Die Ursachen für die steigende Kriminalität in Deutschland sind vielfältig. Bei "Markus Lanz" erklärte CDU-Politiker Reiner Haseloff, warum er auch ein Problem in dem veränderten Medienkonsum jüngerer Menschen sieht.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Natascha Wittmann dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die Anzahl von Messerattacken und Diebstählen steigt in Deutschland. Bei "Markus Lanz" diskutierten Gäste wie CDU-Mann Reiner Haseloff die möglichen Ursachen der beängstigenden Kriminalstatistik 2023. Haseloff erläuterte in dem Zusammenhang, warum es immer schwieriger werde, vor allem auf jüngere Menschen Einfluss zu nehmen. Dabei geriet er verbal mit Journalistin Anne Hähnig aneinander.

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Das ist das Thema bei "Markus Lanz"

Die neue Kriminalstatistik besagt, dass im vergangenen Jahr bundesweit rund 5,5 Prozent mehr Straftaten als im Vorjahr aufgezeichnet wurden. Insbesondere die Kriminalitätsrate unter Menschen ohne deutschen Pass soll demnach stark angestiegen sein.

ZDF-Moderator Markus Lanz sprach am Donnerstagabend mit seinen Gästen über die Ursache der erschreckenden Zahlen sowie die mögliche Verbindung mit der wachsenden Zuwanderung nach Deutschland. Gleichzeitig analysierte Lanz die hohe Bedeutung von Social Media in Bezug auf den Medienkonsum jüngerer Generationen.

Das sind die Gäste

  • Reiner Haseloff, CDU-Politiker: "Jetzt könnte Sachsen-Anhalt zu einem Symbol für Aufbruch werden."
  • Anne Hähnig, Journalistin: "Wenn wir eine höhere Zahl von Zuwanderern haben, dann haben wir auch eine stärker steigende Kriminalität."
  • Sascha Lobo, Autor: "Die rassistische Instrumentalisierung ist nicht nur eine große Gefahr, sondern sie ist sehr allgegenwärtig."
  • Christine Strobl, Medienmanagerin: "Die Frage, wie wir alle an unser Publikum kommen, ist das, was uns im Alltag extrem beschäftigen muss."

Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

ARD-Programmdirektorin Christine Strobl machte im Gespräch mit Markus Lanz eine Bestandsaufnahme des öffentlich-rechtlichen Medienangebots in Deutschland und betonte dabei, wie wichtig der Einsatz von Social Media sei, um junge Zuschauer zu erreichen. Die Frage, "wie wir alle an unser Publikum kommen, oder mit unseren Informationen dort sind, wo ein Großteil der Bevölkerung eben auch ist", sei "das, was uns im Alltag extrem beschäftigen muss und auch beschäftigt", sagte Strobl.

Sie erklärte, dass die ARD unter anderem mithilfe von TikTok an seiner Online-Präsenz feile. Laut der Medienmanagerin sei es unglaublich wichtig, Fernsehinhalte wie Talkshows für jüngere Generationen "zu übersetzen", die im Alltag keinen Fernseher mehr nutzen. "Das ist unsere Aufgabe. Und da sind wir, glaube ich, deutlich besser unterwegs als noch vor fünf, sechs Jahren", befand Christine Strobl.

Die ARD-Programmdirektorin wurde daraufhin besonders emotional, als sie sich an das Attentat auf ihren Vater Wolfgang Schäuble am 12. Oktober 1990 erinnerte. Damals schoss ein psychisch kranker Attentäter auf den CDU-Politiker, der nach dem Angriff bis zu seinem Tod im Jahr 2023 querschnittsgelähmt blieb. Strobl, die als Tochter des Politikers bei dem Attentat dabei war, erklärte nachdenklich, dass Schäuble 1990 "auf dem Höhepunkt" seiner politischen Karriere gewesen sei. "Es war ein schöner Moment", sagte Christine Strobl über die Wahlkampfveranstaltung im Oktober 1990. "Und am Ende der Veranstaltung ist geschossen worden und dann ist das Leben innerhalb von ein paar Sekunden komplett anders."

Die Medienmanagerin fügte hinzu: "Dieses Zusammentreffen von totaler Euphorie (...) und dann wacht man auf und ist auf der Intensivstation - das ist schon was, was man sich immer wieder klarmachen muss." Besonders dramatisch: Strobl ging zunächst davon aus, dass ihr Vater bei dem Attentat ums Leben gekommen war, denn "wenn Sie sehen, wie jemand in den Kopf geschossen bekommt, dann gehen Sie davon aus, dass der tot ist. Außerdem lag er nicht sehr lebendig auf dem Boden. Insofern war das schon meine unmittelbare Wahrnehmung". Dass er nach einem langen Genesungsprozess und trotz Rollstuhl noch über 30 Jahre lang ein erfülltes Leben führen konnte, sei für Christine Strobl bis heute ein Geschenk. Und auch Lanz musste abschließend anerkennen, dass Wolfang Schäuble in vielerlei Hinsicht "ein Vorbild in Sachen Disziplin" gewesen sei.

