Nach dem Hackerangriff auf deutsche Politiker gibt die Bundesregierung leichte Entwarnung. Es seien keine "sensiblen Daten" geklaut worden. Trotzdem: Der Leak erschüttert Politiker in ganz Deutschland - und auch Prominente.
Bei dem Online-Angriff auf Politiker und Prominente sind persönliche Daten und Dokumente von Hunderten Personen des öffentlichen Lebens im Netz veröffentlicht worden.
Betroffen seien "alle Ebenen" - Politiker aus dem Bundestag, dem Europaparlament und den Landtagen bis hin zu den Kommunen, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz am Freitag in Berlin. Fietz warnte, es könnten auch gefälschte Daten in das Material eingeschleust worden sein.
Das Kanzleramt hat nach diesen Angaben am Donnerstagabend Kenntnis von dem Fall bekommen. Aus dem Kanzleramt selbst sind den Angaben zufolge infolge des Datenlecks keine sensiblen Daten abgeflossen. Das gelte auch für den Bereich von Kanzlerin
Hackerangriff oder Datenleck?
Die Bundesregierung weiß noch nicht, ob die Daten durch einen Hackerangriff abgefischt wurden. Auf welche Art und Weise die Daten abgeflossen seien, "lässt sich noch nicht mit Sicherheit feststellen", sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums.
Die Sicherheitsbehörden hätten festgestellt, dass es sich sowohl um "relativ aktuelle als auch um ältere Datenpakete handelt".
Man hält es in Regierungskreisen nach dpa-Informationen auch für möglich, dass jemand, der durch seine Tätigkeit Zugang zu sensiblen Daten hat, diese online gestellt haben könnte. Fest stehe bereits, dass der Datenabfluss nicht über das Regierungsnetz erfolgt sei, hieß es.
Ein möglicher Angriffspunkt sei das Netz des Bundestages. Zu den Betroffenen zählen aber auch Landtagsabgeordnete.
Twitter-Account gesperrt
Zu den Daten zählen unter anderem Telefonnummern und Chat-Verläufe. Die Sicherheitsbehörden bemühen sich den Angaben zufolge, möglichst schnell dafür zu sorgen, dass die Daten nicht mehr abgerufen werden können. Ein Twitter-Account, der die Daten verbreitete, wurde am Freitag gesperrt.
Der Sprecher des Innenministeriums sagte, das Cyber-Abwehrzentrum habe die Koordination in diesem Fall übernommen. Es ist beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) angesiedelt.
Alle Parteien betroffen - bis auf die AfD
Das Ziel des Angriffs war am Freitag noch weitgehend unklar. Von dem Angriff auf die Privatsphäre sind alle im Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der AfD betroffen.
Auch Daten von Prominenten, etwa der Moderator Jan Böhmermann, wurden veröffentlicht. Es liege nahe, dass das Daten-Leak "aus der rechten Ecke" komme, sagte der renommierte Karlsruher IT-Sicherheitsexperte Christoph Fischer.
Möglich sei es aber, dass der Hack "aus Spaß an der Freude" erfolgte - "die Datenlage sieht danach aus".
Prominente Opfer - FDP leitet juristische Schritte ein
Unter den Opfern des Hackerangriffs sind Medienberichten Kanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, die Moderatoren Böhmermann und Christian Ehring, Bands und Künstler wie der Deutsch-Rapper Materia und die Band K.I.Z, sowie Journalisten von ARD und ZDF.
Die FDP im Bundestag hat juristische Schritte eingeleitet. Nach derzeitigem Kenntnisstand seien zentrale Systeme der FDP-Fraktion nicht betroffen, sagte ein Sprecher der Fraktion am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Die Fraktion prüfe den Fall in enger Abstimmung mit den zuständigen Stellen. Das Netz des Bundestags könnte ein Angriffspunkt sein, über den sensible, teils private Daten abgeflossen sind.
Insgesamt seien 28 Namen und Handynummern von FDP-Politikern betroffen, bestätigte die Generalsekretärin der FDP Baden-Württemberg, Judith Skudelny, am Freitag in Stuttgart.
Die Betroffenen wüssten Bescheid und könnten selbst entscheiden, ob sie die Handynummern ändern wollten. Das System der Bundestagsfraktion der FDP habe nicht gehackt werden können. (am/dpa)
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