Bei Maischberger ging es am Montagabend um den iranischen Angriff auf Israel und die damit verbundene Frage: Droht jetzt ein Flächenbrand im Nahen und Mittleren Osten?

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Marie Illner dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Erstmals in der Geschichte hat der Iran Israel direkt und vom eigenen Boden aus angegriffen. Am Samstag flogen 300 Drohnen, ballistische Raketen und Marschflugkörper auf israelisches Gebiet. Damit reagierte der Iran nach eigener Aussage auf einen Angriff auf seine Botschaft in Damaskus von Anfang April. Dabei hatten wahrscheinlich israelische Streitkräfte Generäle der iranischen Quds-Brigaden getötet.

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Das war das Thema bei "Maischberger"

Gemeinsam mit ihren Gästen wollte Maischberger abklopfen, welche Folgen Irans Angriff auf Israel hat. Dreht sich die Eskalationsspirale immer weiter? Welche Reaktion ist von Israel zu erwarten? Ebenso ging es um den Krieg in der Ukraine und die Frage, ob sich Frieden durch Verhandlungen herbeiführen lässt.

Das waren die Gäste

  • Michael Roth (SPD): "Ich empfinde diese Zäsur als nicht so groß, weil Israel seit Jahren indirekt vom Iran angegriffen wird", so der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses. Der Iran habe den gesamten Nahen und Mittleren Osten mit Terrorknechten überzogen, darunter etwa die Hisbollah im Libanon und die Huthi-Rebellen im Jemen. "Sie alle eint, dass sie Israel zerstören wollen. Das ist die Staatsdoktrin des Irans", erinnerte Roth.
  • Kristin Helberg: Die Nahost-Expertin sagte: "Der Iran hat kein Interesse an einer direkten Auseinandersetzung – weder mit Israel noch mit den USA." Washington habe bereits signalisiert, dass man sich nicht an einem Gegenschlag beteiligen werde. Der Iran habe mit dem Angriff gezeigt: "Wir sind bereit, vom Strippenzieher im Hintergrund zu einer aktiven Kriegspartei zu werden. Das ist das Neue." Der Angriff sei kalkuliert und angekündigt gewesen, was darauf hindeute, dass der Iran keine Eskalation wolle.
  • Marcel Reif: Der jüdischstämmige Journalist und Moderator sagte über den Hamas-Angriff im vergangenen Oktober: "Israel hat Schlimmeres erlebt als 9/11." Über den jetzt erfolgten Angriff durch den Iran sagte er: "Diese Nacht hat auch etwas Positives gehabt. Die Menschen in Israel, also meine Verwandten, sagen: Siehst du, wir können es doch noch. Wir können uns schützen."
  • Kerstin Palzer: Die Korrespondentin im ARD-Hauptstadtstudio befand: "Wer nicht mit Sorge auf die Region sieht, der versteht nicht, wie gefährlich es ist." Israel habe nun eine Chance zur De-Eskalation. Es sei ratsam, den abgefangenen Angriff als Sieg zu verkaufen und nicht mehr militärisch auf den Iran zu reagieren. "Ich hoffe, dass Israel diese Strategie einnimmt", sagte sie.
  • Claus Strunz: "Diese Begründung ist eine absolute Frechheit", sagte der Journalist über die Erklärung des Iran, er habe sich mit dem Angriff auf Israel verteidigt und die Tötung seiner Generäle gerächt. "Sie tut so, als habe mit dem Angriff – wahrscheinlich durch die Israelis – auf dieses Botschaftsgelände alles erst begonnen", so Strunz. Dem sei nicht so. Der Iran terrorisiere Israel seit Jahren mittels seiner Hisbollah-Kräfte aus dem Libanon heraus.
  • Sahra Wagenknecht (BSW): "Ehemalige Wehrdienstverweigerer kennen jetzt die genauen Namen aller in Deutschland produzierten Panzertypen und gerieren sich als Militärexperten. Das ist mir sehr fremd und ich halte es vor allem auch für sehr gefährlich", sagte die Linkspolitikerin über die Grünen.
  • Katrin Göring-Eckardt (Grüne): "Es wird geredet über alle möglichen Dinge, da geht es um Kulturkampf und Gender, und das suggeriert den Leuten, dass das die eigentlichen Probleme wären", meinte die Bundestagsvizepräsidentin. Man müsse in den Wahlkämpfen darüber reden, worum es wirklich geht, die Ampel sei besser als ihr Ruf. "Unser Land ist besser, als es schlechtgeredet wird."

