Die Gäste von Frank Plasberg stellen sich bei "Hart aber fair" die Frage, was genau mit dem Begriff Heimat gemeint ist. Vor allem eine Kabarettistin sorgt für emotionale Momente.
Diese Sendung von "Hart aber fair" war noch gar nicht gelaufen, da hatte sie im Netz bereits für Diskussionen gesorgt. "Deutschland – nur für Deutsche oder offen für alle?" sollte der Titel lauten. Das sorgte für viel Kritik, vor allem von Deutschen mit ausländischen Wurzeln. "Euer Titel räumt genau jenen Leuten Platz ein, die Menschen wir mir in Abrede stellen, dass Deutschland meine Heimat ist", twitterte der Journalist Hasnain Kazim.
Selbst
Was ist das Thema bei "Hart aber fair"?
Der Begriff "Heimat" war in den vergangenen Jahren eines der wichtigsten Wörter in der politischen Diskussion.
Ist sie ein geschlossener Raum, in dem "Einheimische" unter sich bleiben wollen? Oder können auch andere Menschen Teil dieser Heimat werden? Darum soll es bei "Hart aber fair" gehen.
Wer sind die Gäste?
Idil Baydar: Die Kabarettistin ist mit ihrem Temperament die auffälligste Person in der Runde. Ihre Eltern stammen aus der Türkei, sie selbst ist in Deutschland geboren. "Wir sind gar nicht migriert, wir werden aber Migranten genannt – das ist irritierend", sagt Baydar.
Armin Nassehi: Der Münchener Soziologie-Professor ist so etwas wie der ruhende Pol in der Mitte. Heimat ist für ihn "die Lebenswelt, die einem vertraut ist". Den Begriff, so findet er, müsse man gelassener verwenden. "Das Zusammenleben der Menschen funktioniert viel konfliktfreier als die Art und Weise, wie wir miteinander reden."
Nikolaus Blome: Für den Politik-Chef der "Bild"-Zeitung ist es ganz natürlich, dass Menschen Vorbehalte oder Angst vor Fremden haben. Er sagt aber auch: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es einen gewissen Austausch gibt." Bei der Frage, ob ein Fußballer wie Mesut Özil nicht das Recht auf zwei Heimaten hat, findet er: "Er kann zwei Heimaten haben, aber nur ein Land."
Was war das Rede-Duell des Abends?
Die beiden eifrigsten Duellanten sind Idil Baydar und Nikolaus Blome. Wer die besseren Argumente hat, ist letztlich Ansichtssache. Blome findet, Migranten hätten eine Bringschuld, wenn es um Integration gehe. Baydar entgegnet, sie sei in Deutschland geboren. "Bin ich seit der Geburt in der Bringschuld?"
Immer wieder legt die Deutsch-Türkin geschickt den Finger in die Wunde – etwa wenn sie beklagt, dass Migranten das Gefühl vermittelt bekommen, besonders deutsch sein zu müssen. "Fragt ihr Deutschen euch das Untereinander eigentlich auch: Wie deutsch bist du eigentlich?"
Manchmal schießt sie allerdings über das Ziel hinaus – etwa wenn sie Hubert Aiwanger anblafft: "Sie kennen doch überhaupt keine Türken!"
Was war der Moment des Abends?
Nach Rahstorf würde man nach diesem Abend wohl gerne einmal fahren. Im Heimatdorf von Hubert Aiwanger leben gerade einmal 50 Menschen und die Welt ist dort offenbar noch in Ordnung.
Früher schlossen die Bewohner nicht einmal ihre Haustüren ab. Vielleicht lassen sich dort sogar gesellschaftliche Konflikte auflösen: Nikolaus Blome schlägt zum Ende der Sendung jedenfalls vor, dass Idil Baydar und er gemeinsam nach Rahstorf fahren.
Wie hat sich Frank Plasberg geschlagen?
Der Moderator ist stellenweise offenbar eher an einer heiteren Sendung als an einer pointierten Talkshow interessiert – besonders hart sind seine Fragen jedenfalls nicht.
Bei diesem Thema und diesen Gästen muss er allerdings auch nicht allzu viel machen: Da entspinnt sich die Diskussion wie von selbst.
Die Ergebnisse
Der Aufschrei im Vorfeld der Sendung war kaum berechtigt: Über Ausgrenzung wurde nicht diskutiert.
Das liegt allerdings nicht zuletzt daran, dass gar nicht erst ein Gast eingeladen wurde, der Deutschland wirklich nur als Heimat von Deutschen versteht. Und die Stimme der Menschen mit ausländischen Wurzeln hat Idil Baydar laut und engagiert vertreten.
Die Eingangsfrage bleibt letztlich unbeantwortet: Ist Heimat nun ein ausgrenzender Begriff? Oder versteht ihn die Mehrheit so wie Katrin Göring-Eckardt: als ein Ort, an dem auch Zugezogene aufgenommen werden?
Unterhaltsam ist die Diskussion trotzdem. Und sie ist mal lustig, mal emotional, mal differenziert. Wenn man in der Lage ist, auf diese Weise miteinander zu reden und zu streiten, dann ist das für die Gesellschaft fraglos ein gutes Zeichen.
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