Das ist das Rede-Duell des Abends

Allein in Sachsen-Anhalt ist die Kriminalitätsrate zwischen 2022 und 2023 um neun Prozent gestiegen. Darauf angesprochen erklärte CDU-Politiker Reiner Haseloff: "Die Statistik ist das eine, das soziale Hinterfeld (...) ist noch eine Besonderheit. Was mir besonders Sorge macht dabei, ist die Anzahl der Straftaten junger Menschen." Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt ergänzte sorgenvoll, dass tendenziell erkennbar sei, dass immer jüngere Menschen "zu Straftaten neigen". Als Markus Lanz nach der Ursache fragte, antwortete Reiner Haseloff, dass die Anteile derjenigen, "die zu uns aus anderen Kulturen gekommen sind", zwar mit in die Statistik einzurechnen seien, "aber (...) nicht die entscheidende mathematische Lösung" für das Problem bieten.

Laut Haseloff gehe es stattdessen um "eine Dynamik in der Gesellschaft", in der zu erkennen sei, dass eine gewisse Bildung "auch von Leitmedien" keinen Einfluss mehr auf jüngere Menschen habe. Lanz hakte überrascht nach: "Ist das ein mediales Thema, diese zunehmende Gewaltbereitschaft?" Journalistin Anne Hähnig schüttelte mit dem Kopf: "Ich bin jetzt hier nicht ganz mitgekommen. Sie haben ja so sinngemäß gesagt, Herr Haseloff: 'Wer ARD und ZDF nicht guckt, der wird kriminell'. Ich glaube, ganz so ist es nicht."

Reiner Haseloff wehrte sich prompt: "So habe ich es nicht gesagt und so würde ich es auch nicht sagen!" Der CDU-Mann erklärte weiter, dass "die klassischen Transportwege von Informationen" eben nicht mehr diejenigen seien, die ältere Generationen noch erlebt hätten. "Und wir wissen auch, was diese Individualisierung für Gefahren mit sich bringt", warnte Haselhoff.

Anne Hähnig sah hingegen eine andere Ursache hinter der steigenden Kriminalität von Menschen ohne deutschen Pass: "Wenn wir eine höhere Zahl von Zuwanderern haben, dann haben wir auch eine stärker steigende Kriminalität." Dazu warnte Reiner Haseloff jedoch, dass das Thema Zuwanderung in Verbindung mit Kriminalität schwer zu kommunizieren sei, denn: "Dieses Thema ist sehr schnell auch instrumentalisierbar."

Lanz hakte nach: "Und deswegen sagt man das nicht?" Haseloff konterte streng, dass man einfach "bezüglich des Wordings, das man verwendet, sehr, sehr vorsichtig" sein müsse und man nicht pauschal sagen könne "Ausländer sind kriminell". Es seien "ganz spezielle Personengruppen, Altersgruppen und Herkunftsländer, die da eine Rolle spielen", sagte der Politiker, der zu einer "differenzierten Kommunikation" aufrief. Dem stimmte Sascha Lobo teilweise zu und ergänzte: "Wir haben ein Problem, wir müssen offen darüber reden. Wir müssen sehr aufpassen, dass da nicht so Zwischentöne reinkommen, die die entsprechenden Leute in sozialen Medien wieder in eine einzige Richtung ziehen - und die heißt am Ende: Ausländer raus."

Mehr Kriminalität: Faeser fordert hartes Durchgreifen des Rechtsstaates

Mehr Diebstähle, mehr Gewaltdelikte: In Deutschland ist die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr deutlich gestiegen und lag damit auf dem höchsten Stand seit 2016. Es ginge nun um ein hartes "Durchgreifen des Rechtsstaates", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik 2023 in Berlin.

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Markus Lanz gelang eine vielseitige Sendung, in der er von der Kriminalstatistik bis hin zu den Gefahren von KI und Social Media alles abdeckte. Gleichzeitig nahm sich der Moderator auch Zeit, mit Christine Strobl über ihre familiäre Vergangenheit zu reden.

Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"

Im Laufe der Sendung warnte Reiner Haseloff mehrmals vor irregulärer Zuwanderung und mahnte, dass das Land die zusätzliche Belastung auf Dauer "nicht so gebacken" bekomme, "dass wir moralisch damit auch zufrieden sein können, was unsere humane Leistung an dieser Stelle anbelangt". Alleine in Sachsen-Anhalt gebe es laut Haseloff viele Tausende Menschen, die abgeschoben werden müssten: "Wir haben in der Größenordnung jetzt (...) um die 6.000, die wir sozusagen illegal bei uns jetzt haben und eigentlich zurückgeführt werden müssten." Lanz merkte daraufhin an, dass daher auch der Frust in der Bevölkerung rühre. Journalistin Anne Hähnig nickte und kritisierte, dass es an konkreten Lösungen fehle: "Was die Migrationspolitik anbelangt, das ist ja speziell der Punkt, aus dem heraus die CDU viele Anhänger verloren hat an die AfD."
  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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