Richtung seines Teams versuchte er erst gar nicht mehr in irgendwelchen Floskeln zu verstecken oder zu übertünchen. "Wir sind einfach unvorbereitet. Der Motor kann einfach keine Rennen beenden. Es kann kein Pech sein, wenn du sechs oder sieben Motoren wechseln musst und trotzdem keine Rennen beendest", sagte Alonso.

Ein nicht mal mehr gut getarnter Vorwurf – wird Alonso im Vergleich zu seinem Teamkollegen Esteban Ocon, der weniger Probleme mit seinem Auto hat, etwa benachteiligt? Das weist Teamchef Otmar Szafnauer entschieden zurück.

"Die Wahrscheinlichkeit, dass das (die häufigeren Motoren-Probleme, Anm.d.Red.) passiert, ist nicht null. Es kann also passieren", verwies Szafnauer darauf, dass das Ungleichgewicht tatsächlich nichts anderes ist als Pech. "Wir können nichts sehen, warum es immer bei Fernando ist." Außerdem wird das Team, das an den Motoren arbeitet, regelmäßig durchgemischt.

Formel-1-Weltmeister Max Verstappen untermauert mit seinem Sieg in Mexiko seine Ausnahmestellung.

Weltmeister Max Verstappen bricht in Mexiko einen Rekord

Zwei Rennen stehen 2022 noch im Kalender der Formel 1, und Weltmeister Max Verstappen nimmt einen beeindruckenden Rekord aus Mexiko mit. Für den scheidenden Sebastian Vettel gibt es ebenso wenig zu feiern wie für Mick Schumacher. Spannend ist es hinter Red Bull noch in der Konstrukteurs-Wertung.

Alonso schiebt Frust, weil er sich weit unter Wert geschlagen sieht. "Bei 19 Rennen haben wir mehr oder weniger in 50 Prozent der Fälle nicht die Punkte geholt, die wir verdient haben." 60 Punkte habe er verloren, rechnete er vor, "und wenn wir jetzt noch sechs (für Mexiko, Anm.d.Red.) addieren, dann sind wir bei 66. Und die anderen profitieren natürlich noch und holen mehr Punkte als sie holen sollten."

Alonso zählt die Tage bis zu seinem Abschied

Mit 71 Punkten belegt Alonso aktuell Platz neun, elf Zähler und einen Rang hinter Ocon, was ihn zusätzlich wurmen dürfte. Mit 66 Zählern mehr wäre er Siebter und damit Best of the Rest hinter den drei Topteams. "Mein Niveau ist in dieser Saison sehr hoch, aber die Gesamtwertung wird am Ende des Jahres eine der schlechtesten sein. Das ist ein bisschen frustrierend, aber ich kann nichts dagegen tun."

Er werde nun zum letzten Rennen nach Abu Dhabi kommen, mit dem Team feiern und dann nach Hause fliegen, sagte Alonso, der 2023 für Aston Martin fahren wird. Zählt er also die Tage bis zu seinem Abschied? "Ja, zu 100 Prozent." Der saß.

Immer wieder verbrannte Erde

Ein typischer Alonso, der als abgezockter Politiker bekannt ist und noch bei jeder Station früher oder später verbrannte Erde hinterlassen und für Ärger gesorgt hat. Bei Alpine (früher Renault), wo er 2005 und 2006 seine beiden WM-Titel feierte, hat er es inzwischen auch geschafft. Angefangen mit dem überraschenden Wechsel im Sommer, mit dem er den Rennstall auf dem falschen Fuß erwischte und im Chaos um den anschließenden Verlust von Toptalent Oscar Piastri bei der Suche nach einem Nachfolger in eine Krise stürzte.

Danach ließ er durchblicken, dass er sich nicht wertgeschätzt fühlte, was an der aus seiner Sicht zu kurzen Laufzeit bei dem Alpine-Angebot zur Vertragsverlängerung lag. Nun die harsche Kritik, verbunden mit der Ansage, dass er die Tage bis zu seinem Abschied zähle.

Was sagt sein neuer Arbeitgeber dazu? Aston Martin hatte in den letzten beiden sportlich sehr bescheidenen Jahren das Glück, neben dem Sohn von Mitbesitzer Lawrence Stroll – den unkritischen Lance Stroll – in Sebastian Vettel einen Fahrer zu haben, der Kritik vor allem intern übt und im Frustfall nicht um sich schlägt.

Klar ist, dass Aston Martin auch Alonso erst einmal kein siegfähiges Auto vor die Box stellen wird. Beobachter sind sich uneins: Ist die Kombination Alonso und der egozentrische und extrem ehrgeizige Lawrence Stroll ein Pulverfass? Oder vielleicht sogar der Schlüssel zum Erfolg, zum sehnlichst erwarteten Durchbruch?

Was sagt Aston Martin zu Alonsos Verhalten?

"Sein Speed ist das Entscheidende", sagte Teamchef Mike Krack bei der BBC über die Alonso-Verpflichtung. "Aber es wird eine Herausforderung für uns. Normalerweise haben Fahrer mit dieser Erfahrung nicht dieses Verlangen zu gewinnen. Normalerweise geht dieser Wunsch zurück, vor allem wenn sie bereits gewonnen haben." Krack verpackt Alonsos Attitüde in positive Attribute.

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Alonso habe diese "einzigartige Kombination aus Schnelligkeit, Hunger, Motivation und Erfahrung. Für uns ist das der perfekte Kandidat", so Krack. Er weiß aber auch: "Der Nachteil könnte sein, dass wir wissen, dass es schwierig wird, wenn das Auto, das wir liefern, nicht gut genug ist. Aber wenn das Auto nicht schnell genug ist, wird es mit jedem Fahrer schwierig." Mit Alonso aber ganz besonders.

Verwendete Quellen:

  • Pressekonferenzen
  • bbc.com: Fernando Alonso will be 'challenging' for Aston Martin, says team boss Mike Krack
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