- Annalena Baerbock für die Grünen und Armin Laschet für die Union: Sie sind die Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl.
- Und somit kommen Robert Habeck und Markus Söder nicht zum Zug.
- Ihre Reaktionen zeigen aber, warum beide dennoch Gewinner statt Verlierer sind.
Markus Blume ist CSUler durch und durch. Der Münchner, Jahrgang 1975, wuchs in der bayerischen Landeshauptstadt auf, als Franz Josef Strauß Ministerpräsident war. Der kantige FJS, das Ebenbild eines konservativen deutschen Politikers.
Und das Vorbild von
Er gönnt ihm diese nicht, er akzeptiert das Votum der größeren Schwesterpartei, um gut dazustehen.
Markus Söder: CSU-Chef gönnt Armin Laschet Kanzlerkandidatur nicht
Darin sind sich Beobachter der Bundespolitik einig. So kommentierte das Nachrichtenmagazin "Spiegel", Laschet sei ein Kanzlerkandidat von "Söders Gnaden". Der bayerische Ministerpräsident müsse "nur noch zuschauen", schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
Und so schaute Söder in der Parteizentrale in München dabei zu, wie sein Generalsekretär dem vermeintlichen Partner Laschet Stoß um Stoß versetzte.
"Markus Söders Kandidatur war ein Angebot an unser Land. Es war ein verdammt gutes Angebot", sagte Blume und zweifelte damit unverblümt an, ob der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Laschet mithalten kann. Erst recht, weil Söder gezeigt habe, "welche Zugkraft er für die Union entfalten kann".
Es sind diese kleinen Spitzen bajuwarischer Machtpolitik, die zweifeln lassen, wie ernst es der CSU mit ihrer Rückendeckung wirklich ist. Zur Erinnerung: Laschet ließ sich zuerst vom CDU-Vorstand aufstellen und dann vom CDU-Präsidium bestätigen. Das Söder-Lager hatte dagegen eine Kampfabstimmung in der Söder-freundlichen Bundestagsfraktion angeregt - vergeblich. So etwas lassen sich CSU-Politiker in der Regel aber nicht gefallen.
CSU teilt Spitzen gegen Armin Laschet aus
"Wir bleiben bei dem, was Markus Söder auszeichnet: klar im Kurs und souverän im Stil", meinte Blume, versehen mit wenig freundlichen Grüßen an Laschet. Der CSU-General legte knallhart nach. "Markus Söder begeistert", sagte er, "und lassen Sie mich ganz persönlich sagen: Markus Söder war erkennbar der Kandidat der Herzen". Laschet ist das seiner Meinung nach also nicht.
Für wie geeigneter sich Söder selbst hält, ließ sein Statement erahnen. "Die Würfel sind gefallen", meinte der 54-Jährige und bemühte ein Zitat, das dem römischen Staatsmann Julius Caesar zugeschrieben wird. Was auffällt: Er gratulierte dem 60-jährigen Laschet nicht einmal.
Stattdessen erklärte Söder, was der Union – und damit Deutschland – jetzt (angeblich) durch die Lappen gehe. Denn: Sein Sieg bei der Bundestagswahl 2021 wäre nur Formsache gewesen. Natürlich. "Wir haben für dieses Angebot unglaublich viel Zuspruch erhalten", sagte Söder beinahe selbstverliebt.
Söder und Laschet bei der K-Frage: Rückendeckung geht anders
Der Franke verpasste in nur knapp vier Minuten Redezeit keine Gelegenheit, zu betonen, dass er selbst in Laschets Partei mehr Unterstützung genieße. "Ich bedanke mich ausdrücklich bei vielen, vielen Orts- und Kreisverbänden, besonders von der CDU", erzählte er beispielsweise. Und meinte weiter, dass er sich "gerade bei den Jungen, den Modernen, bei denen, die auf Zukunft aus waren für ihre wirklich überragende Unterstützung" bedanke. Jung, modern, zukunftsfähig – er sprach Laschet all das ab. Ein Bärendienst.
"Ich bedanke mich vor allem auch bei vielen mutigen Abgeordneten, die entgegen normaler Parteisolidarität sehr offen gesagt haben, was sie schätzen", meinte er weiter und strickte sich seine eigene Heldengeschichte: "Auch bei nahezu allen Ministerpräsidenten, die in den letzten Tagen nochmal Unterstützung gezeigt haben."
Nahezu allen? Öffentlich hatten sich nur die CDU-Länderchefs Reiner Haseloff aus Sachsen-Anhalt und Tobias Hans (Saarland) für ihn ausgesprochen. Wenn man genau hinhörte, konnte man eine Nuance gekränkten Stolz herauslesen. So habe "selten ein CSUler oder Bayer so viel Zuspruch" aus ganz Deutschland erhalten. Man muss wissen: NRW-Ministerpräsident Laschet hatte mit angeblichen Vorbehalten gegen einen Bayern argumentiert.
Annalena Baerbock und Robert Habeck: Grüne zeigen Union wie Bündnis geht
Wie Bündnis wirklich geht, hatten zuvor wortwörtlich die Grünen vorgemacht.
Das erste Wort gehörte prompt ihm, es wurde ein Monolog, bei dem die eigentliche Hauptdarstellerin geduldig ein, zwei Schritte zurückmachte. Die Bühne sollte zuerst ihrem 51-jährigen Parteifreund gehören. Dieser will bei einem Wahlsieg offenbar forsch mitregieren, das Kanzlerprinzip entzerren, wonach die oder der Regierungschef alleinige Richtlinienkompetenz hat.
So betonte Habeck stets das "Wir". "Wir haben einen neuen Führungsstil etabliert, einen Stil, der auf Kooperation aufbaut und einander Raum lässt". Seine Botschaft: Wenn wir gewinnen, regieren wir auch zu zweit. Man muss wissen: Habeck gehört bei den Grünen den "Realos" an, jenem Flügel, der antritt, um zu regieren. Und sei es auf Kosten fundamentaler "grüner Interessen".
Habeck sieht einmalige Chance für Grüne
Dieses Ziel sieht er greifbar, durch Baerbock. "Wir sind durch die Gemeinsamkeit so erfolgreich geworden, dass etwas passiert ist, was vor Jahren noch unmöglich schien: Wir kämpfen um das Kanzleramt", meinte der Norddeutsche. "Wir."
Und während er auf seinem eigenen Erfolg durch Baerbock hofft, wartet Söder offenbar nur darauf, dass Laschet scheitert. "Es wird sicher noch Diskussionen geben", prophezeite er dem Rheinländer.
Laut eine aktuellen "Forsa"-Umfrage fiel die Union prompt von 28 auf 21 Prozent, während die Grünen von 23 auf 28 Prozent zulegten. Bündnisse sind wohl mehr nach dem Geschmack der Wählerinnen und Wähler.
Verwendete Quellen:
- BR24 auf Youtube: Rundschau extra
- Der Spiegel: "Von Söders Gnaden"
- Welt auf Youtube: "Kanzleramt im Visier: Die Grünen wollen mit Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock angreifen"
Söder gibt auf: "Die Würfel sind gefallen"
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