- Die Grünen in Baden-Württemberg laden zum Bewerbungsgespräch.
- Jeweils eineinhalb Stunden nehmen sich Kretschmann und Co. am Mittwoch, um die möglichen Koalitionspartner zu beschnuppern.
- Nun ist die Frage: Wie zahm gibt sich die FDP?
Die grünen Wahlsieger in Baden-Württemberg machen bei der Suche nach einem Koalitionspartner Tempo. Schon an diesem Mittwoch wollen sich Ministerpräsident
Bei den Gesprächen über eine Ampel wird es entscheidend auch darum gehen, ob FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke nach zehn Jahren Opposition und teilweise brachialer Kritik an der Ökopartei einen Draht zu den Grünen findet. Der Fraktionschef zeigte sich zuversichtlich, dass die Ampel klappt. Aber: "Es gibt natürlich rote Linien für uns", sagte Rülke, ohne konkret zu werden. Dagegen erklärte FDP-Landeschef Michael Theurer, man werde über alles reden. "Ich werde nicht über rote Linien sprechen."
Die CDU setzt voll auf Landeschef und Innenminister Thomas Strobl, der in den vergangenen fünf Jahren der grün-schwarzen Koalition als Vertrauter von Kretschmann galt. Die Union will unbedingt verhindern, neben der AfD in der Opposition zu landen. Nach dem Desaster bei der Landtagswahl will die gescheiterte Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann den Weg für einen Neuanfang freimachen. Sie werde sich aus der Politik zurückziehen, bestätigte ihr Sprecher der dpa. Zuerst hatte die "Stuttgarter Zeitung" berichtet.
Kretschmann: "In einer Krise darf man nicht noch eine weitere Krise produzieren"
Kretschmann will sich nach eigenen Worten bei der Regierungsbildung nicht von taktischen Erwägungen leiten lassen. "In einer Krise darf man nicht noch eine weitere Krise produzieren", sagte er in der Sitzung der neuen Grünen-Fraktion nach Angaben von Teilnehmern. Die Menschen im Land erwarteten mitten in der Corona-Krise, dass man verlässlich regiere und sich nicht immer streite in einer Koalition.
Ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl gibt es dem Vernehmen nach Druck vonseiten der Bundes-Grünen und der Bundes-SPD, im Südwesten eine Ampel-Koalition zu bilden, um auch hier zu zeigen, dass es Mehrheiten ohne die Union gibt. Die Grünen gehen davon aus, dass es mehrere Sondierungstreffen geben wird. Der neue Landtag tritt am 11. Mai das erste Mal zusammen, am 12. Mai soll der 72-jährige Kretschmann zum dritten Mal zum Ministerpräsidenten gewählt werden.
Die Grünen hatten die Landtagswahl am Sonntag mit einem Rekordergebnis von 32,6 Prozent gewonnen. Die CDU landete bei nur noch 24,1 Prozent, das ist ein neuer Tiefpunkt. Die AfD büßte am meisten ein im Vergleich zu der Wahl vor fünf Jahren und bekam 9,7 Prozent. Die SPD liegt mit schwachen 11,0 Prozent auf Platz drei vor der FDP, die sich auf 10,5 Prozent steigern konnte. (ash/dpa)
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