Das war der Moment des Abends bei "Maischberger"

Maischberger stellte ein Statement von Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz zur Debatte, welches sie bei "X" gepostet und kurz darauf wieder gelöscht hatte. Es lautete: "Mache mir um alle Menschen Sorgen in Ukraine, Israel, Gaza. Warum musste diese Situation noch provoziert werden? Bombardierung der iranischen Botschaft hat Nahost weiter gefährdet."

Palzer sagte dazu: "Sie hat sich in der Wortwahl vertan. Dieses 'provoziert' stimmt eben nicht." Sie habe aber recht, dass der Klügere reagieren müsse und es nun Deeskalation brauche. Strunz nannte den "X"-Beitrag "einer Bundestagsvizepräsidentin unwürdig". Wer sie dafür nicht kritisiere, stimme ihr indirekt zu.

Das war das Rede-Duell des Abends

Neben den Konflikten im Nahen Osten war auch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine Thema. Wagenknecht forderte Verhandlungen zwischen den beiden Parteien. "Von Selenskyj und dem Westen werden völlig unrealistische Forderungen aufgemacht", meinte sie. Es werde beispielsweise gefordert, dass die Russen sich komplett zurückziehen – "selbst von der Krim", so Wagenknecht. "Was heißt denn selbst von der Krim?", grätschte Göring-Eckardt dazwischen.

Wagenknecht dazu: "Die Schwarzmeer-Flotte befindet sich dort nicht erst seit 2014, sondern seit 200 Jahren." Es handele sich um einen strategisch wichtigen Stützpunkt. Man müsse Gerhard Schröder zu Putin schicken und ausloten, unter welchen Bedingungen Putin einem Waffenstillstand zustimmen würde.

Göring-Eckardts Reaktion erfolgte prompt: "Putin hat vor wenigen Wochen selbst gesagt: Warum sollte ich mit der Ukraine verhandeln? Das ist seine Haltung", erinnerte sie. Die Ukraine habe das gute Recht, ihr Territorium als ihres zu bezeichnen und zu verteidigen. Dass die Ukraine das schafft, sei realistisch, wenn sie ausreichend ausgestattet sei.

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So hat sich Sandra Maischberger geschlagen

Maischberger stellte die Fragen, die auf der Hand lagen: "Glauben Sie, es könnte eskalieren?", "Wie groß ist diese Zäsur?", "Will der Iran einen großen Krieg riskieren?" und "Wie kann und wie muss Israel reagieren?". Es war genau diese Sachlichkeit, die die Diskussion an dem Abend brauchte. Auflockernd wirkte dann das Gespräch zwischen Göring-Eckardt und Wagenknecht, bei dem Maischberger eine Liste mit Ja/Nein-Fragen stellte und am Ende angesichts vieler Gemeinsamkeiten wissen wollte: "Würde das dazu führen, dass sie am Ende miteinander regieren?"

Das war das Ergebnis bei "Maischberger"

Es waren zwei Zitate, die wichtige Ergebnisse des Abends treffend zusammenfassten. Über den iranischen Angriff sagte Strunz: "In dieser Nacht hat die Weltordnung einmal gewackelt". Jetzt sei die Frage, wie sie wieder zur Ruhe komme und wer mit wem dafür sorge. An anderer Stelle kommentierte Reif: "Über das Existenzrecht Israels können wir nicht diskutieren. Solange der Iran und die Hamas im Auftrag des Iran möchten, dass Israel verschwindet, kann sich nicht irgendwo etwas in Nuancen verändern, sondern das geht nicht."

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