Es wurde ein enges Rennen vorausgesagt, am Ende war es das nur zu Beginn. Das Duell um das Oval Office im Weißen Haus ist entschieden. Am Morgen nach der Wahlnacht ist klar: Donald Trump wird der nächste US-Präsident. Die Folgen für Europa und die Welt - noch kaum abzuschätzen. Nur so viel ist sicher: Auf die Weltgemeinschaft kommen harte Zeiten zu.
Am Ende ging es dann doch schneller als viele erwartet hatten. Und für manche fühlt es sich nach den knappen Umfragen der letzten Wochen nun fast nach einem Erdrutschsieg für
Dabei hatte Herausforderin
Am Mittag des 6. November 2024 lässt sich – obwohl noch nicht alle Resultate aus allen Bundesstaaten auf dem Tisch liegen – sagen: Diese Warnungen haben nicht gefruchtet. Das sah wohl auch Harris so kommen. Selbst zu ihren Anhängern bei einer großen Wahlparty wollte die 60-Jährige in der Nacht nicht sprechen.
US-Wahl 2024: Harris hat in den Swing States nicht überzeugt
Im Laufe der Wahlnacht hat Donald Trump seinen Vorsprung Stück für Stück ausgebaut. Zunächst in erwartbaren Bundesstaaten, dann auch im ersten Swing State North Carolina, später in Georgia und schließlich in Pennsylvania. Niederlagen, die Harris wehtun. Niederlagen in Teilen der "Blauen Wand", die 2020 noch Siegesgaranten für
Harris' Problem: Sie hat in den umkämpften Swing States nicht oder zu wenig gepunktet. Das zeigt sich beispielhaft an Pennsylvania, wo Harris in den demokratisch dominierten Ballungsräumen mit gut ausgebildeten Wählerinnen und Wählern und College-Absolventen zu wenig Stimmen sammelte, um Trumps Vorsprung in den ländlichen Gebieten auszugleichen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in Wisconsin: In allen Demokraten-Hochburgen vereint Harris zu wenige Stimmen auf sich, auch im Vergleich zu Joe Biden 2020, um sich in Summe vor Trump zu schieben. Ein Grund für die "underperformance" der demokratischen Kandidatin: Viele US-Amerikaner halten die Biden-Regierung für schlecht. In Umfragen – etwa für CNN oder die "Times" – gaben lediglich vier von zehn Amerikanern an, mit Bidens Bilanz zufrieden zu sein. Das rächt sich nun. Vizepräsidentin Harris wurde offenkundig für die vermeintlichen Fehler der Biden-Administration in Mithaftung genommen.
Und Trump triumphiert
Um 9:30 Uhr deutscher Zeit hatte der Ex-Präsident bereits 266 Wahlleute eingesammelt - nur vier fehlten ihm da noch zum offiziellen Sieg, für den 270 benötigt werden. 205 Wahlleute gingen sicher an Kamala Harris. Es sah also zu diesem Zeitpunkt schon sehr gut aus für Trump. Die renommierte "New York Times" taxierte die Siegeswahrscheinlichkeit für den Republikaner da schon auf über 90 Prozent.
Auch Trump selbst spürte, dass ihm der Sieg nicht mehr zu nehmen war. So trat er bereits kurz vor halb neun Uhr morgens deutscher Zeit vor seine Anhänger in Florida und feierte sich als Sieger. Ein "politischer Sieg, wie ihn unser Land noch nie erlebt hat", rief Trump seinen Fans zu.
Was bedeutet ein Präsident Trump – für die USA und für die Welt? Politische Beobachter befürchten, dass Trump in einer zweiten Amtszeit deutlich skrupelloser und radikaler agieren könnte. Trump hatte bereits angekündigt, "Diktator für einen Tag" sein zu wollen – und politischen Gegnern wie Noch-Präsident Joe Biden mit Rache gedroht.
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Trump könnte entscheidende Stellen des Justizapparats und im Beamtenwesen mit Gefolgsleuten besetzen. Unliebsamen TV-Sendern will er die Lizenz entziehen. Und die Putschisten, die vor vier Jahren das Kapitol gestürmt haben, sollen begnadigt werden. Ob das tatsächlich alles so kommt? Es gibt in Trumps Umfeld ausgearbeitete Pläne, das politische System der USA umzubauen.
Europa und die Welt müssen sich also auf ein Amerika einstellen, das innen- und außenpolitisch deutlich anders agiert. Vorbei die Zeiten, als mit Joe Biden der vielleicht letzte Transatlantiker im Oval Office saß. Vor allem für die Ukraine ist das brisant. Es ist gut möglich, dass ein US-Präsident Trump dem Land die Unterstützung entzieht. Noch fließen die Milliarden aus Washington, mit denen Kiew seinen Abwehrkampf gegen Russland bestreitet. Unklar ist auch, ob Trump die USA wirklich aus der Nato führt. Es wäre der größte Bruch in der Nachkriegsgeschichte.
Washington könnte zu einem echten Problem-Partner werden
Der "Deal Maker" Trump könnte erneut einen Handelskrieg mit China anzetteln. So oder so: Europa muss sich darauf einstellen, stärker auf sich selbst gestellt zu sein. Der natürliche Verbündete Washington könnte zu einem schwierigen Partner werden. Und das in einer Zeit, in der Europa selbst geschwächt ist: Die deutsch-französischen Beziehungen – einst der Motor der EU – sind abgekühlt, in Deutschland zerlegt sich die Ampel-Regierung selbst. Es ist gut möglich, dass das Bündnis in den nächsten Tagen platzt und Europas wichtigste Volkswirtschaft in turbulenten Zeiten ohne handlungsfähige Regierung dasteht.
Zur Wahrheit gehört aber: Auch mit einer US-Präsidentin Kamala Harris wären diese Probleme nicht gelöst gewesen. Selbst wenn Harris aus deutscher und europäischer Sicht die berechenbarere Präsidentin gewesen wäre. Eine, die sich zu Nato, internationalen Abkommen und Demokratie bekannt hätte.
Unter einem Präsidenten Donald Trump wird die Unsicherheit weltweit zunehmen. Die überraschend kurze Wahlnacht in den USA, sie könnte noch lange nachhallen.
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