Der siebte Himmel ist bei den Grünen heute weiß-blau. Nach dem Rekordergebnis bei der Landtagswahl in Bayern ist die Partei in bester Feierlaune. Gleichzeitig ist klar: Nach der Party könnte es kompliziert werden.
Um drei Sekunden nach 18.00 Uhr knallt es laut im bayerischen Landtag. Im Saal der Grünen-Fraktion explodieren Konfetti-Kanonen. Grüner Glitzerregen rieselt herab, Jubel brandet auf. Aus Musikboxen erklingt laut Queens "Don't stop me now".
Die Grünen haben bei der Landtagswahl ein historisches Ergebnis eingefahren. Knapp 19 Prozent sind es laut den ersten Hochrechnungen - so viel, wie die aus Sicht der Partei optimistischsten Umfragen vorausgesagt haben und so viel wie die Grünen im Freistaat noch nie hatten. Die Partei ist im neuen Landtag zweitstärkste Kraft hinter der CSU und weit vor Freien Wählern, AfD und SPD.
"Mein Herz hat gehüpft", beschreibt Spitzenkandidatin
Von einem historischen Wahlsieg sprechen sie alle an diesem Abend - von Schulze über Bundeschef
"Nächstes Mal dreistellig"
In der Berliner Parteizentrale gibt es kein Konfetti, aber weiß-blaue Servietten und strahlende Gesichter - vor allem Parteichefin Annalena Baerbock ist glücklich, ist es doch die erste Wahl, seit sie und Habeck an die Grünen-Spitze gerückt sind.
Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sieht den Erfolg auch als Bestätigung für den Kurs im Bund, über die Öko-Kernklientel hinaus auf die Breite der Gesellschaft abzuzielen und sich bereit zu zeigen, Verantwortung zu übernehmen.
Der bisherige Spitzenwert der Grünen bei einer Bayern-Wahl lag bei 9,4 Prozent im Jahr 2008. Vor fünf Jahren hatten sie 8,6 Prozent erreicht, wurden nur viertstärkste Kraft. "Mut besiegt Angst, gemeinsames Europa statt Bavaria First, Lebensgrundlagen erhalten statt Flächen versiegeln. Mit Inhalten gegen Populisten streiten", schreibt Özdemir via Twitter.
"Wir haben den Wahlkampf unseres Lebens geführt. Wir haben heute eine Zeitenwende für Bayern eingeleitet", sagt der zweite Spitzenkandidat, Ludwig Hartmann. Endlich sei die Partei zweistellig. "Nächstes Mal dreistellig", ruft jemand aus der Menge dazwischen.
Schwarz-Grün: reizvoll und gruselig
Diese Menge ist in diesem Jahr so groß wie noch nie. Sepp Dürr ist seit zwei Jahrzehnten Mitglied des bayerischen Landtags. Ob es nochmal klappt, ist fraglich. In diesem Jahr startete er von Listenplatz 42, so weit hinten wie noch nie.
Soviel Andrang bei den Grünen habe er an einem Wahlabend in Bayern auch noch nie erlebt, sagt er. "Aber das ist ja das, was wir auch jahrelang leidvoll erfahren mussten: Alle wollen bei den Siegern sein."
Doch in die Feierstimmung mischen sich ganz schnell die Fragen, wie es denn nun weitergeht. Die CSU hat die absolute Mehrheit verloren, braucht einen Koalitionspartner.
Die Grünen haben immer wieder betont, Regierungsverantwortung übernehmen zu wollen. "Natürlich wollen wir Verantwortung für dieses schöne Land übernehmen", sagt Schulze auch am Wahlabend.
In der Berliner Zentrale sagt eine Grüne, fürs Mitregieren werde es ja "leider" nicht reichen - andere sind sichtlich erleichtert, dass die CSU nach den Hochrechnungen nicht unbedingt die Grünen braucht. Schwarz-Grün fällt sowieso vielen schwer, und dann auch noch mit dem Lieblingsfeind CSU? Irgendwie reizvoll, irgendwie gruselig.
"Um die Uhrzeit kann man das überhaupt noch nicht sagen", sagt
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