Der befürchtete Vergeltungsangriff des Iran gegen Israel hat begonnen. In den Angriff involviert sind offenbar auch Verbündete des Irans.
Der Iran hat einen Drohnenangriff gegen Israel gestartet. Dies bestätigte Armeesprecher Daniel Hagari am Samstagabend. "Der Iran hat vor Kurzem Drohnen von seinem Territorium aus in Richtung Israel abgefeuert", erklärte die israelische Armee am Samstagabend.
Iran startet Angriff auf Israel - wohl auch Huthis und Hisbollah beteiligt
Kurze Zeit später folgte eine Bestätigung auch durch Irans Revolutionsgarde und die Staatsmedien. "Eine breite Drohnenoperation der Revolutionsgarden gegen Ziele im besetzten Land (Israel) hat vor Minuten begonnen", hieß es am Samstag in den Untertiteln des Staatsfernsehens kurz vor Mitternacht.
Offenbar sind auch Raketen abgefeuert worden. Als Reaktion "auf die zahlreichen Verbrechen" Israels und den Angriff auf ein iranisches Konsulargebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus habe die Luftwaffe der Revolutionsgarde "dutzende Raketen und Drohnen" auf festgelegte Ziele in Israel abgefeuert, berichtete das iranische Staatsfernsehen am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit) unter Berufung auf die Revolutionsgarde.
Auch die Hisbollah feuerte eigenen Angaben zufolge Raketen auf Israel ab. Die israelisch besetzten Golanhöhen seien angegriffen worden. Zudem sollen die Huthi-Rebellen Drohnen aus dem Jemen in Richtung Israel gestartet haben. Die auf maritime Sicherheit spezialisierte Firma Ambrey teilte am Samstagabend mit, die Drohnen seien "in Abstimmung mit dem Iran" gestartet worden. Mögliche Ziele seien israelische Häfen, erklärte das Unternehmen und warnte vor "Kollateralschäden" für die Schifffahrt.
Israel schätzt, dass mehr als 100 Drohnen unterwegs sind
Hagari beschrieb die Angriffe aus dem Iran am Samstagabend als "schwerwiegende und gefährliche Eskalation". Nach Angaben des israelischen Fernsehens hat der Iran eine dritte Welle von Drohnen auf den Weg nach Israel geschickt. Insgesamt gehe Israel von mehr als 100 Drohnen aus.
Es ist der erste direkte Angriff des Irans auf seinen Erzfeind Israel. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu versammelte wegen der Angriffe am Samstagabend im Hauptquartier in Tel Aviv das Kriegskabinett.
"Wir überwachen die iranischen Killerdrohnen, die nach Israel unterwegs sind, sehr eng", sagte Hagari. "Unsere defensiven und offensiven Fähigkeiten sind auf dem höchsten Bereitschaftslevel vor diesem Großangriff des Irans." Die israelische Armee gehe gemeinsam mit den Verbündeten Israels "mit ganzer Kraft" vor, um den Staat Israel und das israelische Volk zu verteidigen.
Der iranische Verteidigungsminister warnte nach dem Beginn der Vergeltungsschläge gegen Israel vor Gegenangriffen auf sein Land. Jeder Staat, der den Iran angreife, werde eine "entschlossene Reaktion" erhalten, sagte General Mohammed-Resa Aschtiani laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna in der Nacht zu Sonntag.
Iran-Expertin nennt Angriff "beispielloses Ereignis"
Die Iran-Expertin Sima Shine im israelischen Fernsehen: "Dies ist ein beispielloses Ereignis. Der Iran hat sein Paradigma verändert." Es ist auch das erste Mal seit 1991, dass Israel von einem UN-Mitgliedsstaat angegriffen wird. Damals hatte der Irak Dutzende Scud-Raketen auf israelisches Gebiet gefeuert.
Auch die US-Regierung bestätigte den Beginn eines iranischen Luftangriffs gegen Israel. US-Präsident Joe Biden werde fortlaufend über die Lage informiert und werde sich am Samstagnachmittag mit seinem Sicherheitsteam im Weißen Haus zu Beratungen treffen, teilte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats mit. Der Angriff werde sich "wahrscheinlich über mehrere Stunden hinziehen".
Iranische Drohnen benötigen offenbar neun Stunden bis Israel
Das israelische Fernsehen meldete, die Flugobjekte könnten mehrere Stunden unterwegs sein. Laut der „Jerusalem Post“ und "Israel National News" benötigen sie rund neun Stunden bis zum israelischen Luftraum.
Am Mittwoch hatte Teheran mit Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff auf ein iranisches Konsulargebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus gedroht.
Nach dem Start des iranischen Drohnenschwarms sperrte Israel seinen Luftraum. "In Übereinstimmung mit den Richtlinien des Sicherheitssystems wird der Luftraum des Staates Israel ab 00.30 Uhr (Ortszeit, 23.30 MESZ) für internationale und inländische Flüge gesperrt", teilte die israelische Zivilluftfahrtbehörde am Samstagabend mit. Zuvor hatte bereits Jordanien seinen Luftraum gesperrt und dies mit "zunehmenden Gefahren" in der Region begründet.
Deutscher Botschafter appelliert an Deutsche in Israel
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, forderte alle Deutschen vor Ort auf, sich an die Anweisungen der Sicherheitsbehörden zu halten. "Ein Direktangriff wie noch nie: Iranische Drohnen im Anflug auf Israel und es kann noch mehr kommen", schrieb er am Samstagabend auf X. "Alle deutschen Landsleute bitte ich dringend, zu Ihrer Sicherheit den Anweisungen des Home Front Command und der lokalen Behörden zu folgen." (mt/dpa/afp)
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